Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gründung einer Jugendfeuerwehr in Westerheim angedacht
Gemeinderat befasst sich mit dem Feuerwehrbedarfsplan der kommenden Jahre – Der Mannschaftstransportwagen soll ersetzt werden
WESTERHEIM - Einstimmig haben Westerheims Gemeinderäte den neuen Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde für die Jahre 2021 bis 2026 gebilligt, den Stadtdirektor Ralf-Jörg Hohloch aus Freiburg mit einem Team der Freiwilligen Feuerwehr Westerheim um Kommandant Andreas Priel erstellt hatten.
Hohloch wie Bürgermeister Hartmut Walz sprachen von „einer engagierten Feuerwehr in Westerheim, die sehr gut dasteht“, für die aber gewisse Weichen gestellt werden müssen, um das hohe Niveau zu halten: So wird die Gründung einer Jugendfeuerwehr empfohlen und der Feuerwehrdienst für Frauen in Aussicht gestellt werden. Ferner ist die Neubeschaffung von Fahrzeugen, vor allem eines Mannschaftstransportwagens, im Auge zu behalten.
80 Seiten umfasst der neue Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde Westerheim für die nächsten fünf Jahre, den Ralf-Jörg Hohloch, leitender Branddirektor der Berufsfeuerwehr Freiburg, und Andreas Priel den Gemeinderäten in ihrer Sitzung am Dienstagabend erläuterten. In ihm werden der Ist-Zustand der Westerheimer Wehr beschrieben, Gefahrenpotenziale analysiert und die künftige,wünschenswerte Struktur der Freiwilligen Feuerwehr dargestellt. „Wir haben eine schlagkräftige Truppe mit Potenzial nach oben“, fasste Bürgermeister Walz den Bericht zusammen und regte an, gleich einen ersten geforderten Schritt umzusetzen: Einige Wehrmänner sollen den Führerschein für ein Feuerwehrauto ablegen.
In die Bereiche Personal und Ausbildungsstand, Fahrzeuge und Ausstattung, Feuerwehrgerätehaus und Jugendfeuerwehr gliederte Feuerwehrfachmann Hohloch seine detaillierten Ausführungen anhand einer Powerpoint-Präsentation mit vielen Bildern und Grafiken. Er sprach von „sehr engagierten und motivierten Feuerwehrmännern im Ehrenamt und einem leistungsfähigen Feuerwehrwesen
in Westerheim.“Sie sei aktuell gut ausgestattet und stehe gut da. Doch gelte es, den Blick nach vorne zu richten, vor allem was das Personal und die Fahrzeuge angehe.
Nachdem Hohloch die Pflichtund Kann-Aufgaben von Feuerwehrleuten aufgezeigt hatte, machte er klar, dass die aktuell 51 aktiven Wehrmänner Westerheims auf einem knapp 23 Quadratkilometer großen Gebiet für 3050 Einwohnern zuzüglich der Urlauber und Gäste zuständig seien: Ziel im Notfall müsse es weiterhin sein, dass die ersten neun Wehrmänner innerhalb von zehn Minuten nach der Alarmierung eintreffen und weitere neun innerhalb von 15 Minuten.
Bei sogenannten Großschadenlagen im Gemeindegebiet müsse die Westerheimer Wehr auf umliegende Wehren gemäß der Alarm- und Ausrückordnung zurückgreifen können, an erster Stelle auf die Freiwillige
Feuerwehr Laichingen. Zur Löschwasserversorgung meinte der Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz bei der Stadt Freiburg, dass diese in Westerheim in einigen Bereichen nicht ausreichend beziehungsweise nur spärlich vorhanden sei, vor allem bei Aussiedlerhöfen und Gehöften, aber auch beim Campingplatz. Deshalb werden zwei Löschgruppenfahrzeuge mit einem Löschwassertank vorbehalten.
Wichtig seien deshalb auch die Zisternen beziehungsweise Löschwasserteiche in der Ortsmitte mit gut 100 Kubik, beim Hof Heuberg mit 60 Kubik und bei der Firma Kneer Südfenster mit 300 Kubik.
21 Einsätze in 2018, 22 in 2019 und 23 in 2020 haben die Feuerwehrmänner Westerheims absolviert, wofür sie zwei Mal 400 und ein Mal 500 Arbeitsstunden im Ehrenamt erbrachten, informierten Ralf-Jörg Hohloch und Andreas Priel. Zudem seien in den Jahren 2018 und 2019 rund 2000 und 2500 Übungsstunden erbracht worden, um die Leistungsfähigkeit der Wehr zu gewährleisten. Im Corona-Jahr 2020 waren es rund 800 Arbeitsstunden bei acht Übungsdiensten. Hinzukommen die Wartung der Geräte und ehrenamtlicher Einsatz auf anderen Gebieten.
„Der Ausbildungsstand ist aus fachlicher Sicht gut“, betonte Hohloch und befasste sich dann ausführlich mit dem Personal der Freiwilligen Feuerwehr Westerheim, die derzeit aus 51 aktiven Wehrmännern, acht Florenteenies, neun Mitgliedern in der Altersabteilung und zwölf im Spielmannszug besteht. Das Durchschnittsalter von 41 Jahren bei den Feuerwehrangehörigen Westerheims sei noch vertretbar.
Die Feuerwehrführung müsse mit alters- und krankheitsbedingten Abgängen rechnen und „qualifizierte Wiederbesetzungen“im Auge behalten, mahnte Hohloch an. Denn 20 aktive Wehrmänner seien schon über 56 Jahre alt. Zu erhöhen sei die Zahl der Atemschutzgeräteträger. Insgesamt lobte er ein „sehr gutes Wir-Gefühl“und einen „hervorragenden Mannschaftsgeist“bei der Westerheimer Truppe. Momentan sei die Soll-Stärke noch vorhanden.
„Aufgrund der derzeitigen Alterststruktur der aktiven Abteilung empfehle ich die Gründung einer Jugendfeuerwehr in Westerheim“, erklärte der Feuerwehrexperte aus Freiburg. Grundsätzlich hätten sich die Jugendfeuerwehren mit jungen Menschen im Alter von zehn bis 17 Jahren im Lande bewährt, betonte er. Dies sei allerdings mit viel Aufwand verbunden, müssen die Kinder und Jugendlichen doch von qualifiziertem Personal betreut werden. Eine andere Möglichkeit bestehe darin, neue und junge Feuerwehrangehörige direkt für die Einsatzabteilung zu gewinnen. Öffnen müsse sich die
Feuerwehr zudem für Frauen, die einen aktiven Dienst leisten wollen.
Die geforderte Tagesverfügbarkeit von 17 Einsatzkräften sei gegeben, erklärte Hohloch und ging dann auf den aktuellen Fahrzeugbestand mit einem Mannschaftstransportwagen (MTW) aus dem Jahre 2005, einem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 10) aus dem Jahre 2016 und einem Löschgruppenfahrzeug (LF 8/6) aus dem Jahre 1999 ein. Insbesondere für den bald 16 Jahre alten MTW sei für Ersatz zu sorgen, da mit einer längeren Bearbeitungsund Lieferzeit zu rechnen sei. Und auch das 22 Jahre alte LF 8/6 müsse in den nächsten Jahren ersetzt werden. Eine Abstimmung habe mit dem Kreisbrandmeister zu erfolgen.
Positiv zu sehen sei, dass der Umkleidebereich der Einsatzkräfte getrennt von von der Fahrzeughalle liegt, meinte Ralf-Jörg Hohloch zum Feuerwehrgerätehaus, das in der Eichstraße sehr zentral im Ort liege. Jedoch sei der Umkleidebereich für 51 aktive Wehrmänner zu klein und zu eng. Ferner gebe es keine Trennung zwischen Damen und Herren. Aus diesem Grunde sollte der Umkleidebereich erweitert werden. Der Gast schlug einen Anbau vor und ging noch auf die Gerätetechnik und den Digitalfunk ein.
Zusammenfassend lobte Ralf-Jörg Hohloch das gute Feuerwehrwesen in Westerheim und die engagierte Truppe um ihre Leiter Andreas Priel und Rainer Straub. Er empfahl, sobald wieder möglich, ein intensives Üben, das grundlegend für einen erfolgreichen Einsatz sei. In seinem Feuerwehrbedarfsplan nannte noch einige Sonderobjekte, an denen Übungen besonders ratsam sind.