Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Dem Wald in der Region geht es vergleichsweise noch gut
Das nicht ganz so heiße und etwas nassere Jahr hat den Bäumen gut getan – Förster Ralf Kölle atmet leicht auf und hofft auf Regen
HEROLDSTATT - „Was die Gesundheit des Waldes angeht, da leben wird auf einer Insel der Glückseligen“, sagt Ralf Kölle, Förster im Staatswald Ulmer Alb des Landes Baden-Württemberg. Im Gegensatz zu den düsteren Meldungen zum Zustand des Waldes insgesamt stehe der auf der Schwäbischen Alb relativ gut da. Die Lage habe sich 2020 gegenüber den Vorjahren etwas erholt, erklärt Kölle, und das aus einem einfachen Grund: „In diesem Jahr war es nasser und kühler gegenüber 2019 und 2018 und das regenreichere Jahr 2020 hat unserem Wald gut getan.“
Das könne sich aber schnell wieder ändern und den Wald auf der
Schwäbischen Alb und insbesondere der Laichinger Alb in ein schlechteres Bild rücken lassen. Vor allem der Regen und die Temperaturen seien für die Gesundheit des Waldes ausschlaggebend, betont Förster Kölle, der sein Revierbüro in Ennabeuren auf dem Heiligen Berg hat. Denn Feuchtigkeit und Hitze hätten schlimme Auswirkungen auf die Ausbreitung von Borkenkäfer, Pilzen und anderen Schädlingen, die den Bäumen stark zusetzen können. „Regen ist schlicht die beste Medizin für unsere Wälder. Und an Regen kann der Wald wie ein Schwamm unglaubliche Mengen aufnehmen.“Das Wetter bleibe der entscheidende Faktor für das Wohlergehen der Bäume. Von Januar bis September hat Ralf Kölle soviel Niederschlag gemessen wie im ganzen Jahr 2019 bei einem extrem heißen Sommer. Seinen Messungen zufolge gab es je Quadratmeter 1000 Liter am Albtrauf und 800 Liter in Heroldstatt, allerdings mit einem viel zu trockenen Februar und April, aber mit annehmbaren Niederschlägen im Mai und Juni. „Wir hatten zum Glück 2020 keine extrem lange Hitzephase. Die Hitze war zurückhaltender und das hat dem Wald gut getan“, erklärt der Forstexperte und spricht von einem „normalen mitteleuropäischen Sommer“.
Im September sei es zwar nochmals sonnig und heiß geworden, doch da sei die Sonneneinstrahlung flacher und falle wegen der abnehmenden Tage zeitlich kürzer aus. Der Winterniederschlag sei für das Grundwasser entscheidend, der Regen im Frühjahr und Sommer für die Vegetation. Als Förster hoffe er natürlich auf ein regenreiches Jahr 2021, was aber nicht allen Bewohnern so gefalle, meint er schmunzelnd.
Insgesamt hat er in diesem Jahr in seinem Forstbezirk knapp die Hälfte an Borkenkäferholz hinnehmen müssen: 800 Festmeter in 2020 im Gegensatz zu 1800 Festmeter in 2019. „Wir hatten zum Glück weit weniger Borkenkäferholz als erwartet“, legt er dar. Das könne sich mit einem heißen Frühjahr und Sommer im neuen Jahr wieder rasch ändern und zudem gelte es, das von Borkenkäfern befallene Holz möglichst rasch einzuschlagen.
Zudem sei es ratsam, die befallenen Bäume nicht im Wald zwischen zu lagern, sondern auf sicheren, abseits gelegenen Zwischenlagerplätzen. „Eine saubere Waldwirtschaft ist wichtig, um eine Ausbreiten des Borkenkäfers zu verhindern“, betont
Kölle. Borkenkäferholz müsse rasch raus, um das Leiden des Waldes zu mildern.
„Der Klimawandel zeichnet sich in unseren Wäldern ab. Das ist nicht weg zu diskutieren“, weiß er. Mittelund langfristig müsse man auf standortgerechte und stabile Bäume sowie auf Mischbestände setzen, wobei der entscheidende Faktor der Regen bleibe. Und dabei sei vor allem die Niederschlagsmenge im Frühjahr zur Vegetationszeit entscheidend. Von Natur aus müssten auf der Schwäbischen Alb fast nur Buchenwälder stehen, ergänzt zu fünf Prozent von Mischbaumarten. Und die Buche gewinne man vor allem über die Naturverjüngung.
Langfristig müsse auch auf der Alb verstärkt mit trockenen und heißen Sommern gerechnet werden, weshalb auf stabile Mischwälder mit sehr hohem Buchenanteil zu setzen sei. Je nach Standort und Bodenqualität sollten Buchen oder Fichten gesetzt werden, wobei die Fichten ab einer Höhe von 800 Metern bei einem Niederschlag von 1000 Liter im Jahr erst passen, so der Förster. Zu den beiden Hauptbaumarten Buche und Fichten sollten noch etwas Weißtannen, Douglasien, Eschen und auch Ahorn hinzukommen.
Zugesetzt habe dem Wald in diesem Jahr der kräftige Sturm im Januar. 2700 Festmeter Sturmholz fielen in seinem Gebiet in den Wäldern um Merklingen, Berghülen und Asch an. Ralf Kölle hat rund 1560 Hektar Staatswald zu betreuen, zum Teil in einem neuen Gebiet, da die Reviere zum Januar 2020 infolge der Frostneuorganisation neu strukturiert wurden. Stürme seien logischerweise nicht vorhersehbar und aufgrund
„Regen ist schlicht die beste Medizin für unsere Wälder.“Förster Ralf Kölle aus Heroldstatt
des Klimawandels in Zukunft wohl häufiger, befürchtet der Förster.
Doch insgesamt gelte: „Der Wald leidet. Die Trockenheit der vergangenen Jahre setzte dem Wald zu.“Mit Blick auf den Krankheitszustand des Waldes und im Vergleich zu anderen Wäldern in anderen Regionen Deutschlands weiß er aber auch: „Unserem Wald im Alb-Donau-Kreis und auf der Schwäbischen Alb geht es noch vergleichsweise gut. Wir sind bislang noch mit einem blauen Auge davon gekommen.“Die Umwandlung des Waldes, weg von reinen Fichtenbeständen hin zu klimastabilen Mischwäldern aus Buchen und Fichten, sei für jeden Förster das oberste Gebot. Kölle warnt aber zugleich vor einem überzogenen Aktionismus, denn es sei nicht sinnvoll, auf exotische Baumarten aus anderen Ländern zu setzen. Das könne fehlschlagen.
Zum Holzmarkt meint der Heroldstatter: Wegen des vielen Schadholzes in Europa sei das Nadelholz unter Druck. Deshalb habe er auch für das Frühjahr einen Einschlagstopp erlassen. Der Preis für das Buchenholz habe sich normalisiert, das Laubholz sei insgesamt auf dem Niveau der vergangenen fünf Jahre. Stabil sei der Brennholzpreis.