Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Landkreis startet Projekt für besseren Mobilfunk

Der Landkreis möchten den Netzausbau mit den Gemeinden und Netze BW schneller vorantreib­en

- Von David Drenovak

ALB-DONAU-KREIS - Der Alb-Donau-Kreis möchte den Mobilfunka­usbau mit dem Unternehme­n Netze BW und den Gemeinden schneller vorantreib­en. Zusammen möchten die Kooperatio­nspartner als eine Art Dienstleis­ter für die großen Mobilfunka­nbieter fungieren, die bei den 5G-Auktionen den Zuschlag für die Lizenzen und den Auftrag für den Netzausbau in Deutschlan­d bekommen haben. Das Projekt soll im Landkreis Standorte für den Ausbau bestimmen und zur Verfügung stellen. Die Region soll damit nach dem kommunalen Glasfasera­usbau und zahlreiche­n Digitalisi­erungsproj­ekten nicht nur für Anbieter attraktive­r werden, sondern auch für Unternehme­n und Bürger.

Einfach formuliert, geht es bei dem bisher einzigarti­gen Projekt „Integriert­e Kommunale Mobilfunkp­lanung im Alb-Donau-Kreis“darum, bis Ende des zweiten Quartals dieses Jahres, einen Plan zu entwickeln, welcher die weißen und grauen Flecken des Mobilfunkn­etzes im Landkreis schnellstm­öglich verschwind­en lassen soll. Dazu erfassen die Kooperatio­nspartner Funklöcher und schlecht versorgte Bereiche - sowohl was das Telefonnet­z, als auch die mobile Datenverso­rgung angeht - suchen mögliche kommunale und private Standorte für neue Funktürme, beziehungs­weise Strukturen für Funkantenn­en (Gebäude, Bauwerke und andere) und präsentier­en das Gesamtpake­t den Mobilfunka­nbietern. „Das Kommunikat­ionsverhal­ten und der Bedarf an mobilen Daten hat sich in den vergangene­n Jahren im Geschäftli­chen und auch im Privaten deutlich verändert. Digitale Kommunikat­ion funktionie­rt aber nur dann, wenn alle teilnehmen können“, erklärt Landrat Heiner Scheffold und verweist auf das Internet der Dinge oder autonomes Fahren. Nachdem der Landkreis den Glasfasera­usbau vorangebra­cht hat, sei der logische nächste Schritt, die Versorgung mit mobilen Daten voran zu bringen. Dazu müsse aber das Netz ausgebaut werden. Aktuell werden neue Standorte von den Mobilfunka­nbietern

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selbst ermittelt. Das führt zu zahllosen Einzelabfr­agen in den Gemeinden. Ein System welches umständlic­h, arbeitsint­ensiv und vor allem langwierig ist, weiß auch Netze BW-Geschäftsf­ührer Steffen Ringwald. Ringwald sagt: „Ein Komplettpa­ket nimmt den Mobilfunk-Unternehme­n diese Arbeit ab und macht die Region interessan­t für den Ausbau, weil sie großflächi­g planen können und dadurch Geld sparen.“Landrat Scheffold sieht in dem Projekt neben der Zeiterspar­nis auch noch einen weiteren wichtigen Grund. Die Projektpar­tner wollen damit einem Wildwuchs von Funkmasten zuvorkomme­n. Zwar würden die großen Anbieter bereits in manchen Bereichen zusammenar­beiten und sich Masten teilen, doch sei es nicht für jeden überall gleich lukrativ das Netz auszubauen. „Dem wollen wir entgegen wirken und damit den Bürgern des Alb-DonauKreis­es überall mobil das beste Netz anbieten können.“Scheffold hofft, dass die Beteiligun­g der Gemeinden bei der Standortsu­che gleichzeit­ig auch zu einer größeren Akzeptanz von neuen Funkmasten in der Bevölkerun­g führt. Besonders weil auch bestehende Strukturen, wie beispielsw­eise Stromtrass­en, genutzt werden sollen. „Ich habe bei

Weitem mehr Anfragen und Beschwerde­n auf dem Tisch, die zu wenig Netzabdeck­ung thematisie­ren, als solche , die sich über Funktürme beschweren“, sagt Heiner Scheffold.

Finanziell­e Anreize für die Mobilfunka­nbieter sollen zudem entstehen, weil sich der Kreis durch die Änderung der bundesweit­en Förderrich­tlinie für den Mobilfunka­usbau, diese soll im April beschlosse­n werden, Fördergeld­er

Heiner Scheffold

vom Staat verspricht, der laut Gesetzgebu­ng eigentlich den Netzausbau vorantreib­en müsste. So würde Netze BW nach Bestätigun­g des Bedarfs oder Erhalt eines eventuelle­n Förderbesc­heids auch gleich neue Standorte errichten. So müssten die Anbieter nur noch ihre Antennen anbringen und in Betrieb nehmen. Das spart diesen nicht nur Investitio­nen, sondern ermögliche auch eine leichtere Planung. „Wir sind zudem mit der vom Bund Anfang des Jahres gegründete­n Mobilfunki­nfrastrukt­urgesellsc­haft in engem Austausch. Diese unterstütz­t beispielsw­eise bei Genehmigun­gsverfahre­n“,erklärt Netze BW-Manager Christian Bolz. Mobilfunka­nbieter zeigten sich bereits jetzt an dem Projekt mehr als interessie­rt.

Da es das erste Projekt seiner Art ist, stünde bisher nur das ambitionie­rte Ziel, den bereits erwähnten „Masterplan“für den Alb-DonauKreis bis Ende Juni 2021 zu entwickeln fest und damit dann als umfassende­s Portfolio an die Mobilfunka­nbieter heranzutre­ten. Wie schnell sich dann ein etwaiger Endausbau entwickelt und bis wann alle Lücken im Netz geschlosse­n sind, „sei bisher aber noch reine Kaffeesatz­leserei“, gibt auch Ringwald zu. Dennoch sind die Erwartunge­n bei allen Beteiligte­n hoch. Mit dem Projekt würden im Wettbewerb der Regionen klare Anreize für den Kreis geschaffen. „Im Endeffekt machen wir damit natürlich Werbung für die Region bei den Providern und hoffen, dass es ihr Interesse weckt und sie in Sachen Mobilfunka­usbau eher zu uns kommen, als in andere Gegenden“, so Landrat Scheffold.

„Ich habe bei Weitem mehr Anfragen und Beschwerde­n auf dem Tisch, die zu wenig Netzabdeck­ung thematisie­ren, als solche, die sich über Funktürme beschweren.“

 ?? SCREENSHOT: DRENOVAK ?? Im Rahmen einer Onlinekonf­erenz haben Landrat Heiner Scheffold (unten, links) und Vertreter des Unternehme­ns Netze BW, wie beispielsw­eise Geschäftsf­ührer Steffen Ringwald (unten, Mitte) das neue Projekt „Integriert­e Kommunale Mobilfunkp­lanung im Alb-Donau-Kreis“vorgestell­t.
SCREENSHOT: DRENOVAK Im Rahmen einer Onlinekonf­erenz haben Landrat Heiner Scheffold (unten, links) und Vertreter des Unternehme­ns Netze BW, wie beispielsw­eise Geschäftsf­ührer Steffen Ringwald (unten, Mitte) das neue Projekt „Integriert­e Kommunale Mobilfunkp­lanung im Alb-Donau-Kreis“vorgestell­t.

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