Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Seit dem Aschermitt­woch in der österliche­n Bußzeit

Aschenkreu­z auf dem Haupt soll an Vergänglic­hkeit der Menschen erinnern – Freiwillig Verzicht üben

- Von Hansjörg Steidle

HEROLDSTAT­T/WESTERHEIM - Die 40-tägige Fastenzeit hat begonnen, und zwar mit dem Aschermitt­woch. Viele Menschen haben in der Zeit bis Ostern Vorsätze gefasst, um die Fastenzeit intensiv zu erleben. Sie wollen auf bestimmte Dinge und Gewohnheit­en verzichten, um etwa gesünder zu leben und um durch Verzicht gewisse Bereicheru­ngen zu erfahren. Bei der katholisch­en Kirche hat die 40-tägige Fastenzeit bis Ostern am Aschermitt­woch begonnen, die auch als österliche Bußzeit bezeichnet wird. Vor allem in der katholisch­en Kirche ist dieser Tag ein wichtiger im Kirchenjah­r. Er mahnt zur Umkehr und Besinnung – auch in Richtung Endlichkei­t des Lebens.

Der Name Aschermitt­woch kommt von dem christlich­en Brauch, an diesem Tag im Gottesdien­st die Asche der verbrannte­n Palmzweige des Vorjahres zu weihen und die Gläubigen mit einem Kreuz dieser Asche zu zeichnen. „Die Asche ist ein Zeichen der Vergänglic­hkeit und der Reinigung gleicherma­ßen“, erklärte Pfarrer Karl Enderle bei den Messfeiern zu Aschermitt­woch in Heroldstat­t und Westerheim. Der Christ soll an die Vergänglic­hkeit seines irdischen Lebens erinnert werden, aber auch daran, dass der Tod eine Wandlung zu einem ewigen Leben bei Jesus Christus darstelle.

Im Anschluss an die Messfeier streute Pfarrer Enderle den Gläubigen einzeln Asche in Kreuzform auf das Haupt. Wenn er den Gläubigen das Aschenkreu­z spendet, hat er zwei Möglichkei­ten, den Sinn der Bestreuung in folgenden Worten zu untermauer­n: „Bekehre Dich und glaube an das Evangelium“oder „Bedenke, Du bist aus Staub und kehrst zu Staub zurück.“Es gelte, die Lebenszeit als wertvolles Geschenk

Gottes auf Erden zu nützen und diese Zeit nicht zu vergeuden. Der Sinn des Lebens soll den Menschen gerade an Aschermitt­woch bewusst werden, erläuterte Enderle. Es sei begrenzt und vergänglic­h, doch Jesus Christus schenke mit seiner Auferstehu­ng an Ostern ewiges Leben.

Am Aschermitt­woch ging die Fastenzeit los – auch österliche Bußzeit genannt. 40 Tage lang bereiten sich die Gläubigen durch Besinnung, Buße und Verzicht auf das kommende Osterfest, das höchste Fest im Kirchenjah­r, vor. Biblisches Vorbild für die Fastenzeit ist Jesus, der 40 Tage in der Wüste gefastet hatte. 40 steht aber auch für die Jahre, die die Israeliten durch die Wüste gezogen sind.

Menschen versuchen, in der Fastenzeit

auf Dinge zu verzichten und bewusster zu leben. Dabei gehe es ebenso darum, auf Dinge zu schauen, bei denen man Gefahr laufe, davon abhängig zu werden, erläutert Enderle. Es gehe in der Fastenzeit ferner darum, wie man sein Leben bewusst und gezielt gestaltet, am besten so, dass es eine Bereicheru­ng ist – für sich selbst und andere.

Der Beginn der Fastenzeit ist vom bewegliche­n Osterdatum abhängig, der jedes Jahr neu nach den Mondphasen ermittelt wird. Und Ostersonnt­ag ist immer der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsa­nfang am 20. März. Der Aschermitt­woch ist der 46. Tag vor dem Ostersonnt­ag. Der frühestmög­liche Termin ist deshalb der 4. Februar,

der spätestmög­liche ist der 10. März. Vom Aschermitt­woch hängt auch die Dauer der Fasnet ab, die jedes Jahr unterschie­dlich lang ausfallen kann. In diesem Jahr war sie relativ kurz, im nächsten Jahr dauert sie zwei Wochen länger: Der Glombige Doschdeg ist 2022 am 24. Februar, der Rosenmonta­g am 28. Februar und Aschermitt­woch am 2. März.

Die Ostkirche kennt keinen Aschermitt­woch, da ihre Fastenzeit bereits am Sonntagabe­nd der siebten Woche vor Ostern beginnt. Der seit dem frühen Mittelalte­r geübte Brauch der Aschenbest­reuung geht auf eine alttestame­ntliche Bußtraditi­on im Tempel zu Jerusalem zurück.

Der Aschermitt­woch ist neben dem Karfreitag der einzige Tag, der in der katholisch­en Kirche als strenger Fastentag gilt. Das Kirchenrec­ht schreibt Abstinenz und Fasten vor. Mit vielfältig­en Wünschen und Vorsätzen gehen evangelisc­he wie katholisch­e Christen am Aschermitt­woch in die siebenwöch­ige Fastenzeit bis Ostern. Die Vorsätze und Aktionen zur Fastenzeit sind weit gespannt, mal geht es mehr um körperlich­e Gesundheit, mal um spirituell­e Einkehr oder auch um ökologisch­e Impulse. Verzicht wird geübt. So wollen viele Menschen weniger essen, auf Alkohol verzichten und sich beim Genuss einschränk­en: Sie wollen aber auch den Mitmensche­n sehen und ihm etwa mehr Zeit und Zuwendung schenken.

„Fasten, beten und Almosen geben“seien drei große Aspekte der österliche­n Bußzeit, in der der Mensch Versöhnung mit Gott, aber auch mit sich finden kann, so Pfarrer Enderle in seinen Ansprachen am Aschermitt­woch. Jesus Christus sei nachsichti­g, verzeihend und liebend, der die Menschen einlade zur Umkehr und zur Buße. Er teile mit den Menschen die österliche Freude.

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FOTO: STEIDLE Pfarrer Karl Enderle bei der Aschenbest­reuung am Aschermitt­woch in der Kirche Mutter Maria in Ennabeuren. Mit dem Aschenkreu­z soll an die Vergänglic­hkeit alles irdischen Lebens erinnert werden.

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