Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Grauer statt goldener Oktober
Bei geringer Sonnenscheindauer war der vergangene Monat etwas zu warm und zu nass
Die Witterung im vergangenen Monat war für die Forstund Wasserwirtschaft ideal, weniger dagegen für die Menschen, die gerne ihre Zeit im Freien verbringen. Denn es verging kaum ein Tag ohne Regen. In rascher Folge zogen Tiefausläufer übers Land und brachten ausgesprochen wechselhaftes und windiges Wetter.
Bevor sich im November endgültig der feucht-kühle Herbst breitmacht, stellt sich häufig eine länger anhaltende Hochdrucklage ein, die uns nach Nebelauflösung tagsüber nochmals angenehm mildes und schönes Wetter bringt, der sprichwörtliche goldene Oktober, in dem sich das Laub besonders intensiv verfärbt. Doch davon war dieses Jahr nur wenig zu spüren. Stattdessen bestimmte ein umfangreicher Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik das Wettergeschehen. An dessen Südrand zogen wie die Gondeln eines Riesenrades Regengebiete und einzelne Schauerstaffeln über unsere Region hinweg. Nach der in den Monaten davor extrem unterschiedlichen, selten so erlebten Niederschlagsverteilung bekamen dieses Mal alle genügend Nass ab, die Staulagen des Allgäus naturgemäß am meisten. So verzeichneten Alfons Ohlinger auf der Bergerhöhe bei Wangen 143,2 Liter/m2, Karl-Heinz Schweigert in Leutkirch 136,7 Liter/m2 und die erst vor Kurzem eingerichtete Messstation von Hans Pfeiffer in Schlier-Hintermoos immerhin noch 130,7 Liter/m2. Der absolute Spitzenwert wurde allerdings von Otto Wiesmann aus Albbruck am Hochrhein gemeldet: 145,0 Liter/m2.
Zwischen dem 17. und 20. stabilisierte sich die Wetterlage unter dem Einfluss von Hoch „Otmar“vorübergehend und die Sonne konnte sich kurzzeitig etwas besser behaupten. Ansonsten sorgten aber lediglich der Föhn am Alpenrand und schwache Zwischenhochs für den einen oder anderen Lichtblick. Entsprechend dürftig war auch überall die Sonnenscheindauer. An der Wetterzentrale in Bad Schussenried wurden gerade einmal 83,3 Sonnenscheinstunden registriert und damit 30 Stunden weniger als in einem durchschnittlichen Oktober. An 15 Tagen versteckte sich die Sonne ganztags hinter dichtem Wolkenoder Nebelgrau.
Bei der vorherrschend starken Bewölkung kühlte es in den Nächten nur moderat ab, sodass dieser Oktober trotz der bescheidenen Tagestemperaturen
unterm Strich eine Spur zu warm ausfiel, auch wenn dies wohl kaum jemand so empfunden haben dürfte. Zwar gab es an einzelnen Tagen leichten Bodenfrost und Reif, am 20. sogar beinahe überall einen richtigen Frosttag mit Minustemperaturen, gemessen in zwei Meter Höhe, doch Kälte oder Schnee waren noch nicht das große Thema. Ganz anders vor acht Jahren. Damals fielen Ende Oktober zehn bis 25 Zentimeter Schnee und vielerorts hieß es „Ski und Rodel gut!“. Es kam zu zahlreichen Verkehrsunfällen und wegen Schneebruchs mussten einige Landes- und Kreisstraßen gesperrt werden.
Auch wenn ein richtiger Wintereinbruch derzeit weit und breit nicht in Sicht ist, empfiehlt es sich mit etwas Weitsicht nun die Winterreifen aufzuziehen.