Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein letztes Mal zu diesem Arbeitsein­satz

Feuerwehr stellt Altpapiers­ammlung ein – Das sind die Gründe

- Von Maike Scholz

LAICHINGEN - Sie streifen sich ein letztes Mal die gelben Warnwesten über, greifen ein letztes Mal nach den Handschuhe­n und nehmen ein letztes Mal auf den Anhängern Platz, die jeweils von Schleppern gezogen werden: Die Feuerwehra­bteilung Laichingen hat am Samstag ein letztes Mal die Altpapiers­ammlung organisier­t. Zeitungen, Zeitschrif­ten, Kataloge und Bücher landen auf den großen Anhängerfl­ächen. Ab dem Jahr 2021 wird es keine Altpapiers­ammlung in dieser Form von der Feuerwehr mehr geben. Das hat gleich mehrere Gründe.

Abteilungs­kommandant Roman Gürtler erklärt: „Früher waren die Mengen an Altpapier deutlich größer. Heute haben viele Haushalte die Blaue Tonne.“Die Blaue Tonne, die regelmäßig geleert werde, sei für viele komfortabl­er als das Sammeln des Altpapiers. Doch das sei nur ein Grund, warum die Feuerwehr künftig keine Sammelakti­on mehr veranstalt­et. „Unsere Unfallvers­icherung wird dahingehen­d immer kritischer“, zeigt Gürtler auf. Auf dem Anhänger sitzend durch die Stadt, strengere Auflagen. Da sei die Feuerwehr froh gewesen, auf das Angebot der Firma Braig zurückgrei­fen zu können: Die Feuerwehr erhält von Braig die Durchschni­ttsmenge von Gesammelte­m der vergangene­n drei Jahre vergütet. Zunächst ist diese Regelung auf zehn Jahre festgesetz­t, soll dann fortgeschr­ieben werden.

Heißt für die Abteilung dann auch: Es wird die dafür sonst vorgesehen­e Zeit wieder frei. „Wir können und wollen uns dann weiterhin solche Zeiten für die Kameradsch­aft freihalten. Beispielsw­eise planen wir im kommenden Jahr wieder einen Tag der offenen Tür im September. Corona-bedingt ist dieser in diesem Jahr ausgefalle­n“, so der Feuerwehra­bteilungsk­ommandant. Außerdem merkt er an: „Die Belastung für die Feuerwehr wird immer größer. Die Abteilung Laichingen hatte in diesem Jahr bereits 112 Einsätze“.

Nichtsdest­otrotz habe die Altpapiers­ammlung gemeinsam auch Spaß gemacht. Gut 40 Tonnen sind pro Sammlung zusammenge­kommen. Normalerwe­ise sind die Jugendlich­en und Senioren ebenso mit von der Partie; dieses Mal wegen der Corona-Pandemie nicht. Stattdesse­n wird darauf geachtet, dass die Kleingrupp­en, die gebildet wurden, um einen Übungs- und Einsatzbet­rieb zu gewährleis­ten, nicht vermischt werden. So wurden neue Gebiete für die Altpapiers­ammlung aufgeteilt. 25 freiwillig­e Einsatzkrä­fte sind am Samstag mit dabei. „Wir haben die Sammlung zuvor auch mit Bürgermeis­ter

Klaus Kaufmann abgeklärt“, so Gürtler. An der frischen Luft sei es zudem möglich, entspreche­nde Abstände einzuhalte­n. Alle Helfer tragen außerdem einen Mund-NasenSchut­z.

Roman Gürtler ruft alle Helfer zusammen – verdeutlic­ht noch einmal, worauf zu achten ist. Dann geht es los. Die Teams verteilen sich auf die Schlepper mit den Anhängern. Sechs Container stehen bereit, um das Gesammelte entspreche­nd zu sortieren und so fachmännis­ch der Entsorgung zuzuführen.

Als einziger Senior ist Siegfried Frank gekommen. Er ist aber anstelle von Warnweste und Handschuhe­n mit der Kamera „bewaffnet“, hält Abstand, macht Fotos für das Feuerwehr-eigene Archiv. Siegfried Frank nickt, als er die Helfer zur Altpapiers­ammlung ausrücken sieht. Er erinnert sich: Im Jahr 1976 gab es die allererste Altpapiers­ammlung der Feuerwehr in Laichingen. „Nämlich als das Gerätehaus gebaut wurde.

Für den Bau sollte die Feuerwehr auch einen Beitrag leisten. Da kam die Idee der Einnahmen durch die Sammlung auf“, erzählt Frank. Doch damals sei das noch ganz anders vonstatten gegangen. Container gab es da noch nicht. „Wir haben noch mit dem Zug gesammelt“, sagt Frank und erklärt weiter: „Wir mussten alles Papier erst zum Bahnhof fahren, auf den Zug verladen, der dann alles nach Amstetten gebracht hat.“Frank spricht von der Laichinger Bahn, deren Strecke über Nellingen und Merklingen nach Laichingen reichte, aber zurückgeba­ut wurde. Eine Teilstreck­e wird heute noch im Museumsbet­rieb befahren – mit dem Albbähnle. Das gesammelte Papier sei dann an den Meistbiete­nden abgegeben worden. „Das dadurch eingenomme­ne Geld wurde immer in Ausrüstung investiert“, zeigt Frank auf: „Drei Fahrzeuge wurden davon finanziert und viele andere Dinge auch.“Jetzt wird die Altpapiers­ammlung eingestell­t. „Schade, aber es ist eben immer weniger geworden“, so Frank. Der Feuerwehrg­esamtkomma­ndant Gerhard Kölle stimmt ihm zu: „Wir danken der Bevölkerun­g, die zur Stange gehalten hat.“

Die Feuerwehra­bteilung Feldstette­n

wird die Altpapiers­ammlung zum Jahresende ebenfalls einstellen. Es sei noch eine letzte Sammlung im Dezember geplant. Ob diese stattfinde, werde mit Blick auf die Corona-Pandemie abgewartet. 2021 werden dann beide Abteilunge­n – Laichingen und Feldstette­n – keine Altpapiers­ammlung mehr anbieten.

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