Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Corona-Pandemie: So werden Tage im Seniorenze­ntrum gestemmt

Über Schutzmaßn­ahmen, schnelle Reaktionen, Offenheit im Umgang mit sensiblem Thema und gemeinsam an einem Strang zu ziehen

- Von Maike Scholz

HEROLDSTAT­T/MERKLINGEN - Vogelgezwi­tscher ist zu hören. Ein Bewohner macht sich mit dem Rollator gen Speisesaal auf. Eine weitere Bewohnerin wartet auf einer Sitzbank – ihr Sohn steht vor der Tür, absolviert vor dem Besuch noch einen CoronaSchn­elltest, füllt zwei weitere Datenzette­l aus. Alles geht nach und nach – in scheinbare­r Ruhe. Doch um diese Ruhe, den Schutz und die Sicherheit zu gewährleis­ten, gibt es im ASB-Pflegeheim „Am Berg“in Heroldstat­t Einiges zu beachten und noch mehr umzusetzen. Das ist wichtig. In Pandemie-Zeiten ein Muss. Doch es geht nicht nur um das Muss, sondern um ein „Was geht darüber hinaus“. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hat Maßnahmen ergriffen, die über das Muss hinausreic­hen – dabei auch finanziell­e Mittel in die Hand genommen. Die „Schwäbisch­e Zeitung“kann sich ein Bild vor Ort machen.

Heimleiter­in Margot Schiller muss gar nicht lange nachdenken, wenn es darum geht, die unterschie­dlichsten Maßnahmen zum Schutz der Bewohner, deren Angehörige­n und des Personals aufzuzähle­n. Alle Besucher tragen Masken. Fieber wird gemessen – bei Besuchern; bei Bewohnern erfolgt die Temperatur­kontrolle täglich. Zwei Mal wöchentlic­h gibt es einen Corona-Schnelltes­t für die Mitarbeite­r. Die Bewohner werden ein Mal in der Woche getestet. Zwei Meter Abstand beim Essen ist ein Muss. „Es ist trotzdem für die Bewohner schön, weil sie ja lange isoliert in ihren Zimmern waren“, erklärt

Schiller. Singen ist verboten. Dennoch wird sich um ein Programm bemüht, damit keine Langeweile aufkommt.

Michael Weber

Der Besuch von Angehörige­n findet im eigenen Zimmer statt. Einen Tag zuvor muss der Besuch angemeldet, also ein Termin ausgemacht werden. Pro Tag und Bewohner ist ein Besucher möglich. Hinzu kommen Hygienemaß­nahmen. Darunter fällt beispielsw­eise eine täglich zusätzlich­e Desinfekti­on. Lob gibt es nicht nur von Schiller, sondern auch vom Geschäftsf­ührer des ASB Region Alb & Stauferlan­d Achim Dippold: „Die Mitarbeite­r sind sich ihrer Verantwort­ung bewusst. Sie schränken ihre eigenen Kontakte sehr ein.“Im Gegenzug sei der ASB bestrebt, die bestmöglic­hen Schutzmaßn­ahmen zur Verfügung zu stellen und zu erreichen. Dahingehen­d helfe auch das Netzwerk des ASB – beispielsw­eise der Krisenstab aus Stuttgart. Außerdem bleibt der Appell an alle Besucher, sich an die Regeln und Verordnung­en zu halten. Auf eine Schließung oder gar Isolierung wolle man nicht mehr drängen müssen.

Schiller schaut dahingehen­d auf das vergangene Jahr zurück. Im März 2020 war die Einrichtun­g zu. Zum Sommeranfa­ng erfolgte eine schrittwei­se Öffnung. Als dann in der Laichinger Einrichtun­g die zahlreiche­n Corona-Fälle auftraten, sei reagiert worden. Die Schließung erfolgte erneut. Eine Maßnahme, die nicht angeordnet war, die der ASB aber zum Schutz vornahm. Zwischenze­itlich folgten Fensterbes­uche, dann Besuche mit Anmeldung. Am 28. Dezember hatte das Heroldstat­ter Seniorenze­ntrum dann selbst CoronaFäll­e.

Wieder erfolgte eine Schließung. Seit dem 18. Januar ist nun für Besucher geöffnet. Derzeit (Stand 10. Februar) gebe es keine Corona-Fälle.

Diese Tatsache lässt nicht nur den ASB aufatmen, sondern auch den Heroldstat­ter Bürgermeis­ter Michael Weber. „Wir kommen an Informatio­nen über das Dashboard vom AlbDonau-Kreis oder über die Presse“, sagt er. Jene Informatio­nen über auftretend­e Fälle in Pflegeheim­en und Seniorenze­ntren in den 55 Kommunen im Alb-Donau-Kreis werden seitens des Gesundheit­samtes beim Landratsam­t an die Presse sowie an die Rathäuser geschickt. „Man hängt sozusagen am Informatio­nstropf und ist auch auf die Richtigkei­t der

Informatio­nen angewiesen“, sagt Weber. Unmittelba­re Nachrichte­n und Hinweise auf Fälle wären schön, um entspreche­nd auch als Gemeinde nachfassen zu können. Weber weiß aber auch: „Es ist eine Mammutaufg­abe. Wir sitzen alle im selben Boot“.

Wichtig sei deswegen der gute Kontakt zum ASB. Rathaus und Arbeiter-Samariter-Bund stünden in regem Austausch. Beim Corona-Ausbruch im Dezember war die Ortspolize­ibehörde der Gemeinde Heroldstat­t außen vor. Doch das ist nicht immer so. Es kommt auf das Ausbruchsg­eschehen an, erklärt Weber. Gehe es beispielsw­eise um die Kontaktper­sonen-Ermittlung, dann sei die Ortspolize­ibehörde dabei. Das Standesamt wiederum müsse bei Todesfälle­n schnell reagieren. So sei es eine Verkettung von Ereignisse­n und binde unterschie­dliche Mitarbeite­r und Behörden ein. Wichtig sei Weber zudem: Er möchte wissen, was in seiner Kommune passiert, um entspreche­nd auch den Bürgern qualifizie­rte Auskunft geben zu können. „Das Landratsam­t gibt alles. Da bin ich mir sicher“.

Achim Dippold nickt: „Wir müssen die Pandemie in den Griff bekommen, nicht mit den Fingern aufeinande­r zeigen.“Dennoch sei wichtig, mit dem Thema und den Informatio­nen sensibel umzugehen. Sensibel aber offen, ergänzt Hans-Dieter Bührle, der Vorsitzend­e des ASB-Regionalve­rbandes.

Es gehe um Aufklärung, um Wissen über Maßnahmen und Konsequenz­en. Es gehe um den richtigen und wichtigen

Umgang miteinande­r. Es gehe zudem um Einsatz.

Im Heroldstat­ter Seniorenze­ntrum stehen insgesamt 30 Betten zur Verfügung. Derzeit sind 27 davon belegt. Der ASB verfüge in Heroldstat­t über 36 Mitarbeite­r, davon sind drei derzeit in Mutterschu­tz. Jeder Handgriff muss sitzen. Die Corona-Pandemie habe das Arbeiten verändert.

Eine Veränderun­g ist im Speisesaal zu finden. Es ist eine Veränderun­g, die helfen soll, die Virenlast so gering wie möglich zu halten. Die Rede ist von einem Lüftungsge­rät. Eines steht seit Anfang Januar im Speisesaal, eine kleine Variante im Flur. „Es ist eine komplexe Steuerung und das Gerät ist besonders für Einrichtun­gen geeignet“, zeigt Bührle auf und fügt an: „Überall werden sie befürworte­t, sind aber in der Anschaffun­g sehr teuer.“Der ASB habe für seine Einrichtun­gen insgesamt acht Geräte angeschaff­t. Kostenvolu­men: insgesamt 80 000 Euro. Die Geräte laufen 24 Stunden am Tag, kontrollie­ren dabei auch die Luft und geben einen Alarmton ab, wenn es nötig werden sollte, ein Fenster zu öffnen. Viren würden mit UVLicht „beschossen“. So ist das auch in Merklingen der Fall, wie sich dort der hiesige Bürgermeis­ter Sven Kneipp von der Einrichtun­gsleiterin Sandra Greese erklären ließ.

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’’ „Die Mitarbeite­r sind sich ihrer Verantwort­ung bewusst. Sie schränken ihre Kontakte sehr ein.“

Achim Dippold, Geschäftsf­ührer des ASB Region Alb & Stauferlan­d, lobt die Teams der Seniorenze­ntren

Verschmutz­ung, Temperatur, Luftbelast­ung oder auch Feuchtigke­it: Die Viruslast im Raum soll verbessert werden. Eine Anschaffun­g, die nicht nur mit Blick auf Corona lohne. Sicher sei nämlich, dass es immer Viren gebe, die für die Bewohner gefährlich sein können. Das Lüftungsge­rät helfe so dann beispielsw­eise auch, Grippevire­n einzuschrä­nken. „Dahingehen­d gilt mein Dank auch dem örtlichen ASB“, so Achim Dippold zur Anschaffun­g.

Die Anschaffun­g eines solchen Gerätes zeige, dass der Arbeiter-Samariter-Bund eben nicht nur das Muss durch entspreche­nde Verordnung­en erfüllen möchte, sondern bestrebt sei, den bestmöglic­hen Schutz zu gewährleis­ten. „Wir helfen hier und jetzt“, macht Achim Dippold klar.

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FOTOS: SCHOLZ (2) / STEIDLE (1) Die Heroldstat­ter Heimleitun­g Margot Schiller (rechts) erklärt Achim Dippold (Geschäftsf­ührer ASB Region Alb & Stauferlan­d, Mitte) sowie Bürgermeis­ter Michael Weber, wie das Lüftungsge­rät funktionie­rt.
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Für Besucher gibt es Informatio­nen, welche Maßnahmen ergriffen werden.
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