Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gemeinderat ändert Bauverfahren
Kindergarten Seißen wird in Massivbauweise gebaut – Lose werden einzeln ausgeschrieben
BLAUBEUREN - Auf Vorschlag der Stadtverwaltung hat der Gemeinderat Blaubeuren unlängst beschlossen, die Bauausführung für den Neubau des Kindergarten Seißen an einen Generalunternehmer zu vergeben. Im weiteren Prüfverfahren hat sich nun gezeigt, dass dies, nach Einschätzung der Gemeindeprüfungsanstalt, vergaberechtlich problematisch sein könnte. Bereits bewilligte Ausgleichstockmittel in Höhe von 250 000 Euro könnten dem Projekt verloren gehen. Deshalb hat der Gemeinderat am Dienstag einstimmig beschlossen, die Generalunternehmerausschreibung zu einer Einzellosausschreibung zu verändern. In diesem Rahmen musste nun auch die Bauweise der Erweiterung festgelegt werden. Hier gingen die Meinungen teilweise auseinander.
An der generellen Umsetzung des Großanbaus am Kindergarten Seißen wird sich auch mit den aktuellen Entscheidungen des Gemeinderats nichts ändern. Allerdings hat das Gremium in seiner Sitzung am Dienstag Entscheidungen für die Verfahrensweise und die bauliche Umsetzung getroffen. Am Zeitplan sollen diese Entscheidungen jedoch nichts ändern. Man sei, so Bürgermeister Jörg Seibold, weiter gut im Rennen. Allerdings sei der gewünschte Weg, das Projekt mit Hilfe eines Generalunternehmers umzusetzen nicht problemlos möglich, erläuterte Seibold weiter. Bei einer Routineüberprüfung habe die Gemeindeprüfungsanstalt Bedenken hinsichtlich der Förderfähigkeit geäußert. „Nach Rücksprache mit der Gemeindeprüfungsanstalt und im Hinblick darauf, dass wir schon 250 000 Euro an Fördermitteln für das Projekt bekommen, haben wir uns entschieden ihnen zu empfehlen zur Einzelbeauftragung zu wechseln“, so Jörg Seibold.
Was diese Änderung anging und die damit verbundene weitere Beauftragung des Architektenbüros Gebhardt sowie das Planungsbüro als Fachplaner für die Gewerke Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro entsprechend zu beauftragen war sich der Rat einig. Bei der Bauweise, die an diesem Abend ebenfalls festzulegen war, gab es unterschiedliche Meinungen.
Im bisherigen Verfahren wurde die Festlegung über die Bauweise offengelassen. Angedacht war, dem wirtschaftlichsten Angebot den Zuschlag zu erteilen, unabhängig von der Gebäudekonstruktion. Damit der Architekt in die Werkplanung für die Einzellosausschreibung einsteigen kann, sei es erforderlich, die Konstruktion des Gebäudes festzulegen.
Dabei kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht. Der Entwurf des Kindergartens lässt aus statischer und konstruktiver Sicht die Bauweise „Massivbau“und „Holzständerbau“zu. Heiko Kuhn vom Architekturbüro Gebhardt, welches die Vorplanung entwickelt hat und die Gemeinde bei der Umsetzung des Projekts betreut, erläuterte nochmals ausführlich alle vier unterschiedlichen Bauvarianten. Zwei Möglichkeiten wurden überprüft, die Gebäude in Massivbauweise zu erstellen sowie zwei in Holzständerbauweise. Eine ursprünglich ebenfalls angedachte Modulbauweise wurde verworfen, da die Kosten das Budget weit überschritten hätten und die vorliegende, vom Gemeinderat positiv befürwortete Planung diese Bauweise auch nicht mehr zulasse, so Kuhn. Der Fachmann erläuterte, dass das Büro die vorliegenden Varianten als Entscheidungshilfe auf Punkte wie Kosten, Bauzeit, Qualität sowie Nachhaltigkeit und energetische Werte untersucht habe. Prinzipiell gehe es dabei hauptsächlich um die Außenwände. Gründung und Bodenbelag sowie Dach-Konstruktionen seien bei den verschiedenen Varianten beinahe gleich.
Final lagen eine Holzständerbauweise und eine Massivbauweise sehr dicht beieinander. Während der Holzständerbau in Sachen Qualität und Nachhaltigkeit bessere Ergebnisse lieferte, punktete der Massivbau in den Kategorien Kosten und bei den energetischen Werten im Sommer. Der Seißener Ortschaftsrat hatte sich nach längeren Gesprächen für den Massivbau ausgesprochen, wie Ortsvorsteherin Barbara Rüd (SPD) informierte. „Wir haben sehr gründlich abgewogen. Uns war am Ende wichtig, dass das Gebäude im Sommer nicht überhitzt. Zudem hat es Bedenken wegen der Schallübertragung gegeben“, erläuterte Barbara Rüd das Votum ihres Gremiums. Ursula Siegloch (ebenfalls SPD) stimmte im Namen ihrer Fraktion dieser Entscheidung ebenfalls zu. Zwar hätte die SPD ursprünglich die Holzständerbauweise wegen der Nachhaltigkeit bevorzugt, „aber wir können der Argumentation des Ortschaftsrats folgen.“Von CDU und Freien Wähler kam ebenfalls Zustimmung für die Massivbauvariante. Alleine die Grünenfraktion verwies mit ihrem Votum nochmals deutlich auf den Punkt Nachhaltigkeit. Angela Bohnacker sagte: „Von unserer Seite aus ist klar der Holzbau der Favorit. Bei den allermeisten übergeordneten Gremien wird das Bauen mit Holz befürwortet. Technisch sehen wir nicht die Nachteile und deshalb bleiben wir dabei und entscheiden uns für die Holzständerbauweise.“So fiel in der Folge in diesem Punkt die Abstimmung mit 18 Ja-Stimmen zu sechs Neinstimmen für den Massivbau aus.