Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Corona-Pandemie: So werden Tage im Seniorenzentrum gestemmt
Über Schutzmaßnahmen, schnelle Reaktionen, Offenheit im Umgang mit sensiblem Thema und gemeinsam an einem Strang zu ziehen
HEROLDSTATT/MERKLINGEN - Vogelgezwitscher ist zu hören. Ein Bewohner macht sich mit dem Rollator gen Speisesaal auf. Eine weitere Bewohnerin wartet auf einer Sitzbank – ihr Sohn steht vor der Tür, absolviert vor dem Besuch noch einen CoronaSchnelltest, füllt zwei weitere Datenzettel aus. Alles geht nach und nach – in scheinbarer Ruhe. Doch um diese Ruhe, den Schutz und die Sicherheit zu gewährleisten, gibt es im ASB-Pflegeheim „Am Berg“in Heroldstatt Einiges zu beachten und noch mehr umzusetzen. Das ist wichtig. In Pandemie-Zeiten ein Muss. Doch es geht nicht nur um das Muss, sondern um ein „Was geht darüber hinaus“. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hat Maßnahmen ergriffen, die über das Muss hinausreichen – dabei auch finanzielle Mittel in die Hand genommen. Die „Schwäbische Zeitung“kann sich ein Bild vor Ort machen.
Heimleiterin Margot Schiller muss gar nicht lange nachdenken, wenn es darum geht, die unterschiedlichsten Maßnahmen zum Schutz der Bewohner, deren Angehörigen und des Personals aufzuzählen. Alle Besucher tragen Masken. Fieber wird gemessen – bei Besuchern; bei Bewohnern erfolgt die Temperaturkontrolle täglich. Zwei Mal wöchentlich gibt es einen Corona-Schnelltest für die Mitarbeiter. Die Bewohner werden ein Mal in der Woche getestet. Zwei Meter Abstand beim Essen ist ein Muss. „Es ist trotzdem für die Bewohner schön, weil sie ja lange isoliert in ihren Zimmern waren“, erklärt
Schiller. Singen ist verboten. Dennoch wird sich um ein Programm bemüht, damit keine Langeweile aufkommt.
Michael Weber
Der Besuch von Angehörigen findet im eigenen Zimmer statt. Einen Tag zuvor muss der Besuch angemeldet, also ein Termin ausgemacht werden. Pro Tag und Bewohner ist ein Besucher möglich. Hinzu kommen Hygienemaßnahmen. Darunter fällt beispielsweise eine täglich zusätzliche Desinfektion. Lob gibt es nicht nur von Schiller, sondern auch vom Geschäftsführer des ASB Region Alb & Stauferland Achim Dippold: „Die Mitarbeiter sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie schränken ihre eigenen Kontakte sehr ein.“Im Gegenzug sei der ASB bestrebt, die bestmöglichen Schutzmaßnahmen zur Verfügung zu stellen und zu erreichen. Dahingehend helfe auch das Netzwerk des ASB – beispielsweise der Krisenstab aus Stuttgart. Außerdem bleibt der Appell an alle Besucher, sich an die Regeln und Verordnungen zu halten. Auf eine Schließung oder gar Isolierung wolle man nicht mehr drängen müssen.
Schiller schaut dahingehend auf das vergangene Jahr zurück. Im März 2020 war die Einrichtung zu. Zum Sommeranfang erfolgte eine schrittweise Öffnung. Als dann in der Laichinger Einrichtung die zahlreichen Corona-Fälle auftraten, sei reagiert worden. Die Schließung erfolgte erneut. Eine Maßnahme, die nicht angeordnet war, die der ASB aber zum Schutz vornahm. Zwischenzeitlich folgten Fensterbesuche, dann Besuche mit Anmeldung. Am 28. Dezember hatte das Heroldstatter Seniorenzentrum dann selbst CoronaFälle.
Wieder erfolgte eine Schließung. Seit dem 18. Januar ist nun für Besucher geöffnet. Derzeit (Stand 10. Februar) gebe es keine Corona-Fälle.
Diese Tatsache lässt nicht nur den ASB aufatmen, sondern auch den Heroldstatter Bürgermeister Michael Weber. „Wir kommen an Informationen über das Dashboard vom AlbDonau-Kreis oder über die Presse“, sagt er. Jene Informationen über auftretende Fälle in Pflegeheimen und Seniorenzentren in den 55 Kommunen im Alb-Donau-Kreis werden seitens des Gesundheitsamtes beim Landratsamt an die Presse sowie an die Rathäuser geschickt. „Man hängt sozusagen am Informationstropf und ist auch auf die Richtigkeit der
Informationen angewiesen“, sagt Weber. Unmittelbare Nachrichten und Hinweise auf Fälle wären schön, um entsprechend auch als Gemeinde nachfassen zu können. Weber weiß aber auch: „Es ist eine Mammutaufgabe. Wir sitzen alle im selben Boot“.
Wichtig sei deswegen der gute Kontakt zum ASB. Rathaus und Arbeiter-Samariter-Bund stünden in regem Austausch. Beim Corona-Ausbruch im Dezember war die Ortspolizeibehörde der Gemeinde Heroldstatt außen vor. Doch das ist nicht immer so. Es kommt auf das Ausbruchsgeschehen an, erklärt Weber. Gehe es beispielsweise um die Kontaktpersonen-Ermittlung, dann sei die Ortspolizeibehörde dabei. Das Standesamt wiederum müsse bei Todesfällen schnell reagieren. So sei es eine Verkettung von Ereignissen und binde unterschiedliche Mitarbeiter und Behörden ein. Wichtig sei Weber zudem: Er möchte wissen, was in seiner Kommune passiert, um entsprechend auch den Bürgern qualifizierte Auskunft geben zu können. „Das Landratsamt gibt alles. Da bin ich mir sicher“.
Achim Dippold nickt: „Wir müssen die Pandemie in den Griff bekommen, nicht mit den Fingern aufeinander zeigen.“Dennoch sei wichtig, mit dem Thema und den Informationen sensibel umzugehen. Sensibel aber offen, ergänzt Hans-Dieter Bührle, der Vorsitzende des ASB-Regionalverbandes.
Es gehe um Aufklärung, um Wissen über Maßnahmen und Konsequenzen. Es gehe um den richtigen und wichtigen
Umgang miteinander. Es gehe zudem um Einsatz.
Im Heroldstatter Seniorenzentrum stehen insgesamt 30 Betten zur Verfügung. Derzeit sind 27 davon belegt. Der ASB verfüge in Heroldstatt über 36 Mitarbeiter, davon sind drei derzeit in Mutterschutz. Jeder Handgriff muss sitzen. Die Corona-Pandemie habe das Arbeiten verändert.
Eine Veränderung ist im Speisesaal zu finden. Es ist eine Veränderung, die helfen soll, die Virenlast so gering wie möglich zu halten. Die Rede ist von einem Lüftungsgerät. Eines steht seit Anfang Januar im Speisesaal, eine kleine Variante im Flur. „Es ist eine komplexe Steuerung und das Gerät ist besonders für Einrichtungen geeignet“, zeigt Bührle auf und fügt an: „Überall werden sie befürwortet, sind aber in der Anschaffung sehr teuer.“Der ASB habe für seine Einrichtungen insgesamt acht Geräte angeschafft. Kostenvolumen: insgesamt 80 000 Euro. Die Geräte laufen 24 Stunden am Tag, kontrollieren dabei auch die Luft und geben einen Alarmton ab, wenn es nötig werden sollte, ein Fenster zu öffnen. Viren würden mit UVLicht „beschossen“. So ist das auch in Merklingen der Fall, wie sich dort der hiesige Bürgermeister Sven Kneipp von der Einrichtungsleiterin Sandra Greese erklären ließ.
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’’ „Die Mitarbeiter sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie schränken ihre Kontakte sehr ein.“
Achim Dippold, Geschäftsführer des ASB Region Alb & Stauferland, lobt die Teams der Seniorenzentren
Verschmutzung, Temperatur, Luftbelastung oder auch Feuchtigkeit: Die Viruslast im Raum soll verbessert werden. Eine Anschaffung, die nicht nur mit Blick auf Corona lohne. Sicher sei nämlich, dass es immer Viren gebe, die für die Bewohner gefährlich sein können. Das Lüftungsgerät helfe so dann beispielsweise auch, Grippeviren einzuschränken. „Dahingehend gilt mein Dank auch dem örtlichen ASB“, so Achim Dippold zur Anschaffung.
Die Anschaffung eines solchen Gerätes zeige, dass der Arbeiter-Samariter-Bund eben nicht nur das Muss durch entsprechende Verordnungen erfüllen möchte, sondern bestrebt sei, den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten. „Wir helfen hier und jetzt“, macht Achim Dippold klar.