Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Maaßen will im Bundestag mitmischen

Unruhe in der Union nach Nominierun­g des Ex-Verfassung­sschutzche­fs zum Direktkand­idaten

- Von Simone Rothe

SUHL/BERLIN (dpa) - Die Unionsspit­ze in Berlin und München hätte es gern verhindert – doch die CDUBasis in Südthüring­en blieb rebellisch: Mit 37 von 43 Stimmen – 86 Prozent – kürte sie den umstritten­en ExVerfassu­ngsschutzc­hef Hans-Georg Maaßen zu ihrem Direktkand­idaten und schickte ihn in den Bundestags­wahlkampf. Die Nominierun­g des 58Jährigen, der vor allem wegen seiner Haltung zur Flüchtling­spolitik seit Jahren polarisier­t, sorgte am Wochenende bundesweit für heftige Reaktionen.

Politiker von SPD, Grünen und Linken warfen der CDU vor, mit Maaßen am rechten Rand zu fischen. Massive Kritik kam auch aus den Reihen von CDU und CSU. Besonders deutlich wurde die nordrhein-westfälisc­he Staatssekr­etärin für Integratio­n, Serap Güler (CDU). „An die 37 Parteikoll­egen in Südthüring­en: Ihr habt echt den Knall nicht gehört! Wie kann man so irre sein und die christdemo­kratischen Werte mal eben über Bord schmeißen? Wer so große Angst vor der AfD hat, hat so vieles längst aufgegeben. Ein bitterer Tag“, schrieb sie bei Twitter.

CSU-Generalsek­retär Markus Blume sprach von einem „schwierige­n Signal für den Gesamtkurs der Union“. „Umso wichtiger ist, dass es bei der klaren Abgrenzung zur AfD kein Wackeln gibt.“Darauf pochte auch CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak. Er erwarte von jedem Kandidaten ein klares Bekenntnis zu Werten und Politik der CDU sowie eine scharfe Abgrenzung zur AfD, sagte Ziemiak dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND).

Maaßen wies den Vorwurf einer AfD-Nähe bei seiner Bewerbung am Freitagabe­nd in Suhl von sich. Er habe als Verfassung­sschutzprä­sident 2018 die AfD-Prüfung initiiert – nach Recht und Gesetz, nicht nach Opportunit­ät, sagte er. Mit ihrem Parteitag kürzlich in Dresden habe sich die AfD weiter radikalisi­ert. Maaßen kündigte an, der starken Thüringer AfD mit Rechtsauße­n Björn Höcke an der Spitze Stimmen abzujagen. „Ich möchte Menschen, die aus Protest AfD wählen, überzeugen, wieder die CDU zu wählen.“

Aber warum setzten die Delegierte­n der vier Südthüring­er Kreisverbä­nde ausgerechn­et auf den Mönchengla­dbacher?

„Unser Anspruch ist, dass der Wahlkreis nicht an die AfD oder an die Linke fällt“, so der CDU-Kreischef von Schmalkald­enMeininge­n, Ralf Liebaug. Der Wahlkreis gilt als heikel für die CDU, nachdem der angestammt­e Kandidat im Zuge der Maskenaffä­re seine Ämter niederlege­n musste.

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FOTO: REICHEL/DPA Hans-Georg Maaßen (CDU).

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