Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Sehgewohnheiten auf den Kopf gestellt
Fotograf Achim Mende zeigt in Überlingen 360°-Aufnahmen unseres „Crazy Little Planet“
ÜBERLINGEN - Ein Zeichen der Hoffnung will der Überlinger Fotograf Achim Mende setzen mit seiner Ausstellung „Crazy Little Planet“, die ab sofort in der Städtischen Galerie Überlingen zu sehen ist: 60 überwältigende 360°-Panorama-Fotografien, die einerseits Zeitdokumente sind und zugleich einen neuen Sehgenuss, neue Sehvarianten bieten.
„Was verbirgt sich hinter dem Horizont?“Diese Frage habe den Fotografen Achim Mende schon immer beschäftigt, daher sprüht er beim Presserundgang geradezu vor Begeisterung, wenn er erzählt, welch neue Möglichkeiten ihm die 360°-Panorama-Fotografie eröffnet hat. Aus großer Höhe hat er schon lange fotografiert – von einem 30 Meter hohen Teleskopmast, mithilfe transparenter Helium-Ballone oder aus Flugzeugen –, aber jetzt: „Sie sind hier mit einer absolut neuen Sehmöglichkeit konfrontiert.“Starke Bilder von unserem Planeten sind es – genauer vom Bodenseeraum, von Baden-Württemberg und aus aller Welt –, Bilder, die mit ihrer Perspektive hergebrachte Sehgewohnheiten auf den Kopf stellen, und doch Bilder der Realität, der Natur in all ihrer Farbenpracht – ob bei strahlendem Sonnenschein oder im Lichterspiel der Nacht.
Blickfang ist ein langer Leuchtrahmen mit einem Venedigbild: Im Sonnenlicht liegt die Stadt vor dem Betrachter ausgebreitet, eingebettet in das umgebende Wasser, der MarkusPlatz in Corona-Zeiten fast menschenleer. Rundum streift der Blick, wandert durch die glockenklar erfassten Gassen, wird hineingezogen in mediterranes Flair. Ein Highlight, gestochen scharf, brillant, ein besonderer Blickfang auf unserem „Crazy Little Planet“. Eine „verrückte“Ausstellung des Wahl-Überlingers, der hier schon 2003 einen bis dahin unerreichten Besucheransturm erzielte. Voller Stolz zählt ihn der Überlinger Oberbürgermeister Jan Zeitler zu den bedeutendsten Fotografen in Deutschlands Südwesten und wünscht sich für diese weltweit wohl erste Ausstellung der 360°-Panorama-Fotografie eine ähnliche Resonanz.
Heute ist für Mende der HeliumBallon kein Thema mehr, heute setzt er neben dem Flugzeug überwiegend Drohnen ein, wobei er sich besonders über die Zusammenarbeit mit seinem Sohn Jean-Paul Mende freut, der ein begnadeter Drohnenpilot sei. Von Jean-Paul stammen auch spektakuläre Bilder von einer Weltreise. Fotografie mit Drohnen ist allmählich zum Breitensport ausgeartet, kann man doch mit dem Blick von oben ungewöhnliche Sichtweisen erreichen. Überwältigend ist jedoch die Wirkung der neuen Technologie, bei der ein spezieller Computer für ein aus zahlreichen Einzelbildern zusammengesetztes Bild mit zwei Gigabyte schon mal zwei Tage zu rechnen hat. Dazu Mende: „Sie müssen eigentlich alles vergessen, was Sie bisher über Fotografie wussten.“
Das Wesentliche rückt ins Zentrum, ob Überlinger Münster oder Stuttgarter Fernsehturm, doch es ist eingebettet in seine ganze Sphäre, die weit über den üblichen Horizont reicht. Bei aller ungewöhnlichen Perspektive fasziniert auch die ungeheure Detailschärfe. Mende erzählt, dass er schon vorher eine genaue Vorstellung vom Ergebnis hat. Erst wenn alle Voraussetzungen stimmen, geht er an die aufwendige Arbeit .
Die Ausstellung ist nach telefonischer Anmeldung für Besucher geöffnet: Telefon 07551/99 1074. Dauer: bis 10. Oktober, Öffnungszeiten: Di.-Fr. 14-17 Uhr, Sa., So. 11-17 Uhr. Tagesaktuelle Infos über die Pandemie-Situation über www.staedtischegalerie.de