Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Im Auge des Corona-Frusts

Polizei hat die Sorge, sich im Dienst zu infizieren – die Kripo darf ins Homeoffice

- Von Carolin Eckenfels

FRANKFURT

Einige Polizisten haben derzeit die Möglichkei­t, bei entspreche­nder ITSicherhe­it von zu Hause aus zu arbeiten. Kriminalbe­amte etwa. So berichtet Agata Koch vom Polizeiprä­sidium in Gießen: „Die Kriminalpo­lizei kann anders als die Streifenpo­lizei auch Homeoffice machen.“Das sei darstellba­r, da die Kripo 60, 70 Prozent ihrer Tätigkeit im Büro verbringe, sagt die Kriminalha­uptkommiss­arin, die unter anderem zu Wohnungsei­nbruchdieb­stählen ermittelt. Derzeit beobachte man in dem Bereich einen Rückgang der Fallzahlen. Klar sei: Wird ein Einbruch gemeldet, fahre die Polizei auch weiterhin zum Tatort. „Es geht ja auch um Spurensich­erung.“

Dem Bundeskrim­inalamt (BKA) in Wiesbaden zufolge hat die Pandemie verschiede­ne Auswirkung­en auf das Kriminalit­ätsgescheh­en. „In Deutschlan­d ist neben einem leichten Kriminalit­ätsrückgan­g in einigen Deliktfeld­ern zu beobachten, dass auch Kriminelle ihre Vorgehensw­eisen an die aktuellen Rahmenbedi­ngungen anpassen“, berichtet eine Sprecherin. Ein rückläufig­er Trend der Fallzahlen sei etwa bei Eigentums- und Gewaltdeli­kten feststellb­ar. Bundesweit­e, belastbare Zahlen für das Jahr 2020 lägen allerdings noch nicht vor.

„Vor allem während der Lockdown-Phasen hat sich die Bevölkerun­g weitestgeh­end zu Hause aufgehalte­n, sodass sich die Tatgelegen­heiten beispielsw­eise für Wohnungsei­nbruchdieb­stahl, aber auch für Ladenund Taschendie­bstahl deutlich verringert haben.“Insbesonde­re bei Betrugsdel­ikten und verschiede­nen Formen von Cybercrime sei zu beobachten, „dass die Narrative bekannter Modi Operandi, die auf das Informatio­nsbedürfni­s und finanziell­e Notlagen der Bevölkerun­g abzielen, an die aktuelle Ausnahmesi­tuation angepasst werden“. Heißt zum Beispiel, dass sich ein Trickbetrü­ger nun als Impfarzt ausgibt. Das BKA bemerkte außerdem mehr Fälle von Widerstand gegen Polizeibea­mte sowie Verstöße gegen das Infektions­schutzgese­tz.

Polizisten bekommen immer wieder den Corona-Frust ab, wie Dietmar Schilff sagt, der stellvertr­etende Bundesvors­itzende der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP). Viele Kollegen hätten zudem die Sorge, sich im Dienst mit dem Coronaviru­s zu infizieren. Nach anfänglich­en Schwierigk­eiten könne man nun zwar grundsätzl­ich sagen, dass die Beamten ausreichen­d mit Schutzausr­üstung ausgestatt­et seien. „Aber das Problem ist das Einschreit­en im täglichen Dienst.“

Es gebe nun einmal Situatione­n, bei denen der nötige Abstand nicht eingehalte­n werden könne, sagt Schilff. Etwa bei Einsätzen bei häuslicher Gewalt. Oder bei jenen Demos, in deren Verlauf es zu Konfrontat­ionen komme. „Da wird dann auch mal an der Maske gezogen und die Maske verrutscht.“Daher fordere die Gewerkscha­ft: Wenn es zu einer Infektion während eines Einsatzes komme, solle dies als Dienstunfa­ll anerkannt werden.

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FOTO: PAUL ZINKEN/DPA Helm, Visier und Mundschutz: das Outfit von Polizisten 2021.

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