Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Mehr an regionalem Handwerk
Kammer meldet trotz Corona-Krise Zuwachs – Es gibt aber Befürchtungen
REGION (sz) - Erneut mehr Mitgliedsbetriebe im regionalen Handwerk: Die Betriebszahlen der Handwerkskammer Ulm steigen auch in der Krise um 1,3 Prozent. Es gibt laut Mitteilung einen Zuwachs in allen Regionen im Gebiet der Handwerkskammer Ulm.
Bei der Handwerkskammer Ulm hat es im vergangenen Jahr mehr Betriebsgründungen als Schließungen gegeben. Trotz der Pandemie stieg laut Mitteilung die Zahl der Mitgliedsbetriebe im Gebiet zwischen Ostalb und Bodensee zum Ende des Jahres 2020 um 244 auf 19668. Das entspricht einem Zuwachs um 1,3 Prozent. Sollten die zugesagten Hilfsgelder für die weiterhin von den Beschränkungen besonders betroffenen Handwerksbetriebe aber nicht schnell fließen, befürchtet die Kammer, dass Betriebe in die Insolvenz getrieben oder geplante Gründungen verschoben werden. „Wenn wir nicht aufpassen, sieht die Statistik nächstes Jahr schwieriger aus. Das endgültige Aus mancher Betriebe kann nur verhindert werden, wenn die Finanzhilfen des Bundes auch zügig in voller Höhe auf den Konten der Betroffenen eingehen“, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.
Der erneute Anstieg der Handwerksbetriebszahlen zeige sich in allen Regionen des Kammergebietes. Im Landkreis Ravensburg liegt der Zuwachs bei 2,4 Prozent, im Stadtkreis Ulm bei 2,2 Prozent, im Landkreis Heidenheim bei 1,4 Prozent, im Landkreis Biberach und im Bodenseekreis jeweils bei 0,8 Prozent, im Alb-Donau-Kreis bei 1,1 Prozent und im Ostalbkreis bei 0,5 Prozent. Der Zuwachs wird im ersten Jahr nach der Handwerksnovelle erwartungsgemäß in allen Landkreisen wesentlich von den zulassungsfreien Handwerken
getragen, wie zum Beispiel von 77 neu eingetragenen Gebäudereinigern (+12 Prozent) und einem Plus von ebenfalls 77 Betrieben im Fotografen-Handwerk (+12 Prozent). Eine Zunahme in den zulassungspflichtigen Gewerken verzeichnet insbesondere das Fleischer-Handwerk mit einem Plus von 46 Betrieben (+13 Prozent), gefolgt vom Friseur-Handwerk mit 26 hinzugekommenen Betrieben (+2 Prozent) – und das trotz Corona-Krise. „Seit Jahren wachsen unsere Betriebszahlen im
Handwerk. Der Markt erkennt: wenn handwerkliche Arbeit gesucht wird und Wartezeiten zunehmen, dann kann man im Handwerk auch Geld verdienen“, so Mehlich.
Seit dem Jahr 2020 sind zwölf Gewerke wieder meisterpflichtig. Das heißt, dass für eine Betriebsgründung der Meisterbrief Voraussetzung ist. Der Meisterbrief steht im Handwerk für Qualität, Verbraucherschutz und Ausbildung. Meisterpflichtige Betriebsgründungen sind statistisch gesehen doppelt so lange auf dem Markt wie zulassungsfreie Betriebe. Seit dem vergangenen Jahr gibt es nun für Gewerke wie Fliesenleger oder Raumausstatter, aber auch Orgel- und Rolladenbauer, den Meisterbrief als Voraussetzung für eine Betriebsgründung.
Auf die Beschäftigung im Handwerk bleiben die Auswirkungen der Pandemie laut Mitteilung weiter moderat. Vier von fünf Betrieben wollen demnach ihre Betriebsgröße beibehalten. Das regionale Handwerk zeige sich also weiterhin als krisensicherer Arbeitgeber, Fachkräfte sind nach wie vor gefragt. Die Nachfrage nach kompetenten Mitarbeitern werde in vielen Handwerksberufen auch künftig steigen.