Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Söder lässt Laschet den Vortritt
CDU-Vorsitzender nach langem Ringen Kanzlerkandidat der Union – Versöhnliche Töne
BERLIN/MÜNCHEN/STUTTGART Acht lange Tage währte das Tauziehen, seit Dienstag ist klar: CDU-Chef Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union. Nachdem sich der CDU-Bundesvorstand in der Nacht zum Dienstag für den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen ausgesprochen hatte, stimmte am Mittag auch Rivale Markus Söder dem Beschluss zu. Ob der Machtkampf damit tatsächlich beendet ist, blieb offen. Jedenfalls waren alle Beteiligten angesichts des bald startenden Wahlkampfs um neue Geschlossenheit bemüht.
Es blieb Söder am Dienstag vorbehalten, Laschet zum gemeinsamen Kandidaten auszurufen. „Die Würfel sind gefallen, Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union“, sagte Bayerns Ministerpräsident in München. CSU-Generalsekretär Markus Blume betonte, Söder habe eindrucksvoll bewiesen, welche Zugkraft er für die Union entfalten könne. „Markus Söder war erkennbar der Kandidat der Herzen.“Aber am Ende entscheide in einer Demokratie die Mehrheit. In einer digitalen
Sondersitzung des CDU-Vorstands hatten zuvor nach sechsstündiger Debatte 31 von 46 Vorstandsmitgliedern in geheimer Wahl für Laschet plädiert, nur neun stimmten für Söder, sechs enthielten sich.
Die K-Frage drohte die Union zu spalten. Thomas Strobl, Chef der Südwest-CDU und Bundesvize, sagte nun am Dienstag: „Eine der großen Stärken von Armin Laschet ist: Er kann integrieren, zusammenführen. Seine Ausdauer in den letzten Tagen nötigt mir Respekt ab. Er ist aus Kanzlerholz geschnitzt.“Thorsten Frei, Strobls Stellvertreter im
Südwesten und Vize der Unionsfraktion im Bund, erklärte: „Der Findungsprozess in der Kandidatenfrage wurde deutlich härter geführt, als ich es mir anfänglich vorstellen konnte.“Aufgerissene Gräben müssten schnell zugeschüttet werden.
Laschet selbst gab sich am Abend in der ARD versöhnlich. Sein Ziel sei es, zuzuhören und Gegensätze zusammenzubringen. „Das werde ich jetzt nach diesen Ereignissen wieder tun. Ich war heute bereits in der Bundestagsfraktion, ich gehe in die Kreisverbände in den nächsten Tagen.“