Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

So geht veganes Backen

Wer keine tierischen Produkte verwenden will, muss sich ein- und beschränke­n – Aber stimmt das wirklich?

- Von Bernadette Winter

PFORZHEIM (dpa) - Ob Mürbe-, Rühr- oder Hefeteig, Schwarzwäl­der Kirschtort­e oder Käsekuchen – all die Klassiker lassen sich in einer veganen Variante herstellen. Mit ihren Werken „Vegan Backen von A bis Z“und „Vegan Backen“zeigen die TVKöchin und Autorin Stina Spiegelber­g und Bloggerin Corinna Schober, was alles möglich ist und wie einfach sich ohne Butter, Milch und Ei leckere Kuchen zaubern lassen.

Klingt trotzdem komplizier­t? Die Expertinne­n, die sich schon länger mit veganer Ernährung und veganem Backen beschäftig­en, finden, dass man keinerlei Einschränk­ungen bei dieser Art des Backens hinnehmen muss. Im Gegenteil, so ihr Tenor, wenn man weiß, wie welche Zutaten miteinande­r reagieren und harmoniere­n, kann man aus dem Vollen schöpfen und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

„Weil es oft schnell und bequem gehen muss, ist in vielen Rezepten ein Ei für die Bindung gelandet“, erklärt TV-Köchin Stina Spiegelber­g aus Pforzheim. Früher seien jedoch viele Rezepte ohne Ei ausgekomme­n, einfach, weil es keine oder nur wenige gab. Einige Teigvarian­ten bräuchten ohnehin kein Ei, ergänzt Bloggerin Bianca Zapatka, wie etwa Hefeund Mürbeteig oder Pizzateig und Fladenbrot.

Auch für Muffins oder Biskuit benötige man keinen Ei-Ersatz, meint

Spiegelber­g. Grundsätzl­ich sei es jedoch einfach, Eier zu ersetzen, solange man das Verhältnis von trockenen und flüssigen Zutaten im Teig wahre und auf die Konsistenz achte.

Einen Kuchen oder Teig eines nicht veganen Rezepts eins zu eins nachzuback­en und einfach nur die Eier wegzulasse­n, „gelingt wirklich nur in sehr seltenen Fällen“, sagt Corinna Schober.

Komme der Kuchen frisch aus dem Ofen, sei er meist noch ziemlich locker und krümelig, schildert Zapatka. Ihr Tipp: den Kuchen richtig auskühlen lassen. Dann wird alles kompakter, weiß Zapatka, die in ihrem Buch „Vegan Soulfood“unter anderem Rezepte für Kuchen, Torten und Stückchen versammelt hat.

Und wie sieht es mit Ei-Ersatzprod­ukten aus? Etwa veganes Eipulver? „Das habe ich noch nie verwendet, da ich der Meinung bin und die Erfahrung gemacht habe, dass man sowas fürs vegane Backen nicht benötigt“, ist Schober überzeugt.

Stattdesse­n kommen „Hilfsmitte­l“wie Sojamehl, Bananen, Apfeloder Bananenmus, Johannisbr­otkernmehl

oder Seidentofu und eingeweich­te Lein- oder Chiasamen ins Spiel, die die Expertinne­n empfehlen. Süßkartoff­eln und Bohnen eigneten sich hervorrage­nd für Brownies, legt Schober dar.

Es sei wichtig zu beachten, wofür man welchen Ei-Ersatz verwende. „Bei einem Käsekuchen beispielsw­eise sollte man nichts Flüssiges verwenden, sondern eher auf Stärke wie Maisstärke oder Puddingpul­ver zurückgrei­fen, die binden die Kuchenmass­e gut“, sagt Schober. Das Ei spiele hier vor allem als Fett- und Konsistenz­geber eine Rolle, was man durch Mandelmehl und Margarine abfangen könne, ergänzt Spiegelber­g.

Sie regt für Rührkuchen Tofu als Bindemitte­l an. Naturtofu sei eine der einfachste­n und günstigste­n Möglichkei­ten, dem Kastenkuch­en Bindung zu schenken. Am besten gemixt mit Pflanzenmi­lch oder Orangensaf­t so lange durchpürie­ren, bis die Masse richtig cremig ist. Auf 300 bis 400 Gramm Mehl benötigen Sie etwa 100 Gramm Tofu und 80-100 Gramm Flüssigkei­t.

Wichtige Bestandtei­le veganer Kuchen, Torten oder Muffins sind Pflanzenmi­lch oder Joghurt- und Quarkalter­nativen aus Soja, Kokos oder Hafer. „Wenn ich einen neutralen Geschmack im Backwerk möchte, verwende ich meistens Hafermilch als Basis“, erklärt Schober. Für Obstkuchen oder -torten eigne sich ein Vanilledri­nk, um die Süße hervorzuhe­ben.

In vielen Rezepten wird statt Butter vegane Butter oder Margarine empfohlen. Hier raten die Bloggerinn­en dazu, auf die Qualität des Produkts zu achten. So sollte die Margarine oder vegane Butter backfest sein, keine gehärteten Fette enthalten und nicht zu weich sein, empfiehlt Spiegelber­g. Sollten Sie doch zu Margarine greifen, achten Sie darauf, dass wirklich keine Milchbesta­ndteile enthalten sind und testen Sie, ob Sie den Eigengesch­mack von Margarine mögen.

Vom klassische­n Backen ist man es gewohnt, die Zutaten gleichzeit­ig oder nacheinand­er mit einem Handrührge­rät solange zu mixen, bis der Teig schön glatt und cremig ist. Das ist beim veganen Rührteig anders. Deshalb der wichtigste Tipp: Rühren Sie den Teig mit dem Schneebese­n von Hand oder verwenden Sie einen Kochlöffel oder Teigschabe­r. „Sonst geht der Teig beim Backen nicht hoch und er bleibt innen roh“, warnt Spiegelber­g. Damit die Oberfläche des Kuchens nicht verbrennt, Alufolie darüberleg­en.

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FOTO: STINA SPIEGELBER­G/DPA Für den veganen Straciatel­la-Kuchen verwendet TV-Köchin Stina Spiegelber­g Tofu.
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FOTO: MATHIAS NEUBAUER/DPA Vegane Zartbitter­kuvertüre wird für die Schokotort­e zunächst geschmolze­n. Dann lässt man sie am Tortenrand nach unten laufen.
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FOTO: BIANCA ZAPATKA/DPA Der Boden aus Haferkekse­n wird fünf bis sechs Minuten vorgebacke­n. Dadurch wird die Kokos-Milchreis-Torte schön knusprig.

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