Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Rettungshunde trainieren in der Ruine des Brauhauses
Ideale Übungsbedingungen für Rettungshundestaffel der Feuerwehr Ulm
BERG (kö) - Zu den Aufgaben von Rettungshunden gehört auch die Trümmersuche, wann immer Menschen verschüttet werden, kommen Trümmerhunde zum Einsatz. So haben sich die Überreste des abgebrannten Brauhauses der Rosebrauerei in Berg als ideales Übungsgelände für die Rettungshundestaffel Ulm angeboten. „Die Gelegenheit hier muss man nutzen, die bekommt man nicht alle Tage angeboten. Das ist hier ähnlich wie nach einem Einsturz bei einem Erdbeben“, erklärt Amrei Oellermann von der Rettungshundestaffel der Feuerwehr Ulm. Nur, dass nach Erdbeben die Gerüche in den Ruinen noch vielfältiger sind, weil dort Menschen direkt aus ihrem täglichen Leben gerissen wurden.
Mit sechs Hunden im Alter zwischen einem und neun Jahren waren die Retter nach Berg gekommen, um in den Abrisstrümmern des Brauhauses zu trainieren. Die Hunde werden in zwei Jahren für Flächensuche und Trümmersuche ausgebildet. Vermisste Menschen, die sich beim Waldspaziergang verlaufen haben oder verunglückt sind, sich in lebensbedrohlichen Lagen befinden, werden von den Hunden auch in großen Waldstücken schnell und zuverlässig gefunden. Ein einziges Rettungshundeteam mit Hund und Hundeführer ersetzt dabei 80 Einsatzkräfte. Wann immer Menschen verschüttet werden: Der ausgebildete Rettungshund mit seiner feinen Nase mache sie schnell ausfindig. So haben sich in den Ruinen des Brauhauses Kollegen der Rettungshundestaffel versteckt, aber nicht über die die Schutthalden, sondern sie sind von hinten durch noch vorhandene Gänge in das Abrissgebäude gelangt. So kann der Hund nicht ihre Spur verfolgen, sondern muss sie aufspüren. Der fünfjährigen Damba von Uwe Nieswandt gelingt das problemlos. Ihr aufgeregtes Bellen teilt dem Hundeführer mit, sie hat jemanden gefunden, auch wenn die gesuchte Person noch einige Meter vom Hund entfernt ist. Jetzt kommen Feuerwehr und THW zum Einsatz, um die verschüttete Person aus ihrer misslichen Lage zu befreien.
„Wir orten mit den Hunden bloß“, sagt Amrei Oellermann. Vom Hundeführer wird der Suchhund für seine erfolgreiche Arbeit belohnt, meist mit dem Lieblingsspielzeug. Auch Glower von Amrei Oellermann ist ein Labrador, er klettert in der Ruine herum, bellt schließlich an dem Punkt, an dem es am meisten nach Mensch riecht. „Beim Kölner Stadtarchiv waren die Verschütteten noch neun Meter unter dem Hund, als er angeschlagen hat“, erzählen die Mitglieder der Rettungsstaffel der Feuerwehr Ulm. Manchmal sind sie auch mit ihren Hunden im Einsatz nach Bränden, wo vorher gelöscht wurde. „Da muss man im Einzelfall abwägen, was geht und was nicht. Aber unsere Hunde sind viel gewohnt“, sagen die Hundeführer.
Immer wieder suchen sie neue Gelände für ihr Training, die Firma Max Wild benachrichtigt sie über ihre Abrissbaustellen. So auch über die des alten Brauhauses der Rose in Berg. Einmal will die Hundestaffel das Gelände noch zum Üben nutzen, „aber dann brauchen wir wieder ein neues Gebiet, damit es für unsere Hunde realistisch bleibt“, erklären die Hundeführer.
Das Brauhaus war von 1870 bis 1993 in Betrieb, sagt Eigentümer Norbert Zimmermann, der die Suchübungen der Hunde aufmerksam verfolgt. Am 21 Juni 2018 stand es in Flammen, verursacht durch einen Kurzschluss. Jetzt wird es abgerissen. „Etwas bleibt aber noch zum Schutz der Straße stehen“, so Zimmermann. 25 mal 20 Meter Fläche wird frei, aber wie er sie nutzen wird, weiß er noch nicht. „Man kann da einiges machen, aber erstmal hat uns Corona ausgebremst“, erklärt er.