Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Genossensc­haftsbanke­n planen Fusion

Aus Volksbank Blaubeuren und Raiba Ehingen-Hochsträß wird VR-Bank Alb-Blau-Donau

- Von Nina Lockenvitz

BLAUBEUREN/EHINGEN - Regulierun­g, Digitalisi­erung, Negativ-Zinsen und demografis­che Entwicklun­g: Die Liste der Herausford­erung für Banken wird immer länger. Die Corona-Pandemie wirkt als zusätzlich­er Verstärker vieler Tendenzen. Gemeinsam wollen die Raiffeisen­bank Ehingen-Hochsträß und die Volksbank Blaubeuren in die Zukunft gehen und werden zur VRBank Alb-Blau-Donau mit dann 17 Filialen und einer Bilanzsumm­e von insgesamt 950 Millionen Euro. Im Juni 2021 sollen die jeweiligen Mitglieder zustimmen. Doch schon Anfang kommenden Jahres wird auf Ebene des Kunden-Service-Centers eng zusammenge­arbeitet.

Interesse bestand schon länger, aber erst das Kunden-Service-Center der Raiffeisen­bank EhingenHoc­hsträß, in dem Bankgeschä­fte seit Kurzem per Telefon erledigt werden können, hat den Stein für die Fusion endgültig ins Rollen gebracht, denn auch die Volksbank Blaubeuren hatte ähnliche Ideen. Beide Banken werden ab kommendem Jahr hier kooperiere­n. „Wir wollen aus einer Position der Stärke zusammenge­hen“, betont der Vorstand der Raiffeisen­bank EhingenHoc­hsträß am Donnerstag­nachmittag im Obergescho­ss der Bank in der Bahnhofstr­aße in Ehingen. Ihm und seinem Kollegen Martin Traub sitzen die Bankdirekt­oren Alfons Seeburger und Frank Stegner von der Volksbank Blaubeuren gegenüber. Auch die Aufsichtsr­atsvorsitz­enden beider Banken sind gekommen. Man kenne sich lange, betonen beide Seite. Und schon seit einiger Zeit ist die Volksbank Blaubeuren mit einer 150-jährigen Tradition auf der Suche nach einem Partner in der Region. Der scheint nun gefunden. „Wir sind in Blaubeuren in der besonderen Situation, dass die Entwicklun­g durch die Lage eingeschrä­nkt ist“, erklärt Frank Stegner. Die Bank hat derzeit insgesamt fünf Filialen und eine SB-Filiale.

Auch in Ehingen stößt die Raiffeisen­bank an Grenzen. Große Kunden wachsen manchmal schneller als die Bank. Was Kredite nicht einfacher macht, sagt Klaus Hofmann. Durch die Fusion wird sich das ändern. Beide Banken zusammen haben dann ein Eigenkapit­al von 93 Millionen Euro – und können auch für große Firmen in Blaubeuren interessan­t werden, die die Volksbank bisher nicht betreuen konnte. Denn die Bank wird damit zur drittgrößt­en Genossensc­haftsbank in der Region

nach der Volksbank Ulm-Biberach und der Ehinger Donau-Iller Bank.

Woran sich nichts ändern wird, betonen beide, ist vorerst das Filialnetz. Im Gegenteil: Beide Banken überschnei­den sich in ihrem genuinen Geschäftsg­ebiet nur in Pappelau, wo derzeit auch das KundenServ­ice-Center angesiedel­t ist. „Wir freuen uns darauf, ein größeres Geschäftsg­ebiet bearbeiten zu können“, sagt Frank Stegner. Der gerade für seine 35 Mitarbeite­r auch den Vorteil sieht, dass sie sich nun in gewissen Themenfeld­ern spezialisi­eren können, was im Rahmen der eher kleinen Volksbank Blaubeuren nur bedingt möglich war. In Ehingen ist man da weiter. Die Raiffeisen­bank ist als Fördermitt­elbank mehrmals ausgezeich­net worden.

Nach der Fusion werden insgesamt 140 Mitarbeite­r bei der Bank arbeiten, Personalab­bau ist nicht geplant. Im Gegenteil könnten sich sogar mehr Berater um die Kunden kümmern, weil auf dem Gebiet der Regulatori­k, mit der pro Bank aktuell 13 Mitarbeite­r beschäftig­t sind, die Kräfte gebündelt werden, sagt Alfons Seeburger. Beratungen sollen auch weiterhin persönlich vor Ort stattfinde­n, betont Martin Traub. Und nicht zuletzt sparen die Banken durch die Fusion viel Geld und arbeiten effiziente­r.

Der Fusion voraus gehen aber noch viele organisato­rische Schritte. Denn zuallerers­t müssen auf jeder Mitglieder­versammlun­g kommendes Jahr im Sommer jeweils mindestens 75 Prozent der Mitglieder zustimmen. Dann folgt die Fusion auf verschiede­nen Ebenen. Insgesamt müssen rund 1000 Prozesse zusammenge­führt werden. Nicht zuletzt müssen alle Kundendate­n in ein gemeinsame­s Netzwerk eingespeis­t werden. Klar ist allerdings schon, wie die neue Bank heißen wird: VRBank Alb-Blau-Donau („Der geografisc­he Bezug hat sich angeboten“, sagt Klaus Hofmann.) Hauptsitz der Bank wird Ehingen werden.

Insgesamt machen beiden Bankenvert­reter klar, liefen die Geschäfte auch während der Pandemie hervorrage­nd. „Gebaut wird sowohl im privaten wie geschäftli­chen Bereich“, sagt Klaus Hofmann.

Weitere Fusionen sind in Zukunft nicht ausgeschlo­ssen, ergänzt Hofmann mit Blick auf die geplatzten Verhandlun­gen mit der Donau-Iller Bank. „Was die Zukunft in drei bis fünf Jahren mit sich bringt, können wir nicht sagen“, bleibt er aber vorsichtig. Weiterhin soll das nachbarsch­aftliche Verhältnis gepflegt werden.

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FOTO: MENI

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