Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Hamstern „light“für den Lockdown „light“
Händler spüren erneut starke Nachfrage für manche Produkte – Was diesmal anders ist
RAUM MUNDERKINGEN - Wenn auch in milderer Form, so steckt Deutschland doch seit Montag im zweiten Lockdown in diesem Jahr. Zwar sind Schulen und Einzelhandel weiter geöffnet, doch die Stimmung über die erneuten Einschränkungen ist getrübt. Da scheint es geradezu vorhersagbar gewesen zu sein, dass in der vergangenen Woche die ersten Supermärkte wieder von verstärkten Hamsterkäufen berichteten. Doch wie ist die Situation in der Region? Einzelhändler berichten nicht immer von gemäßigtem Verhalten.
Mehl und Hefe waren zur Hochphase des ersten Lockdowns im Frühjahr wohl zeitweise wertvoller als Gold. Die Regale waren leergefegt. Eine nicht ganz so extreme, aber dennoch erneut verstärkte Nachfrage nach diesen Produkten nimmt
Leiter des
Karl Mayer, RaiffeisenMarkts in Oberstadion,
derzeit wahr. „Die vergangenen zwei Wochen haben wir gemerkt, dass die Leute wieder mehr horten, vor allem Mehl und Hefe“, berichtet Mayer.
Bei Klopapier hingegen blieb der Ansturm aus. Beliebt sind dagegen auch Nudeln und Kartoffeln. Und trotz dieser vermehrten Nachfrage sei die Stimmung bei den Kunden entspannt, keiner sei verängstigt oder panisch. Was Mayer seit Beginn der Corona-Pandemie festgestellt hat, ist, dass mehr Kunden aus den benachbarten Gemeinden nach Oberstadion in den Markt kommen. „Wir haben Kunden aus dem gesamten Winkel, Attenweiler oder Rupertshofen, die gerne hierher kommen und einkaufen“, erzählt der Marktleiter. Der Wunsch nach entspanntem Einkaufen in einem übersichtlichen Laden und in der Nähe sei bei vielen in solchen Zeiten einfach groß. Ob aber in den kommenden Wochen wieder so viele aus der Region nach Oberstadion kommen, um dort einzukaufen, das müsse sich jetzt erst noch zeigen. „Ich kann mir aber vorstellen, dass das wieder anzieht“, so Mayer.
Verstärkte Nachfrage vor allem nach Mehl im Mühlenladen erfährt auch von der
Friedrich Schmidt Neumühle Fetzer in Rottenacker.
„Das hat schon wieder deutlich angezogen“, sagt er. Aus der starken Nachfrage im Frühjahr habe man gelernt und sich deshalb entsprechend vorbereitet. Auch im Mühlenladen seien die Kunden froh über die überschaubare Größe. „Die Leute kommen lieber zu uns und meiden größere Supermärkte“, erklärt sich Schmidt das Kaufverhalten. Der Umsatz sei seit Frühjahr konstant gut und wesentlich höher als sonst.
Einen Anstieg bei der Nachfrage für bestimmte Produkte erleben
und von der gleichnamigen
derzeit noch nicht. Was sie aber bereits festgestellt haben: Die Leute bleiben wieder lieber daheim, statt selbst einkaufen zu gehen. „Von unserem Angebot des Lieferdiensts im Frühjahr sind uns auch über den Sommer ein paar Kunden geblieben, und die Nachfrage für diesen Lieferservice hat wieder angezogen“, berichtet Andrea Buck.
Geliefert werde dabei hauptsächlich innerhalb Obermarchtals, in die umliegenden Gemeinden aber auch weiter weg wie etwa Richtung Ehingen. „Es sind nicht nur ältere Menschen, die das Angebot in Anspruch
Alexander Andrea Buck Metzgerei in Obermarchtal
nehmen. Auch jüngere Familien, Risikopatienten, wollen aufpassen und sich lieber beliefern lassen“, erzählt Andrea Buck, die davon ausgeht, dass die Nachfrage für den Lieferdienst noch weiter ansteigen wird.
Dennoch sei das Verhalten der Leute besonnener als im Frühjahr, von Hamsterkäufen oder verängstigten Menschen, die sich nicht mehr in den Supermarkt trauen, geht sie nicht aus. Schließlich fehle eine wichtige Komponente beim Liefern lassen: „Wenn man selbst einkaufen geht, kann man auch spontan entscheiden, was man mitnimmt, das ist nochmal eine ganz eigene Art von Freiheit“, sagt Andrea Buck. Dennoch habe sie von älteren Kundinnen auch schon die Rückmeldung bekommen, dass das unbeschwerte Bummeln im Supermarkt derzeit keine Option mehr sei, was viele aber inzwischen vermissen. Im angegliederten Einkaufsladen der Metzgerei Buck gibt es deshalb eine weitere Option für Kunden: „Die Kunden können etwas vorbestellen, wir richten ihnen das her und sie können es dann direkt bei uns abholen.“Und spontan könnte man dann immer noch etwas zusätzlich mitnehmen.
Etwas anders sieht es im
Edeka Aktiv-Markt Kuhm in Munderkingen
aus. „Seit rund zweieinhalb Wochen hamstern die Leute wieder, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie im Frühjahr“, berichtet Geschäftsführer Nur bei einem Produkt scheint es mit den Menschen
Peter Kuhm.
Peter Kuhm,
durchzugehen. „Einzig beim Klopapier wird wieder stark gehamstert, des Deutschen liebstes Kind. Und Küchentücher. Das ist eine unvorstellbare Menge, die da wieder rausgegangen ist“, erzählt Kuhm, betont aber auch, dass diese überdurchschnittliche Nachfrage bereits wieder etwas nachgelassen habe.
Trotzdem gebe es immer wieder Menschen, die mehrmals am Tag in den Laden kommen und sich jedes Mal Klopapier kaufen. Denn die Einkaufsmenge des Artikels sei in den vergangenen Wochen wieder limitiert worden. Der Geschäftsführer behält bei den deutlich zunehmenden Hamsterkäufen jedoch seinen Humor.
„Die Leute müssen schon alles mit dem Klopapier machen – putzen und backen. Auf diesen Kuchen aus Toilettenpapier wäre ich auch gespannt.“Auch Hefe sei derzeit wieder sehr gefragt.
Dass auch Mehl etwas mehr als sonst über die Ladentheke geht, erklärt sich Peter Kuhm durch die Saison: Jetzt sei es einfach Zeit, zu backen – ob mit oder ohne Corona. Der Geschäftsführer jedenfalls betont, dass es keinen Grund für Hamsterkäufe gebe. „Wir haben genug, nichts wird ausgehen, es kommt ständig neue Ware hinterher“, betont er. Die meisten Kunden hätten dies aber bereits verstanden, schon allein, weil die Einzelhändler das im Frühjahr beim ersten Lockdown bewiesen hätten.
„Das ist eine unvorstellbare Menge, die da wieder rausgegangen ist.“Geschäftsführer Edeka-Aktiv-Markt, über Klopapier.
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