Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Androiden im Kampf gegen Unkraut
Ellwanger Batteriehersteller Varta entwickelt mobile Ladestationen für Agrar-Roboter
ELLWANGEN - Roboter navigieren zielsicher durch die Furchen von Gemüsefeldern und jäten dabei Unkraut. Wenn ihr Akku zur Neige geht, fahren sie selbstständig zur Ladestation in der Nähe – und diese liefert Strom, den sie direkt aus der Sonne gewinnt. So könnte der Acker der Zukunft aussehen – zumindest wenn es nach dem Batteriehersteller Varta geht. Das Ellwanger Unternehmen entwickelt gemeinsam mit der französischen Firma Naïo Technologies eine autonome und mobile Ladestation für Roboter in der Landwirtschaft.
„Die Idee ist es, unabhängig von der Steckdose zu sein“, sagt VartaSprecher Christian Kucznierz im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Bauern sollen die drahtlose Fernladestation einfach bei ihren landwirtschaftlichen Flächen aufstellen können. So könnten die Roboter 24 Stunden lang im Einsatz sein, ohne dass sich Landwirte um die Stromversorgung sorgen müssen. Betrieben wird die Ladestation mit Solarstrom oder, falls vor Ort möglich, mit Strom aus anderen regenerativen Energiequellen. Varta liefert die Batterietechnologie für das Projekt, während von Naïo Technologies die Agrarroboter kommen.
Naïo Technologies wurde 2011 von den Robotikingenieuren Gaëtan Séverac und Aymeric Barthes gegründet. Das Unternehmen, das landwirtschaftliche Robotiklösungen entwickelt, herstellt und vermarktet, hat nach eigenen Angaben weltweit fast 150 Roboter im Umlauf. Im Zuge der Kooperation wurden in Roboter von Naïo Technologies Batterien von Varta integriert. Das Ellwanger Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Produzenten von Lithium-Ionen-Batterien. Der M-DaxKonzern steigerte im vergangenen Jahr seinen Umsatz um mehr als ein Drittel auf 362,7 Millionen Euro, der operative Gewinn wuchs um 94,1 Prozent auf 97,5 Millionen Euro.
„Die Roboter bewegen sich selbstständig und wenn der Strom leer ist, fahren sie zur Ladestation“, erklärt Kucznierz. Hauptaufgabe der sogenannten Agrobots, die im französischen Escalquens entwickelt wurden, ist das Jäten von Unkraut. Je nach Einsatzgebiet gibt es unterschiedliche Modelle, etwa für den Weinbau oder für Gemüsefelder. Mithilfe von Laser und Kameras findet sich ein Agrobot auf dem Acker zurecht, fährt die Furchen ab und beseitigt mit seinem Werkzeug das Unkraut. Ein großer Vorteil laut Hersteller Naïo Technologies: Durch den regelmäßigen Einsatz eines solchen Roboters können Landwirte weniger Pestizide einsetzen, die ansonsten nötig wären, um das Unkraut zu beseitigen.
Mithilfe der Ladestation, die Varta und Naïo Technologies gemeinsam entwickeln, sollen die Agrobots zukünftig noch eigenständiger werden, sodass sich Landwirte möglichst wenig um den Betrieb ihres Roboters kümmern müssen. Wie Varta mitteilt, werde die geplante Lösung eine Weltneuheit für die Agrarrobotik sein. Der erste Prototyp soll auf dem Internationalen Forum für Agrarrobotik (FIRA) im Dezember vorgestellt werden.