Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Seit dem Aschermittwoch in der österlichen Bußzeit
Aschenkreuz auf dem Haupt soll an Vergänglichkeit der Menschen erinnern – Freiwillig Verzicht üben
HEROLDSTATT/WESTERHEIM - Die 40-tägige Fastenzeit hat begonnen, und zwar mit dem Aschermittwoch. Viele Menschen haben in der Zeit bis Ostern Vorsätze gefasst, um die Fastenzeit intensiv zu erleben. Sie wollen auf bestimmte Dinge und Gewohnheiten verzichten, um etwa gesünder zu leben und um durch Verzicht gewisse Bereicherungen zu erfahren. Bei der katholischen Kirche hat die 40-tägige Fastenzeit bis Ostern am Aschermittwoch begonnen, die auch als österliche Bußzeit bezeichnet wird. Vor allem in der katholischen Kirche ist dieser Tag ein wichtiger im Kirchenjahr. Er mahnt zur Umkehr und Besinnung – auch in Richtung Endlichkeit des Lebens.
Der Name Aschermittwoch kommt von dem christlichen Brauch, an diesem Tag im Gottesdienst die Asche der verbrannten Palmzweige des Vorjahres zu weihen und die Gläubigen mit einem Kreuz dieser Asche zu zeichnen. „Die Asche ist ein Zeichen der Vergänglichkeit und der Reinigung gleichermaßen“, erklärte Pfarrer Karl Enderle bei den Messfeiern zu Aschermittwoch in Heroldstatt und Westerheim. Der Christ soll an die Vergänglichkeit seines irdischen Lebens erinnert werden, aber auch daran, dass der Tod eine Wandlung zu einem ewigen Leben bei Jesus Christus darstelle.
Im Anschluss an die Messfeier streute Pfarrer Enderle den Gläubigen einzeln Asche in Kreuzform auf das Haupt. Wenn er den Gläubigen das Aschenkreuz spendet, hat er zwei Möglichkeiten, den Sinn der Bestreuung in folgenden Worten zu untermauern: „Bekehre Dich und glaube an das Evangelium“oder „Bedenke, Du bist aus Staub und kehrst zu Staub zurück.“Es gelte, die Lebenszeit als wertvolles Geschenk
Gottes auf Erden zu nützen und diese Zeit nicht zu vergeuden. Der Sinn des Lebens soll den Menschen gerade an Aschermittwoch bewusst werden, erläuterte Enderle. Es sei begrenzt und vergänglich, doch Jesus Christus schenke mit seiner Auferstehung an Ostern ewiges Leben.
Am Aschermittwoch ging die Fastenzeit los – auch österliche Bußzeit genannt. 40 Tage lang bereiten sich die Gläubigen durch Besinnung, Buße und Verzicht auf das kommende Osterfest, das höchste Fest im Kirchenjahr, vor. Biblisches Vorbild für die Fastenzeit ist Jesus, der 40 Tage in der Wüste gefastet hatte. 40 steht aber auch für die Jahre, die die Israeliten durch die Wüste gezogen sind.
Menschen versuchen, in der Fastenzeit
auf Dinge zu verzichten und bewusster zu leben. Dabei gehe es ebenso darum, auf Dinge zu schauen, bei denen man Gefahr laufe, davon abhängig zu werden, erläutert Enderle. Es gehe in der Fastenzeit ferner darum, wie man sein Leben bewusst und gezielt gestaltet, am besten so, dass es eine Bereicherung ist – für sich selbst und andere.
Der Beginn der Fastenzeit ist vom beweglichen Osterdatum abhängig, der jedes Jahr neu nach den Mondphasen ermittelt wird. Und Ostersonntag ist immer der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang am 20. März. Der Aschermittwoch ist der 46. Tag vor dem Ostersonntag. Der frühestmögliche Termin ist deshalb der 4. Februar,
der spätestmögliche ist der 10. März. Vom Aschermittwoch hängt auch die Dauer der Fasnet ab, die jedes Jahr unterschiedlich lang ausfallen kann. In diesem Jahr war sie relativ kurz, im nächsten Jahr dauert sie zwei Wochen länger: Der Glombige Doschdeg ist 2022 am 24. Februar, der Rosenmontag am 28. Februar und Aschermittwoch am 2. März.
Die Ostkirche kennt keinen Aschermittwoch, da ihre Fastenzeit bereits am Sonntagabend der siebten Woche vor Ostern beginnt. Der seit dem frühen Mittelalter geübte Brauch der Aschenbestreuung geht auf eine alttestamentliche Bußtradition im Tempel zu Jerusalem zurück.
Der Aschermittwoch ist neben dem Karfreitag der einzige Tag, der in der katholischen Kirche als strenger Fastentag gilt. Das Kirchenrecht schreibt Abstinenz und Fasten vor. Mit vielfältigen Wünschen und Vorsätzen gehen evangelische wie katholische Christen am Aschermittwoch in die siebenwöchige Fastenzeit bis Ostern. Die Vorsätze und Aktionen zur Fastenzeit sind weit gespannt, mal geht es mehr um körperliche Gesundheit, mal um spirituelle Einkehr oder auch um ökologische Impulse. Verzicht wird geübt. So wollen viele Menschen weniger essen, auf Alkohol verzichten und sich beim Genuss einschränken: Sie wollen aber auch den Mitmenschen sehen und ihm etwa mehr Zeit und Zuwendung schenken.
„Fasten, beten und Almosen geben“seien drei große Aspekte der österlichen Bußzeit, in der der Mensch Versöhnung mit Gott, aber auch mit sich finden kann, so Pfarrer Enderle in seinen Ansprachen am Aschermittwoch. Jesus Christus sei nachsichtig, verzeihend und liebend, der die Menschen einlade zur Umkehr und zur Buße. Er teile mit den Menschen die österliche Freude.