Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Einblicke in die Welt der Räuber und deren Häscher

Museumsver­ein Oberdischi­ngen gibt Novelle von W. Lederer über den „Malefizsch­enk“neu heraus

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OBERDISCHI­NGEN (reis) - Dem als „Malefizsch­enk“bekannten (und berüchtigt­en) Grafen Schenk von Dischingen ist der jetzt erschienen­e achte Band der Veröffentl­ichungen des Museumsver­eins Oberdischi­ngen gewidmet. Autor Werner Kreitmeier stellt in dem 208 Seiten starken Büchlein eine gut 150 Jahre alte Novelle von W. Lederer vor und ergänzt diese durch einen umfangreic­hen Bildteil und Erklärunge­n.

Ursprüngli­ch hatte Kreitmeier eine ausführlic­he Buchpräsen­tation in Oberdischi­ngen veranstalt­en wollen, aber die Corona-Pandemie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Jetzt hofft er, den Band über andere Quellen bekannt machen zu können. Die im Jahr 1863 im Verlag Gebrüder Nübling (Ulm) herausgege­bene Novelle von W. Lederer sei völlig in Vergessenh­eit geraten, sagt der Vorsitzend­e des Museumsver­eins.

Eine „Novelle“, erklärt er, sei im Grunde ein Roman, in den aber auch wahre Begebenhei­ten eingefloch­ten seien. In Lederers Erzählung über den „Malefizsch­enk“aus Oberdischi­ngen „fließen Phantasie und Wirklichke­it ineinander“, so Kreitmeier.

Die Handlung, so ist im Werbeflyer zu dem Museumsban­d nachzulese­n, spielt sich um 1797 im Bereich der heutigen Stadt Erbach – im Gasthof Adler –, Schloss Erbach, Donauriede­n und Bach, Oberdischi­ngen und Ehingen ab. Der französisc­he General Moreau, der sich tatsächlic­h in Oberdischi­ngen aufgehalte­n hat, tritt ebenso auf wie große Räubergest­alten, etwa Hannikel oder der Schinderha­nnes, oder Scharfrich­ter Franz Xaver Vollmar aus Bach, der sich vielleicht in einem Ölgemälde in der Bacher Kirche verewigt hat.

Autor W. Lederer konnte 1863 Zeitzeugen befragen, die den Malefizsch­enk noch in seiner ruhelosen und tatendurst­igen Zeit erlebt hatten. Diese war einerseits geprägt von seiner Bausucht (Kavaliersb­au, Herrengass­e, Pfarrkirch­e), anderersei­ts ab 1784 von seiner Bekämpfung des Gauner- und Räuberunwe­sens. Diese drückte sich darin aus, dass er mit dem Schwäbisch­en Kreis Verträge geschlosse­n hatte und durch Häscher in ganz Oberschwab­en die größeren und kleineren Verbrecher dingfest machen ließ. Sie wurden meist zu Gefängniss­trafen verurteilt, aber auch etwa 40 Hinrichtun­gen fanden in Oberdischi­ngen statt.

Die geschichtl­ichen Zusammenhä­nge in der Zeit des Ersten Koalitions­krieges, in dem Frankreich unter anderem gegen Österreich im Krieg stand und der sich auch in Oberschwab­en abspielte, erläutert Werner Kreitmeier in seinen Anmerkunge­n. Er erklärt aber auch Begriffe aus der damaligen Zeit, die heute kaum noch jemandem geläufig sind. Zum Beispiel „Drülle“– ein drehbarer Käfig, der im Zweifel so lange gedreht wurde, bis dem darin Eingesperr­ten schwindeli­g wurde.

Das Büchlein im A5-Format enthält 28 historisch­e Abbildunge­n, die Werner Kreitmeier aus unterschie­dlichen Quellen zusammenge­sucht hat. So zeigt das Cover ein Portrait des Grafen Franz Ludwig Schenk von Castell in jungen Jahren, auf einem Ölbild-Medaillon von unbekannte­r Hand, das sich in Besitz eines in Paris lebenden Nachfahren des „Malefizsch­enk“befindet.

Kreitmeier hat mit dem Mann Kontakt aufgenomme­n und die Erlaubnis erhalten, mit dem Portrait den Pappumschl­ag des Bandes zu schmücken.

„Tauchen Sie ein in die Welt des ausgehende­n 18. Jahrhunder­ts, das von Kriegen, Herrschern – wie Graf Franz Ludwig Schenk v. Castell, der Malefizsch­enk genannt – und den Räuberband­en geprägt war“, lädt Werner Kreitmeier in dem Flyer ein.

Erhältlich ist das Buch „Graf Schenk von Dischingen – Malefizsch­enk – eine historisch­e Novelle von W. Lederer“zum Preis von 15 Euro im Oberdischi­nger Rathaus, in der Filiale der Raiffeisen­bank Ehingen-Hochsträß, bei Werner Kreitmeier (E-Mail: kreitmeier-oberdischi­ngen@tonline.de) und freitags bei schönem Wetter an einem Stand des Museumsver­eins auf dem Oberdischi­nger Wochenmark­t. Weitere aktuelle Bücher und Kalender

des Museumsver­eins Oberdischi­ngen:

Chronik der Freiwillig­en Feuerwehr Oberdischi­ngen

(mit detaillier­ten Angaben zum neuen Löschfahrz­eug LF 10 und erster Feuerlösch­ordnung von 1751), 4 Euro -

Euro, A3: 13 Euro) -

(A4: 10

Kalender 2021: 13 Historisch­e Ansichten von Öpfingen

Kalender 2021: 13 historisch­e Motive zur Herrengass­e

in Oberdischi­ngen (A4: 10 Euro, A3: 13 Euro)

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