Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Koalition streitet über Bezahlung für Pflegekräf­te

Arbeitsmin­ister fordert höhere Löhne und kritisiert Gesundheit­sminister Spahn – Der schießt zurück

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BERLIN (dpa) - In der Großen Koalition gibt es Streit über gesetzlich­e Vorgaben für eine bessere Bezahlung von Pflegekräf­ten noch vor der Bundestags­wahl. SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz kündigte am Sonntag in Potsdam einen gemeinsame­n Vorstoß mit Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) an, „der sicherstel­lt, dass Tarifvertr­äge in der Altenpfleg­e Realität werden“.

Heil sagte der „Bild am Sonntag“, er schlage dazu ein „Pflege-Tariftreue-Gesetz“vor, das noch im Sommer beschlosse­n werden solle. „Betreiber von Pflegeeinr­ichtungen bekommen nur dann Geld aus der Pflegevers­icherung, wenn sie ihren Beschäftig­ten Tariflöhne zahlen.“Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) habe bisher keine konkrete Lösung vorgelegt, aber die Zeit dränge.

Spahn sagte am Sonntag, ein Entwurf zur Pflegerefo­rm liege längst vor. Im Gegensatz zum Plan des Arbeitsmin­isters würden dabei nicht nur die Interessen der Pflegekräf­te berücksich­tigt, sondern auch die der Pflegebedü­rftigen. „Wir alle wollen Pflegekräf­te besser bezahlen. Aber das darf nicht auf Kosten der Schwächste­n unserer Gesellscha­ft gehen.“Wer Tarifbezah­lung wolle, müsse daher auch die Eigenantei­le deckeln. „Dazu sollte sich der Finanzmini­ster endlich mal verhalten.“

Eine bessere Bezahlung von Altenpfleg­ekräften, die zu einem großen Teil nicht mit Tarifvertr­ägen abgesicher­t sind, ist erklärtes Ziel der Koalition. Ein Anlauf für einen Tarifvertr­ag, den Heil für die gesamte Branche für allgemeinv­erbindlich erklären wollte, war zu Jahresbegi­nn gescheiter­t. Spahn hatte Eckpunkte für eine Reform der Pflegefina­nzierung vorgelegt. Sie sehen neben Entlastung­en von stark steigenden Eigenantei­len auch Regelungen für eine bessere Bezahlung vor. Demnach sollen nur Pflegedien­ste und Pflegeheim­e zugelassen werden können, die nach Tarif oder tarifähnli­ch bezahlen.

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