Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wirte ertragen die Schließung zähneknirschend
Minijobs im Gastgewerbe fallen jetzt wieder weg – Manche setzen auf Speisen „To go“, aber nicht alle
LAICHINGER ALB - Ab heute sind Kneipen und Restaurants geschlossen für mindestens einen Monat. Diese Maßnahme stößt bei den gebeutelten Gastronomen auf keine Gegenliebe. In Ulm hat ein Kneipenwirt die „Religion des Bieres“gegründet, um in „Gottesdiensten“weiter ausschenken zu können. Auf der Alb ist man da geerdeter.
Erst vor etwas mehr als einer Woche haben und seine Familie in Laichingen das
im Industriegebiet eröffnet. Zuvor betrieben sie das „Déli“in der Stadtmitte. Die Schließungsanordnung trifft sie hart, sagt „Oki“. Er erklärt: „Ich finde es unfassbar und bin total enttäuscht von der Regierung. Wir haben doch im Vorfeld alles getan, dass unsere Gäste sich sicher vor Ansteckung fühlen können.“
Zusammen mit dem Ordnungsamt und dem Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) sei ein auf das spezifische Unternehmen angepasste Hygienekonzept erarbeitet worden mit Laufwegen, Abständen und weitergehenden Hygienemaßnahmen. „Wir haben viel Geld in die Hand genommen, um dieses Konzept umzusetzen. Aber nach nur einer Woche schließt man uns wieder. Ich fühle mich komplett verarscht.“
Restaurants seien doch keine Pandemietreiber, sagt Kula. „Wegen ein paar schwarzen Schafen steht die gesamte Branche am Pranger“, schimpft er. Er sagt: „Wir als Familie sind geschockt und ich weiß nicht, ob wir in der derzeitigen Konstellation wirtschaftlich überleben können.“Schließlich habe man in den vergangenen Monaten große Investitionen getätigt.
Immerhin: „Unsere Gäste unterstützen uns massiv und wir bekommen viel Zuspruch. Manchmal wissen wir gar nicht, wie wir da gefühlsmäßig mit umgehen sollen“, sagt „Oki“.
Folgende Strategie soll das wirtschaftliche Überleben des neuen Déli sichern: „Wir planen einen Mittagstisch zum Mitnehmen und auch ein Abendessen.“Das wurde mit allen Beteiligten besprochen.
Zumachen mangels Alternativen
Orhan „Oki“Kula „Neue Déli“
wird seine beiden Kneipen in Laichingen – das
und das „Wir haben keine andere Wahl“, sagt Gnann. Finanziell sei der Teil-Lockdown sicherlich eine Katastrophe für Wirte,
Max Wolfgang Gnann Café Jasmin. Café
die keine Rücklagen gebildet haben. Zum Glück habe er etwas auf die Seite gelegt, sodass er die Shutdowns einigermaßen überstehen könne, sagt Gnann. Es tue ihm weh, geringfügig Beschäftigte zu entlassen.
Er sagt: „Wir haben uns an die Vorgaben gehalten. Auf der anderen Seite gab es Privatpartys mit bis zu 500 Leuten. Da wundert es mich nicht, dass die Infektionszahlen wieder steigen.“Er sagt weiter:
„Mir tut es richtig leid um die Leute, die in Minijobs in der Gastronomie arbeiten. An die denkt keiner und die bekommen nicht mal Arbeitslosengeld.“
Auch im Westerheimer
hält sich die Begeisterung über den neuen Lockdown in engen Grenzen. der das Unternehmen erst vor Kurzem von seinen Eltern übernommen hat, sagt: „Man steht mit dem Rücken zur Wand. Unser Verband versucht, der Regierung klar zu machen, dass die Infektionen nicht von uns kommen.“
Immerhin dürfen noch Geschäftsreisende im Rössle übernachten. Aber von denen gab es selbst vor Corona wenige.
Erik Goll hatte sich vor dem Lockdown im Frühjahr auf die Herstellung von Käse spezialisiert. Das trug damals schon Früchte und wird nun ausgebaut.
Außerdem setzen die Westerheimer auf besondere Aktionen wie den Haxentag am 14. November. Da können wieder nach Vorbestellung alle Haxen mit Kartoffelsalat abholen. Zudem, gibt es Überlegungen, wie Gnann sagt: „Im Moment überlegen wir, ob und wie wir einen täglichen Speisen-Abhol-Service umsetzen können.“
Im in Nellingen ist man mittelmäßig entspannt. Denn sowohl Betreiber
als auch seine Frau gehen hauptberuflich anderen Tätigkeiten nach, sodass die Einbußen der Raucherkneipe nicht existenzgefährdend ins Gewicht fallen.
Trotzdem sagt Haußmann: „Die elf Wochen Schließung im Frühjahr waren eine schwere Zeit. Seither ist nichts mehr, wie es war. Während sich die Zimmerbelegung zwischenzeitlich erholt hat, wurde die Kneipe fast nur noch von den Stammgästen besucht.“
Er erklärt: „Diese neuen vier Wochen sind für uns ein Schlag. Schließlich laufen die Kosten weiter. Es gibt Kredite bei Banken, die bedient werden müssen. Die kann man doch nicht beliebig an- und ausschalten.“Sein Fazit: „Wir müssen durchhalten für den Moment.“Er sagt, er hofft, dass es nur ein Moment bleiben wird.
Rössle Erik Goll, Wilden Mann Gasthof Holger Haußmann