Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kinderkrankheiten sind beseitigt
Volksbank-Chef äußert sich zu neuem Merklinger Digitalstandort
MERKLINGEN - In jüngster Zeit haben sich mehrere Leser der „Schwäbischen Zeitung“aus Merklingen über den modernisierten Standort der Volksbank Laichinger Alb in der Gemeinde beschwert. Ralf Schiffbauer, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Laichinger Alb, und Vorstandsmitglied Marcus Vögl haben sich vor Ort mit SZ-Redakteur David Drenovak getroffen, den neuen Standort und dessen Funktionen erklärt und zu den von den Bürgern beanstandeten Dingen Stellung genommen.
„Nüchtern betrachtet haben wir das Angebot in Merklingen verbessert, weil unsere Mitarbeiter den Kunden den ganzen Tag zur Verfügung stehen“, erklärt Ralf Schiffbauer, der im gleichen Atemzug aber auch die Probleme beim Start der neuen Geräte einräumt. Merklingen sei die erste Filiale in Deutschland gewesen, die mit der neuen Videobox ausgestattet worden ist, da seien gewisse „Kinderkrankheiten“zwar ärgerlich, aber immer auch vorprogrammiert. Diese sind jetzt aber schrittweise behoben worden und die Technik werde zudem immer weiter verbessert. Schiffbauer versichert, dass alle von den Merklinger Bürgern angesprochenen Mängel Gehör gefunden hätten und von der Bank behoben worden sind.
Manches dauere allerdings noch wegen der technischen Umsetzung. „Anfangs hatten wir beispielsweise öfters Probleme mit der Bild- und Tonübertragung, daraufhin haben wir bei unserem Datennetzanbieter Standleitungen gebucht, um dies zu beheben. Leider braucht der Anbieter dann ein paar Monate, bis dies umgesetzt ist“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Man habe sich, auch gegen Widerstände, bewusst dafür entschieden, die neuesten Geräte nach Merklingen zu bringen und nicht, wie andere Häuser beispielsweise im Raum Göppingen, komplett aus der Fläche heraus zu gehen und nur noch an manchen Standorten Geldautomaten aufzustellen beziehungsweise Schritt für Schritt sämtliche Filialen zu schließen und das Angebot drastisch zu verringern. „Wir haben uns gegen diese Salami-Taktik entschieden und lieber den Sprung in die Zukunft gewagt“, so Schiffbauer.
Marcus Vögl, der sich ebenfalls über die Startschwierigkeiten geärgert hat, fügt an: „Damit wird der Standort Merklingen für die kommenden zehn Jahre gesichert sein.“Die beiden Banker können verstehen, dass es ihre Kunden ärgert, wenn beispielsweise der Geldautomat nicht funktioniere. „Auch wir sind damit nicht glücklich. Immerhin haben wir in die neueste Technik investiert. Wir haben einen Automaten bei dem unsere Kunden nicht nur Geld abheben können, sondern auch Geld einzahlen - sogar Münzgeld“, berichtet Ralf Schiffbauer. Zur Ausstattung der Merklinger Filiale zählen zudem ein Rollengeber für Unternehmen, ein Kontoauszugsterminal und eines für Überweisungen - ein Angebot, das viele Gemeinden vergleichbarer Größe im AlbDonau-Kreis und darüber hinaus nicht hätten.
Die Krux mit der modernen Technik sei, zumindest zu Beginn, eine gewisse Fehleranfälligkeit. Häufig lägen Funktionsausfälle aber auch an Bedienfehlern. Bereits zum Start der neuen Technik war ein Mitarbeiter der Bank rund vier Wochen vor Ort und betreute die Kunden. Allerdings konnte die Bank Informationstermine mit örtlichen Gruppen aufgrund von Corona nicht umsetzen. Diese sollen aber noch kommen. „Je nachdem, wie es die Situation zulässt, wollen wir nach dem Lockdown nochmals für zwei Wochen einen Floormanager in Merklingen bereitstellen, der den Kunden die Bedienung der Geräte
„Wir haben uns gegen diese Salami-Taktik entschieden und lieber den Sprung in die Zukunft gewagt.“
Ralf Schiffbauer Vorstandsvorsitzender Volksbank Laichinger Alb
erklären kann“, sagt Ralf Schiffbauer.
Auch was die Schallisolierung der Schalterkabine angehe - ein weiterer Kritikpunkt, der aus der Merklinger Bürgerschaft kam - habe sich einiges getan, ergänzt Marcus Vögl: „Anfangs haben die Türen nicht richtig geschlossen, das ist jetzt behoben. Zudem muss man sagen, dass in Sachen Privatsphäre die Kabine selbst schon einen deutlichen Vorteil gegenüber dem alten Schalter bietet. Da mussten damals unsere Mitarbeiter schon manchen Wartenden auffordern ein Stück nach hinten zu treten.“
Mit der Servicekabine blieben für die Kunden nicht nur sämtliche Dienstleistungen und der persönliche Kontakt zu den Beratern erhalten, die sie bisher betreut haben, weitere Dienstleistungen seien zudem geplant, die den Merklingern in Zukunft das Leben erleichtern sollen. „Perspektivisch planen wir, dass unsere Kunden über die Videoschalter auch mit ihren Telekommunikationsanbietern oder
Energielieferanten Kontakt aufnehmen können“, erklärt Ralf Schiffbauer, der nochmals bekräftigt, dass bis auf den Kontoservice am Schalter weiterhin alle Arten von Beratungsgesprächen vor Ort erledigt werden können. „Wenn es um Kredite oder andere Dienstleistungen geht, können die Kunden auch in Zukunft einen Termin in Merklingen machen und werden dort von ihren gewohnten Ansprechpartnern betreut“, versichert auch Marcus Vögl.
Die Umstrukturierungen am Merklinger Standort sei auch deswegen erfolgt, weil das Kreditinstitut seinen Service für die Bürger erhalten wollte und dies nur realisierbar war indem er an einem Standpunkt zusammengeführt wurde. Die Volksbank sei ein Unternehmen und müsse daher auch auf die Zahlen schauen. In den vergangenen Jahren habe die Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) dafür gesorgt, dass das Kerngeschäft (die Kreditvergabe) der Banken massive Ertragseinbrüche verzeichnen musste. Zudem habe die Auslastung der Schalterberatung für Kontodienstleistungen in den vergangenen Jahren, beispielsweise durch Onlinebanking, stark abgenommen, doch die Personalkosten wären geblieben. Entsprechend habe man reagiert.