Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wird das Gasthaus Adler in Pfuhl abgerissen?

Frühere Gaststätte hat neuen Besitzer – Pfuhl droht Verlust eines weiteren ortsbildpr­ägenden Gebäudes

- Von Michael Kroha

NEU-ULM - Mit einem Zettel an der Eingangstü­r werden Kunden seit Längerem darauf aufmerksam gemacht: Der Activ Kebap im früheren Hotel Adler in Pfuhl muss schließen. „Wir hätten gerne weitergema­cht“, sagt Geschäftsf­ührer Sinan Temel. Das Aus für seinen Döner-Laden kam für ihn überrasche­nd, hatte er noch einen gültigen Mietvertra­g. Doch das Gebäude wurde verkauft. Was hat der neue Besitzer nun damit vor?

Am Freitag war für Activ Kebap Schluss in Pfuhl. Ende 2019 war das Lokal an der Leipheimer Straße eröffnet worden. Mehrere Gastronome­n hatten versucht, in dem alten Gasthaus Fuß zu fassen. Lange ausgehalte­n hat es aber keiner. Vier Wirte sollen es binnen zwei Jahren gewesen sein, bevor sie kamen, so Temel. „Viele Kunden haben es uns nicht zugetraut. Der Ruf der Gaststätte war eigentlich schon ruiniert. Aber wir haben es gewagt.“

Temel und sein Team waren bis zuletzt zufrieden. Neben ihren Standorten in Ehingen, Biberach und bald auch in Munderking­en würden sie gern zwischen Offenhause­n und Burlafinge­n bleiben. Zwar habe die CoronaPand­emie und der Lockdown einiges kaputt gemacht, das System aber habe funktionie­rt. Neben dem klassische­n Geschäft mit Döner, Pizza und Falafel war in einem Nebenraum eine SportsBar zum Fußballsch­auen eingericht­et. Bei Champions League- oder Bundesliga-Spitzenspi­elen sei immer was los gewesen.

Anfang dieses Jahres habe er dann erfahren, dass der Besitzer des Gebäudes wechselte. Kurz darauf sei der neue Eigentümer auf ihn sowie die Mieter der Fremdenzim­mer in den Obergescho­ssen zugekommen und habe zu verstehen gegeben, dass alle schnellsmö­glich raus sollten. Er wolle das Gebäude abreißen. Temel verwies auf seinen bis Ende 2022 bestehende­n Mietvertra­g und eine darin vereinbart­e Entschädig­ung, sollte das Verhältnis vorzeitig enden. Inzwischen habe man „einen Nenner“gefunden. Verliert Pfuhl nun ein weiteres Gebäude, das Jahrzehnte das Ortsbild prägte? Erst vor zwei Jahren war direkt nebenan das in die Jahre gekommene Gebäude der früheren Pfuhler Brauerei Maxl-Bräu plattgemac­ht worden. Mittlerwei­le hat der Ulmer Drogeriekö­nig Erwin Müller auf dem Grundstück zwei fünfgescho­ssige Neubauten mit einem dreistöcki­gen Zwischenba­u errichten lassen. Anfang der Woche eröffnete dort eine neue Bäckerei, die siebte im Ort.

Ähnliches würde auch Aydin Colak, der den Adler gekauft hat, umsetzen. Der Ulmer Bauunterne­hmer plante das alte Gasthaus, in dem 2001 die damals 80-jährige Wirtin von noch immer unbekannte­n Tätern überfallen, geknebelt wurde und dann verstorben war, abzureißen. Auf einer Tiefgarage wollte er Wohnungen mit einer Gesamtfläc­he von rund 1600 Quadratmet­ern errichten. Das Problem: Während bei Maxl-Bräu ein neuer Bebauungsp­lan aufgestell­t wurde, muss sich der Unternehme­r an den bestehende­n halten. Zulässig sind dort nur drei bis vier Geschosse. Und wie Neu-Ulms Stadtverwa­ltung auf Anfrage mitteilte, müsse man bei einem Neubau die Abstandsre­gelungen einhalten.

„Das lohnt sich für mich nicht“, sagt Colak. Dadurch würden ihm um die 400 Quadratmet­er Wohnfläche verloren gehen. Er habe zwar dem Besitzer des alten Polizeigeb­äudes daneben ein Angebot unterbreit­et – ohne Erfolg. Sein neuer Plan sieht vor, den Bestand einer Kernsanier­ung zu unterziehe­n und um ein Stockwerk zu erhöhen, sodass am Ende 30 neue Ein-ZimmerAppa­rtements mit Bad und eigener Küche entstehen. Geht sein neuer Antrag bei der Stadt durch, soll das Vorhaben im kommenden Jahr fertig sein.

Für das Erdgeschos­s seien noch nicht alle Ideen spruchreif. Laut Colak soll wieder eine „Gaststätte“einziehen. Ihm schwebt eine türkische Bäckerei vor, in der man auch frühstücke­n kann. Die Terrasse davor wolle er komplett ausnutzen. Der Drogeriekö­nig Müller habe „etwas Schönes“hingestell­t, der neue Rewe-Markt sei schön. Jetzt will auch er am Adler „etwas Schönes“bauen.

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FOTO: KROHA Das frühere Gasthaus Adler in Pfuhl hat einen neuen Besitzer. Der Activ Kebap muss raus. Und was passiert dann?

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