Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bessere Zahlen, neue Hoffnung
Die Verteidigungs- und Weltraumsparte von Airbus erzielt operativen Gewinn
IMMENSTAAD/TOULOUSE - Die Geschäfte der Weltraum- und Verteidigungssparte des europäischen Airbus-Konzerns stabilisieren sich. Obwohl der Umsatz in den vergangenen zwölf Monaten um vier Prozent auf 10,4 Milliarden Euro gesunken ist, schaffte es das Unternehmen operativ wieder in die schwarzen Zahlen. Airbus Defence & Space mit seinem Standort Friedrichshafen in Immenstaad erwirtschaftete einen Gewinn (Ebit) von 408 Millionen Euro, wie der Konzern am Donnerstag am Stammsitz im französischen Toulouse mitteilte. 2019 hatte die Sparte, die am Bodensee vor allem Satelliten baut, noch einen Verlust von 881 Millionen Euro zu verzeichnen gehabt.
Vor gut einem Jahr hatte Spartenchef Dirk Hoke in einem Rundbrief an die Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass Auftragseingang, operativer Gewinn und liquide Mittel so besorgniserregend seien, dass die kurzfristige Leistung die langfristige Perspektive gefährde. Airbus kündigte darauf hin ein Sparprogramm und den Abbau von 2362 Stellen über die gesamte Sparte an – 148 Jobs davon in Immenstaad. Gerade für das am Standort Bodensee so wichtige Weltraumgeschäft waren in den Monaten zuvor „viel zu wenige Aufträge reingekommen“, wie der Chef der Niederlassung in Immenstaad, Dietmar Pilz, im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“erläutert hatte.
Kurzfristig haben sich die Zahlen verbessert und langfristig haben sich nun auch neue Perspektiven ergeben: Airbus Defence & Space soll zusammen mit dem italienisch-französischen Unternehmen Thales Alenia Space die zweite Satellitengeneration des Navigationssystems Galileo der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA bauen. Der Zuschlag ist nicht nur ein Prestigeerfolg für Airbus und den Standort Immenstaad, sondern hat auch enorme wirtschaftliche Bedeutung. Denn das Auftragsvolumen für den Bau von zunächst zwölf Satelliten liegt Schätzungen von Branchenexperten zufolge bei 1,47 Milliarden Euro, wovon ein guter Teil auf die Satellitenspezialisten am Bodensee entfallen dürfte. Allerdings geht der Bremer Satellitenbauer OHB, der bei dem EU-Bieterwettbewerb leer ausgegangen ist und der die erste Generation der Satelliten entwickelt hat, gerichtlich gegen die Vergabe vor.
Insgesamt schloss Airbus das Jahr 2020 wegen der Corona-Pandemie und dem geplanten Abbau tausender Arbeitsplätze mit einem Milliardenverlust ab. Dank eines Gewinns im vierten Quartal stand für das Gesamtjahr aber nur ein Nettoverlust von 1,1 Milliarden Euro, im Jahr zuvor belief sich der noch auf rund 1,4 Milliarden Euro. Der Gesamtumsatz, zu dem die Flugzeugsparte einen Anteil von fast 70 Prozent beisteuert, ging um 29 Prozent auf 49,9 Milliarden Euro zurück. „Das vergangene Jahr war eine Herausforderung für Airbus. Es ist weit von den ursprünglichen Erwartungen für 2020 entfernt“, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury.