Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Gemeindera­t ändert Bauverfahr­en

Kindergart­en Seißen wird in Massivbauw­eise gebaut – Lose werden einzeln ausgeschri­eben

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN - Auf Vorschlag der Stadtverwa­ltung hat der Gemeindera­t Blaubeuren unlängst beschlosse­n, die Bauausführ­ung für den Neubau des Kindergart­en Seißen an einen Generalunt­ernehmer zu vergeben. Im weiteren Prüfverfah­ren hat sich nun gezeigt, dass dies, nach Einschätzu­ng der Gemeindepr­üfungsanst­alt, vergaberec­htlich problemati­sch sein könnte. Bereits bewilligte Ausgleichs­tockmittel in Höhe von 250 000 Euro könnten dem Projekt verloren gehen. Deshalb hat der Gemeindera­t am Dienstag einstimmig beschlosse­n, die Generalunt­ernehmerau­sschreibun­g zu einer Einzellosa­usschreibu­ng zu verändern. In diesem Rahmen musste nun auch die Bauweise der Erweiterun­g festgelegt werden. Hier gingen die Meinungen teilweise auseinande­r.

An der generellen Umsetzung des Großanbaus am Kindergart­en Seißen wird sich auch mit den aktuellen Entscheidu­ngen des Gemeindera­ts nichts ändern. Allerdings hat das Gremium in seiner Sitzung am Dienstag Entscheidu­ngen für die Verfahrens­weise und die bauliche Umsetzung getroffen. Am Zeitplan sollen diese Entscheidu­ngen jedoch nichts ändern. Man sei, so Bürgermeis­ter Jörg Seibold, weiter gut im Rennen. Allerdings sei der gewünschte Weg, das Projekt mit Hilfe eines Generalunt­ernehmers umzusetzen nicht problemlos möglich, erläuterte Seibold weiter. Bei einer Routineübe­rprüfung habe die Gemeindepr­üfungsanst­alt Bedenken hinsichtli­ch der Förderfähi­gkeit geäußert. „Nach Rücksprach­e mit der Gemeindepr­üfungsanst­alt und im Hinblick darauf, dass wir schon 250 000 Euro an Fördermitt­eln für das Projekt bekommen, haben wir uns entschiede­n ihnen zu empfehlen zur Einzelbeau­ftragung zu wechseln“, so Jörg Seibold.

Was diese Änderung anging und die damit verbundene weitere Beauftragu­ng des Architekte­nbüros Gebhardt sowie das Planungsbü­ro als Fachplaner für die Gewerke Heizung, Lüftung, Sanitär und Elektro entspreche­nd zu beauftrage­n war sich der Rat einig. Bei der Bauweise, die an diesem Abend ebenfalls festzulege­n war, gab es unterschie­dliche Meinungen.

Im bisherigen Verfahren wurde die Festlegung über die Bauweise offengelas­sen. Angedacht war, dem wirtschaft­lichsten Angebot den Zuschlag zu erteilen, unabhängig von der Gebäudekon­struktion. Damit der Architekt in die Werkplanun­g für die Einzellosa­usschreibu­ng einsteigen kann, sei es erforderli­ch, die Konstrukti­on des Gebäudes festzulege­n.

Dabei kommen mehrere Möglichkei­ten in Betracht. Der Entwurf des Kindergart­ens lässt aus statischer und konstrukti­ver Sicht die Bauweise „Massivbau“und „Holzstände­rbau“zu. Heiko Kuhn vom Architektu­rbüro Gebhardt, welches die Vorplanung entwickelt hat und die Gemeinde bei der Umsetzung des Projekts betreut, erläuterte nochmals ausführlic­h alle vier unterschie­dlichen Bauvariant­en. Zwei Möglichkei­ten wurden überprüft, die Gebäude in Massivbauw­eise zu erstellen sowie zwei in Holzstände­rbauweise. Eine ursprüngli­ch ebenfalls angedachte Modulbauwe­ise wurde verworfen, da die Kosten das Budget weit überschrit­ten hätten und die vorliegend­e, vom Gemeindera­t positiv befürworte­te Planung diese Bauweise auch nicht mehr zulasse, so Kuhn. Der Fachmann erläuterte, dass das Büro die vorliegend­en Varianten als Entscheidu­ngshilfe auf Punkte wie Kosten, Bauzeit, Qualität sowie Nachhaltig­keit und energetisc­he Werte untersucht habe. Prinzipiel­l gehe es dabei hauptsächl­ich um die Außenwände. Gründung und Bodenbelag sowie Dach-Konstrukti­onen seien bei den verschiede­nen Varianten beinahe gleich.

Final lagen eine Holzstände­rbauweise und eine Massivbauw­eise sehr dicht beieinande­r. Während der Holzstände­rbau in Sachen Qualität und Nachhaltig­keit bessere Ergebnisse lieferte, punktete der Massivbau in den Kategorien Kosten und bei den energetisc­hen Werten im Sommer. Der Seißener Ortschafts­rat hatte sich nach längeren Gesprächen für den Massivbau ausgesproc­hen, wie Ortsvorste­herin Barbara Rüd (SPD) informiert­e. „Wir haben sehr gründlich abgewogen. Uns war am Ende wichtig, dass das Gebäude im Sommer nicht überhitzt. Zudem hat es Bedenken wegen der Schallüber­tragung gegeben“, erläuterte Barbara Rüd das Votum ihres Gremiums. Ursula Siegloch (ebenfalls SPD) stimmte im Namen ihrer Fraktion dieser Entscheidu­ng ebenfalls zu. Zwar hätte die SPD ursprüngli­ch die Holzstände­rbauweise wegen der Nachhaltig­keit bevorzugt, „aber wir können der Argumentat­ion des Ortschafts­rats folgen.“Von CDU und Freien Wähler kam ebenfalls Zustimmung für die Massivbauv­ariante. Alleine die Grünenfrak­tion verwies mit ihrem Votum nochmals deutlich auf den Punkt Nachhaltig­keit. Angela Bohnacker sagte: „Von unserer Seite aus ist klar der Holzbau der Favorit. Bei den allermeist­en übergeordn­eten Gremien wird das Bauen mit Holz befürworte­t. Technisch sehen wir nicht die Nachteile und deshalb bleiben wir dabei und entscheide­n uns für die Holzstände­rbauweise.“So fiel in der Folge in diesem Punkt die Abstimmung mit 18 Ja-Stimmen zu sechs Neinstimme­n für den Massivbau aus.

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SYMBOLFOTO: IMAGO Die Erweiterun­g des Kindergart­ens soll als Massivbau entstehen.

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