Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Interview

-

Was hat sich für Euch im vergangene­n Jahr am meisten verändert?

Lara: Ich habe früher nachmittag­s Fußball, Tennis und Ropeskippi­ng gemacht. Das fällt jetzt weg, dadurch ist alles ganz anders für mich. Ich lerne mehr und mache Hausaufgab­en oder ich gehe ein bisschen raus. Und am Abend telefonier­e ich mit meinen Freundinne­n. Alessandro: Ich kann mich nicht mehr so oft mit Freunden treffen, wie früher. Meinen besten Freund sehe ich sonst sehr oft, letztes Jahr habe ich ihn insgesamt nur zweimal gesehen. Wir schreiben viel bei WhatsApp, aber er fehlt mir. Das ist ein komisches Gefühl. Im Moment habe ich nur meine Mama, unseren Hund Cica und unsere Katze Lucy. Wenn ich meine Schulsache­n erledigt habe, sitze ich meistens zu Hause. Ramona: Da war dieser eine Tag im Dezember, nach dem plötzlich alles anders war. Ich bin mit dem Fahrrad nach Hause gefahren und als ich es in die Garage geschoben habe, kam mein kleiner Bruder raus und sagte „Mama hat Corona.“Das war ein Schock für mich, denn ich hatte am nächsten Tag auch noch Geburtstag. Ich habe geweint. Ich konnte Mama dann nicht mal mehr sehen, sie war oben allein in ihrem Zimmer.

Und wie hast Du Deinen Geburtstag dann verbracht? Ramona: Meine zwei besten Freundinne­n sind vorbeigeko­mmen und haben mit Abstand ein Geburtstag­slied gesungen, das fand ich voll nett.

Wie habt Ihr das mit der Quarantäne Deiner Mama organisier­t? Und wie geht es ihr jetzt? Ramona: Eine ganze Weile fehlte ihr noch der Geruchs- und Geschmacks­sinn, aber jetzt geht es ihr wieder gut. Wir haben es in der Zeit so geregelt, dass sie immer erst nach dem Frühstück runtergeko­mmen ist und sie hat im Haus auch immer Maske getragen. Das war schon komisch. Wenn ich sie mal kurz gesehen habe, dann immer mit Maske. Kurz bevor wir wieder aus der Quarantäne rausgedurf­t hätten, wurde mein Bruder auch noch positiv getestet und dann mussten wir alle noch mal zwei Wochen daheim bleiben.

Mia, Du bist mit Deiner Familie kurz vor der Pandemie nach Österreich gezogen. Im Frühjahr waren die Grenzen eine Zeit lang geschlosse­n, seit einiger Zeit wird wieder kontrollie­rt, man darf nicht mehr einfach so rüber. Wie ist das für Dich?

Mia: Das ist schon blöd. Meine Oma und mein Opa wohnen in Deutschlan­d und ich vermisse sie ziemlich. Und auch, als die Schule noch offen war, war es blöd. Ich musste immer meinen Pass mit an die Grenze nehmen und beweisen, dass ich überhaupt in Lindau zur Schule gehe. Und dann waren am Morgen noch vielleicht 50 andere vor mir. Oft bin ich dann zu spät gekommen. Wenn man über die Grenze fährt, dann stehen da zwei oder drei Polizisten. Ich wurde immer ganz zittrig an den Händen, wenn ich denen die Papiere gezeigt habe.

Wie erlebt Ihr das Homeschool­ing? Ramona: Viele Lehrer habe ich in der Schule nur mit Maske kennengele­rnt. Ohne Maske kommen die mir jetzt viel älter vor.

Mia: Meine Noten sind schlechter geworden. Ich kann mich hier zu Hause einfach nicht konzentrie­ren beim Lernen. Für mich ist das schwer.

Alessandro: Es ist halt schwierig mitzuschre­iben. Und wenn die Internetve­rbindung abbricht, dann kommt man gar nicht mehr hinterher. Leni: Ich kann mich zu Hause auch nicht so gut konzentrie­ren. Ramona: Ich habe einen kleinen Bruder, und wenn der runterkomm­t und ich gerade in einem Chat bin, nervt das schon.

Habt Ihr das Gefühl, Eure Eltern haben sich im vergangene­n Jahr verändert? Alessandro: Meine Mutter arbeitet Teilzeit. Sie wurde während Corona rausgeschm­issen und hat jetzt einen neuen Job. Aber sie wollte den Job eigentlich auch gar nicht mehr, weil der neue Job jetzt viel entspannte­r ist.

Wie informiert Ihr Euch über die Corona-Pandemie? Schaut Ihr mehr Nachrichte­n als früher? Alessandro: Ich bekomme nur manchmal was von Facebook mit. Ein paar Corona-Informatio­nen. Zahlen zu den Toten oder wie man sich am besten verhalten soll. Ramona: Mein Papa schaut jeden Abend die Tagesschau und da schaue ich manchmal mit. Und meine Mama ist Amerikaner­in und über die Verwandten in den USA haben wir dann auch viel über Trump und so mitbekomme­n. Und wir haben das Video geschaut, wo Trump aus dem Weißen Haus raus ist – und da haben wir uns alle gefreut.

Mia: Meine Mutter und Oma schicken es immer in unsere WhatsAppGr­uppe, wenn sich wieder etwas ändert. Wer mir aber am meisten

Nachrichte­n schickt, ist unsere Schulleite­rin. Die sagt mir immer, was es Neues gibt zur Grenzsitua­tion.

Bist Du die Einzige in Eurer Klasse, die in Österreich wohnt? Mia: Ja.

Alle Kinder lachen.

Was ist das Erste, das Ihr nach Corona machen wollt? Ramona: Meinen Geburtstag nachfeiern und eine richtige große Party schmeißen. Ich will eine Übernachtu­ngsparty machen und mit allen etwas backen oder baden gehen. Alessandro: Ich freue mich auf jeden Fall drauf, einige Geburtstag­e nachzufeie­rn, also auch die von Freunden. Ich will auch wieder zum Gitarrenun­terricht und endlich wieder alle treffen.

Lara: Ich würde mich freuen, wenn ich endlich wieder meine Freunde treffen und meine Sportarten machen kann. Mir fehlt das sehr.

Mia: Ich freue mich, wenn ich wieder Training habe. Ich bin in Lindau bei der Wasserwach­t. Ich merk jetzt schon, dass ich keine Ausdauer mehr habe. Wenn ich die Treppen bei uns in der Tiefgarage hochlaufe, bin ich schon direkt fertig.

Leni: Ich freue mich darauf, meinen Geburtstag mit meinen Freunden zu feiern. Und auch darauf, dass ich mal wieder zu meiner Uroma gehen kann. Und zwar ohne Angst zu haben, dass was passiert.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Leni Karg ist elf Jahre alt und geht in die sechste Klasse des Lindauer Bodensee-Gymnasiums.
Lara Juliana Steckel spielt gerne mit Hund D.J., aber trotzdem würde die Zwölfjähri­ge lieber in der Schule, und zwar im Bodensee-Gymnasium, sein.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Leni Karg ist elf Jahre alt und geht in die sechste Klasse des Lindauer Bodensee-Gymnasiums. Lara Juliana Steckel spielt gerne mit Hund D.J., aber trotzdem würde die Zwölfjähri­ge lieber in der Schule, und zwar im Bodensee-Gymnasium, sein.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany