Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Auf Schneemassen folgten Tauwetter und Hochwasser
Wetterrückblick für den Monat Januar – Von einem Tief ins andere
Nach Wochenenden ist bei der Interpretation der Zahlen zu beachten, dass meist weniger Personen einen Arzt aufgesucht haben. Dadurch wurden weniger Proben genommen. Zum anderen kann es sein, dass nicht alle Gesundheitsämter an allen Tagen Daten an das Robert-Koch-Institut übermittelt haben. In der Tabelle werden die zu Redaktionsschluss neuesten verfügbaren Zahlen angegeben. Dadurch kann es zu Abweichungen zu nationalen und lokalen Zahlen kommen. Die 7-Tage-Inzidenz bildet die Fälle pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen ab. Quellen: Robert-Koch-Institut von Donnerstag, 8.20 Uhr; Landesgesundheitsamt BadenWürttemberg von Donnerstag, 16 Uhr; Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit von Donnerstag, 8 Uhr.
BAD SCHUSSENRIED - Im vergangenen Monat jagte ein Tief das andere. In den ersten drei Wochen brachten sie vorwiegend mäßig kalte Polarluft mit viel Schnee, dann aber milde Atlantikluft und Regen mit massivem Tauwetter, rasch anschwellenden Flusspegeln und Überschwemmungen.
Schon zum Monatsbeginn zeigte der Winter mit Schnee- und Graupelschauern, Frost und Eis seine Krallen, doch so richtig durchgestartet ist er erst am 14. Januar. Anhaltende und kräftige Schneefälle sorgten für erhebliche Verkehrsbehinderungen.
Auch in den Tagen danach schneite es immer wieder, sodass die Stationsbetreiber der Wetterwarte Süd ganz beachtliche Schneehöhen vermeldeten. Von der Alb und aus dem Allgäu 60 bis 80 Zentimeter, von den Höhen der Adelegg mehr als einen Meter und aus Oberschwaben sowie aus den Tälern von Donau und Iller zwischen 20 und 50 Zentimeter. Aber auch in den normalerweise von Schneemassen verschonten Regionen am westlichen Bodensee von Friedrichshafen über Überlingen bis Konstanz fielen um die 30 Zentimeter, was hier zu chaotischen Verkehrsverhältnissen führte.
Des einen Leid, des anderen Freud. Das Wintermärchen war für viele
Menschen gerade in Corona-Zeiten Naturgenuss pur, sei es beim Spaziergang durch die tiefverschneite Landschaft, bei einer Rodelpartie, beim Schneeschuhwandern oder Skilanglauf. Nur zwei Wochen später gab es erneut Straßensperrungen und Behinderungen im Zugverkehr, diesmal jedoch durch Wassermassen mit Überflutungen. So schnell wie die weiße Pracht kam, so rasch schmolz sie wieder dahin. Tauwetter im Sauseschritt und ergiebige Regenfälle ließen die Bäche und Flüsse rasant ansteigen. Während sich die Pegelstände überwiegend im zwei- bis fünfjährlichen Hochwasserniveau bewegten, wurde am Unterlauf der Schussen der höchste Wasserstand seit 20 Jahren, örtlich sogar seit 50 Jahren verzeichnet.
An allen 250 Messstationen der Wetterwarte Süd wurden auffallend hohe Niederschlagsmengen registriert, besonders in den Staulagen des Allgäus. Den mit Abstand höchsten Wert meldete Alfons Ohlinger von der Bergerhöhe bei Wangen: 226,3 Liter/m2. Flächendeckend fiel mehr als doppelt so viel wie im Januardurchschnitt der letzten 30 Jahre. An der Wetterzentrale in Bad Schussenried wurde mit 104,7 Liter/m2 der fünfthöchste Dezemberwert seit Messbeginn im Jahre 1968 verbucht. Angesichts der in den tieferen Bodenschichten immer noch vorhandenen
Trockenheit ist diese Winterfeuchte für die Natur ein wahrer Segen und ganz sicher auch für die Land-, Forstund Wasserwirtschaft.
Bei der von Tiefdruckgebieten geprägten Witterung wundert es nicht, dass nirgendwo das Sonnenscheinsoll erreicht wurde – obwohl nur an vier Tagen (Mittelwert: neun Tage) Nebel den Blick zum Himmel verstellte.
Was die Temperaturen anbelangt, sollte man sich aber von den teils enormen Schneemengen nicht blenden lassen, denn richtig kalt war dieser Januar nicht. Im Gegenteil. Vielerorts lagen die Monatsmitteltemperaturen sogar etwas über dem langjährigen Durchschnitt.