Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Verkürzt und ohne Alkohol
Wie die Veranstalter in den größeren Städten in Coronazeiten ihre Märkte organisieren
RIEDLINGEN/BIBERACH/LAUPHEIM - Einen Glühwein trinken, eine Waffel verspeisen oder ein Mitbringsel kaufen – und dabei noch Gutes tun. Auch das ist Teil der Weihnachts- beziehungsweise Christkindles-Märkte im Landkreis Biberach. Mancherorts sind sie bereits abgesagt, in anderen Kommunen gibt es noch Überlegungen, inwiefern diese im Corona-Winter umsetzbar sind. Doch eins scheint schon jetzt klar: Initiativen und Vereine müssen überwiegend mit weniger Einnahmen kalkulieren.
In der Lange Straße in der Riedlinger Fußgängerzone tummeln sich am Abend des Christkindlesmarktes die Menschen. Vor den Ständen mit Glühwein und anderen Getränken drängeln sich die Besucher. Viele halten einen wärmenden Glühwein oder Punsch in den Händen. Ein Bild, das es diesmal in Riedlingen so nicht geben wird. Dem Christkindles-Markt in seiner klassischen Form erteilten Stadtverwaltung und Veranstalter bereits eine Absage.
In organisiert der
Riedlingen Handels- und Gewerbeverband
den Weihnachtsmarkt. „Anders als mit dem Flohmarkt ist damit kein Geld verdient“, sagt der Vorsitzende Frank Oster. Trotzdem mache man dies jedes Jahr gerne, weil der Markt auch als Werbeaktion für den stationären Handel diene. Diesmal gebe es am 5. Dezember einen Adventsmarkt – allerdings nur tagsüber und ohne Glühwein. „Händler werden ihre Waren anbieten“, sagt Oster. Einige hätten bereits zugesagt und seien froh über diese Plattform. Er rechnet damit, dass die finanziellen Einbußen auch beim Adventsmarkt im Rahmen bleiben: „Weil das Angebot kleiner ausfällt, haben wir auch weniger Ausgaben.“
„Der Biberacher ChristkindlesMarkt ist unsere Haupteinnahmequelle“, sagt Alexander Sauer, Präsident des Serviceclubs
Round-Table.
Im März dieses Jahres hat der Serviceclub 15000 Euro im Rahmen des Spendenprojekts „Los … mach was!“an 19 Vereine, Organisationen und Institutionen ausgeschüttet. „Wir haben noch etwas auf der hohen Kante, sodass wir weiterhin soziale Projekte unterstützen können“, sagt Sauer. Aber ohne Christkindles-Markt dürften die Summen geringer ausfallen. Ob sich die RoundTable-Mitglieder anderweitig einbringen? „Es gibt Überlegungen. Aber spruchreif ist noch nichts“, sagt Sauer.
Auf den Verkauf von Glühwein, Punsch und Waffeln haben auch die Mitglieder des
in den vergangenen Jahren gesetzt. „Dies anzubieten, wäre zu riskant. Wir sind darauf bedacht, Personen zu schützen“, sagt die Präsidentin Karin Barring. Die Stadt Laupheim hat den Weihnachtsmarkt ohnehin gestrichen. Verzichten müssen die Besucher aber nicht auf die beliebten Mistelzweige. „Wir verkaufen sie an vier Terminen auf dem Wochenmarkt“, sagt Barring. „Der Erlös kommt Bedürftigen in Laupheim zugute.“Die Termine, jeweils zwischen 7 und 13 Uhr, stehen fest: 26. und 28. November sowie 3. und 6. Dezember. Der Verlust des Glühwein-Geschäfts ließe sich damit aber nicht kompensieren, so Barring. Einen finanziellen Nutzen vom Biberacher Christkindles-Markt habe der Verein nicht, sagt der Vorsitzende HansBernd Sick. Immer wenn Christkindles-Markt ist, kommen Menschen aus den Partnerstädten nach
Lions Club Laupheim „Städte Partner Biberach“
Biberach, um dort ihre Produkte zu verkaufen. Wegen Corona seien Reisen aber nur eingeschränkt möglich, sagt Sick. „Natürlich werden uns die Begegnungen fehlen.“Sollte ein alternativer Weihnachtsmarkt zustande kommen, wolle man mitmachen. Auch wenn diese Beteiligung deutlich kleiner als in den Vorjahren ausfällt: „Unsere limitierte Auflage an haltbaren Waren reicht nicht für einen längeren Zeitraum.“
Eine Teilnahme an einem abgewandelten Biberacher Christkindles-Markt kann sich auch die
Gesellschaft für Heimatpflege
vorstellen. Die Mitglieder verkaufen neben den städtischen Sammlerobjekten wie Tassen, Schürzen oder Tüchern auch Bücher und den wohlbekannten Kalender. „Für den Kalender haben wir ein Notfallkonzept“, sagt der Vorsitzende Otmar Weigele. „Wir würden ihn über Buchhandlungen vertreiben.“Produziert sei der Kalender bereits. „Der Christkindles-Markt ist für uns eine wichtige Ergänzung“, sagt Weigele mit Blick auf die Finanzen der Gesellschaft. Existenzgefährdend sei die Absage aber nicht: „Da geht es den kommerziellen Händler ganz anders.“
„Anders als mit dem Flohmarkt ist damit kein Geld verdient.“Frank Oster, Vorsitzender des Handels-und Gewerbeverbands Riedlingen
„Dies anzubieten, wäre zu riskant. Wir sind darauf bedacht, Personen zu schützen.“Karin Barring, Präsidentin des Lions Club Laupheim