Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein virtueller Rundgang durch Laichingen
Wer als Unternehmen mitmachen möchte, muss Mitglied der Wirtschaftsvereinigung sein
LAICHINGEN - Einen Rundgang durchs überwiegend sonnige Laichingen kann man nun auch vom Sofa daheim aus unternehmen – unter zwei Voraussetzungen: man benötigt einen Internetzugang und einen Rechner oder ein Mobiltelefon neueren Datums. Den neuen virtuellen Rundgang haben nun die Wirtschaftsvereinigung Laichingen und die Stadt vorgestellt.
Michael Brückmann steht im Atrium der Laichinger Volksbank. Regen klatscht gegen die Scheiben. Brückmann sagt: „Das ist das perfekte Regenwetter zum Vorstellen des virtuellen Stadtrundgangs.“Nun könne man bei unwirtlichem Wetter die Stadt auch abends vor dem Kaminfeuer vom Handy aus erkunden.“
Brückmann hat den virtuellen Rundgang entwickelt. Er sagt: „Das ist kein Google Streetview. Das gibt es hier auf der Alb in weiten Teilen ohnehin nicht.“Der 360-Grad-Rundgang funktioniere mit herkömmlichen Internetbrowsern auf stationären Rechnern, Laptops oder Mobilgeräten. Man muss bloß die Webadresse wvl-tour360.de aufrufen und schon ist man „drin“.
Brückmann erklärt, wie es zu dem virtuellen Rundgang kam: Auslöser sei die Coronakrise gewesen. Es gab keine Events, die Brückmann fotografieren konnte. Stattdessen feilten viele Unternehmen an ihren Internetpräsenzen und Brückmann überlegte, warum es nicht auch in Laichingen möglich wäre, die Digitalisierung, Handel, Wirtschaft und Tourismus in einem Online-Angebot unter einen Hut zu bringen. Er hatte bereits mit 360-Grad-Fotografie gearbeitet und war bereit, das Angebot auszubauen.
Aus dieser Überlegung ist der 360-Grad-Rundgang hervorgegangen. Mit seiner Idee ging Brückmann zur Stadt und zur Wirtschaftsvereinigung. Bürgermeister Klaus Kaufmann sagt: „Das ist eine tolle Idee , eine Bereicherung für unsere Stadt, unsere Bürger und unsere Gäste. So können wir zeigen, was es alles so gibt bei uns.“Wirtschaftsvereinigungsvorstand Harry Titos erklärt: „Man musste uns nicht groß überreden bei diesem ersten Gespräch Mitte August.“
Also zog der Fotograf Brückmann los, um 360-Grad-Panoramen im Stadtgebiet und den Stadtteilen zu fotografieren – immer mit Blick auf das Wetter (möglichst gut) und auf Müllwagen (möglichst keiner im Bild). Innerhalb weniger Wochen stellte Brückmann den Rundgang fertig. Er erklärt: „Wir arbeiten in einer Web-basierenden Umgebung, somit ist der Rundgang sowohl lauffähig auf PC, Tablet also auch Smartphone und Virtual-RealityAusrüstung. So ist er auch einfach in bestehende Web-Umgebungen integrierbar und bildet damit ein ausbaufähiges Marketinginstrument für Stadt, Tourismus und Gewerbe.
Das neue Angebot ist jetzt gestartet. Aktuell kann man vom Kreisel im Stadtzentrum aus sich zu einem virtuellen Rundgang in die Stadt aber auch in den Stadtteilen Machtolsheim, Suppingen und Feldstetten aufmachen.
Der Spaziergang besteht aus 110 Panoramaaufnahmen und 45 Fotos. Die Benutzer des Internetangebots können in den Panoramen die Blickrichtung mithilfe der Maus oder am Smartphone einfach durch Wischen ändern. Sie können hineinzoomen und auch wieder hinaus und sie können auf die rund 750 Navigationselemente tippen oder klicken, um etwa in neue Panoramen zu gelangen.
Wer zum Beispiel mangels Gelegenheit noch nie das durchaus sehenswerte Trauzimmer im Alten Laichinger Rathaus gesehen hat, kann im Rahmen des Rundgangs einen Blick hinein werfen. Auch in den Kirchen der Stadtteile war Brückmann mit seinen Panoramakameras unterwegs. Wer also schon immer mal die Deckengemälde in der Machtolsheimer Kirche völlig in Ruhe betrachten wollte, ohne das Risiko, sich vor Ort zu infizieren, bekommt durch den 360-Grad-Rundgang die Gelegenheit dazu. Und auch für die Tiefenhöhle gibt es einen 360-Grad-Rundgang.
Mitgliedsunternehmen der Laichinger Wirtschaftsvereinigung findet man ebenfalls bei dem Rundgang – anklickbare Elemente leiten weiter auf die Firmenwebsites, Logos informieren, ob die Firma bei der regionalen Onlineverkaufsplattform Emma bringt’s mitmachen, oder wo man mit dem Älbler zahlen kann.
Das neue Angebot ist inzwischen unter anderem auf der Startseite der Stadt Laichingen verlinkt und auch über die Stadt-App erreichbar. Es solle aber stetig ergänzt und verbessert werden, verkündet Bürgermeister Kaufmann. Ralf Schiffbauer, Vorstand der Laichinger Volksbank, erklärt: „Stadt und Wirtschaftsvereinigung haben gemeinsam Spielregeln festgelegt, welche neuen Inhalte gewünscht sind, und wer darüber entscheidet.“Das bedeutet: Um die öffentlichen und die touristischen Inhalte kümmert sich die Stadt. Wer sein Unternehmen im Virtuellen Stadtrundgang sehen möchte, muss Mitglied der Wirtschaftsvereinigung sein, sagt Schiffbauer. Schließlich verwende diese einen Teil der Mitgliedsbeiträge für die Finanzierung des 360-Grad-Rundgangs.