Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Schlauch statt Schale
Feneberg spart mit einem neuartigen Hackfleischbeutel von Ulma 70 Prozent Verpackungsmaterial
KEMPTEN/MEMMINGEN - Spaghetti Bolognese, Lasagne, Bauerntopf, Chili con carne: Wer solche Gerichte kocht, braucht dazu Hackfleisch. Supermärkte bieten diese Zutat meist portioniert in den Kühltheken an. Der Kunde greift dann zu einer Schale aus festem Kunststoff, die mit einer Folie luftdicht verschlossen ist. Fachleute nennen diese Verpackung „MAPSchale (Modified-Atmosphere-Packaging)“, weil der Inhalt unter anderem gegen Schmutz, Keime und Bakterien versiegelt ist und das Schutzgas nicht entweichen kann. Das ist der Standard – bisher, muss man sagen. Denn das Verpackungsunternehmen Ulma in Memmingen hat zusammen mit dem Kemptener Lebensmittelhändler Feneberg für Hackfleisch einen neuartigen Schlauchbeutel auf den Markt gebracht.
Dieser Schlauchbeutel verfügt über alle Eigenschaften einer MAPSchale, hat aber laut Alexander Biechteler, Leiter technischer Vertrieb und Anwendungstechnik bei Ulma, einen ganz entscheidenden Vorteil: Er spart im Vergleich zur üblichen harten Schale bis zu 70 Prozent Kunststoff.
Die Idee für solch einen Schlauchbeutel entstand laut Biechteler Mitte vergangenen Jahres: „Gemeinsam mit der Firma Feneberg haben wir in letzter Zeit mit Hochdruck an einer absolut neuartigen und innovativen Verpackung für deren Fleischereiprodukte gearbeitet, die wesentlich umweltschonender ist als die gewohnten Packungsarten“, sagt der technische Leiter. Der Schlauchbeutel kann alles, was die Hartschale bietet. Er ist dicht, schützt gegen Verschmutzung,
ist strapazier- und transportfähig sowie transparent, listet Ulma-Geschäftsführer Thomas Blümel auf. Feneberg wird pro Jahr fast 36 Tonnen an Verpackung allein für Hackfleisch sparen. „Es profitiert aber auch die gesamte Kreislaufkette von der Herstellung über den Transport bis zum Recycling“, sagt Sonja Kehr, Unternehmenssprecherin bei Feneberg.
Bei der Produktion der dünnen Folien werden weniger Strom und Wasser verbraucht als für die harten Schalen. Einen weiteren Vorteil nennt Christian Gareiß, Leiter der Produktionstechnik bei Feneberg: „Früher wurden mit einer Palette Verpackungsmaterial zwischen 2880 und 5040 Verkaufspackungen hergestellt. Mit unserer Schlauchbeutelverpackung können wir mit einer Palette zwischen 64 800 und 81 000 Verkaufspackungen herstellen. Das heißt, wenn früher 100 Lkw das Verpackungsmaterial Schale angeliefert haben, sind für dieselbe Menge produzierter Verkaufspackungen mit der neuen Verpackung maximal sieben Lkw auf der Straße unterwegs.“
Schließlich habe auch der Kunde etwas von den Schlauchbeuteln: Bei ihm fällt weniger Abfall an, der übrigens voll recycelbar ist, weil er nur aus einer einzigen Materialgruppe besteht, erklärt Ulma-Chef Blümel.
Bei all der Euphorie über die neue Verpackung: Geht es nicht auch ohne? Auf diese Frage antwortet UlmaManager Biechteler: „Man darf Verpackung nicht verteufeln.“Sie sei unverzichtbar für die Hygiene im Umgang mit Lebensmitteln. Und: Auch an Frischetheken mit Bedienung werde Hackfleisch in Plastikbeutel eingepackt, meist sogar doppelt.
Feneberg hat inzwischen bei Hackfleischprodukten in allen knapp 80 Filialen zu hundert Prozent auf den Schlauchbeutel umgestellt. Von den Kunden gebe es positive Rückmeldungen, erklärt Sonja Kehr. Ziel sei es nun, nicht nur Hackfleisch, sondern das ganze Sortiment an SBFleisch im neuen Schlauchbeutel anzubieten.
Und was kommt nach Kunststoff ? „Der nächste Schritt könnte sein, Verpackungen auf naturbasiertem Material, aber mit allen notwendigen Barriere-Eigenschaften herzustellen“, sagt Blümel, etwa aus Mais oder Bio-Abfällen. So etwas werde bereits in Forschungslabors untersucht. Für Hackfleisch ist das derzeit aber noch nicht reif für große Produktionsmengen.