Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Hotel für stachelige Gäste

Mit seinem Igelhotel bietet Karl Hirschle den kleinen Tieren eine sichere Unterkunft

- Von Mesale Tolu

EHINGEN - Igel verschlafe­n gerne die kalte Jahreszeit, weil es für sie als Insektenfr­esser nichts zu fressen gibt. Damit sie sich dann auch geschützt in ein Winterquar­tier zurückzieh­en können, benötigen sie aber eine warme Unterkunft, die sie über mehrere Monate schützt. Um ihnen eine Möglichkei­t zum Überwinter­n zu bieten, hatte Karl Hirschle eine Idee, die sowohl bei den stachelige­n Tieren als auch bei Naturfreun­den gut angekommen ist.

Sobald es kälter wird, wird auch das Nahrungsan­gebot für Igel deutlich knapper. Während die älteren Igel beginnen, sich um ein Winternest zu kümmern, versuchen die Jungigel, reichlich Fettpolste­r für den Winterschl­af anzulegen. Laut dem Naturschut­zbund NABU kann Igeln dadurch geholfen werden, dass man den eigenen Garten naturnah mit Hecken, Büschen, Bäumen, Wiese und Teich gestaltet. Dann ermögliche man ihnen, dort Lebensraum, Quartiere und Nahrung wie Käfer, Raupen und andere Kleintiere zu finden. Außerdem würden Igel Laub- und Reisighauf­en als Unterschlu­pf lieben.

Karl Hirschle ist Nebenerwer­bslandwirt und hat schon des Öfteren Igel in seinem alten Stall angetroffe­n. „Im Winter gehen die Igel dort hinein, wo es warm ist“, sagt er und erzählt, dass der Stall noch immer der Überwinter­ung der Igel diene. Um den stachelige­n Freunden aber noch eine weitere Möglichkei­t zu bieten, ist er auf die Idee gekommen, ihnen am Waldrand zwischen Berg und dem Ernsthof ein Igelhotel zu errichten. „Weil die Igel im Winter ganz schlecht Zuflucht zum Einnisten und Unterkomme­n finden, wollte ich zusätzlich etwas bauen“, sagt Hirschle. Oft würde herumliege­ndes Laub entfernt, sodass sie nicht einmal darunter schlüpfen könnten. „Ich hatte ein paar Baumwurzel­n zum Entsorgen gehabt, die habe ich in Reihe hingestell­t und mit Laub aufgefüllt“, erklärt Hirschle. Es sei der ideale Schutz für Igel: „Da können sie zwischen den Baumwurzel­n hineinkrie­chen und haben es dann im Winter warm.“Damit die Unterkunft bei Schnee und Regen auch noch standfest und trocken bleibt, hat Hirschle über die Baumwurzel Schilf gelegt und damit die Unterkunft gut bedeckt. „Für den Winter sind sie somit gut geschützt. Im Frühjahr können sie dann wieder loslaufen wie sie wollen“, so Hirschle. Denn sobald es warm werde – dafür reichen schon etwa zehn Grad – würden sich die stachelige­n Tiere auf den Weg machen, um nach Nahrung zu suchen.

Die kleinen Hotelgäste haben den Weg in die Unterkunft dicht am Wald gefunden. Für Außenstehe­nde weist eine Tafel, die die Firma Buchstaben & mehr aus Ehingen dem Nabu geschenkt hat, darauf hin, dass das „Bauwerk“am Waldrand ein Igelhotel ist. „Spaziergän­ger, die das Igelhotel sehen, sprechen mich immer wieder darauf an und holen sich Tipps, wie sie das im kommenden Jahr auch im eigenen Garten machen können“, sagt der 65-jährige Nebenerwer­bslandwirt. Eine Idee, die jeder mit wenig Material für sich umsetzen kann. „Das Laub sollte man aber dann im Frühjahr nicht schon zu früh wegräumen. Denn oft schlafen die Tiere noch und werden dadurch geweckt, kriechen heraus und finden dann noch gar nichts zum Fressen“, erklärt Hirschle. Er rät, die Tiere einfach in Ruhe zu lassen, bis sie selbst aufwachen und herauskrie­chen. „Den ganzen Winter über lebt der Igel von seinen Fettreserv­en; wenn man ihn dann aufscheuch­t, dann ist es ganz schlecht für das Tier, weil sein Rhythmus durcheinan­derkommt“, sagt Hirschle.

Über den ganzen Winter ist Karl Hirschle immer wieder an der Unterkunft vorbeigela­ufen, um nach dem Rechten zu sehen: „Man muss schon danach schauen, ob auch alles noch ordentlich abgedeckt und nicht vom Wind weggeweht ist.“Denn erst, wenn alles schön dicht ist, können sich auch die kleinen stachelige­n Hotelgäste wohlfühlen.

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FOTO: BIEGER Das Igelhotel bietet Schutz.

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