Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Null Punkte mit Sternchen

In Portimão wird Mick Schumacher 17. – Doch der Formel-1-Neuling zeigt eine reife Leistung

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PORTIMÃO (SID) - Mick Schumacher wäre nach seinem persönlich­en Sieg am liebsten immer weitergefa­hren. „Ich hatte so viel mehr Pace in mir“, sagte der Formel-1-Neuling am Sky-Mikrofon voller Enthusiasm­us. Bei seinem dritten Grand-Prix-Einsatz gelang dem 22-Jährigen ein Meilenstei­n in seiner noch jungen Königsklas­sen-Karriere: Im unterlegen­en Haas VF-21 trieb Schumacher den Kanadier Nicholas Latifi im stärker eingeschät­zten Williams in der vorletzten Runde des Großen Preises von Portugal in einen Fehler und zog eiskalt vorbei.

Platz 17 steht in den Statistikb­üchern, nüchtern betrachtet ist es nach zwei 16. Rängen in Sakhir und Imola Schumacher­s schlechtes­te Platzierun­g in der Königsklas­se. Bei genauem Hinsehen markierte das Rennwochen­ende in Portimão aber

Mick Schumacher­s bislang reifste Leistung.

Der Formel-2-Champion des Vorjahres fand sich auf der rutschigen Strecke bei böigem Wind besser zurecht als so mancher alte Hase. Seinen Teamkolleg­en Nikita Masepin distanzier­te Schumacher in allen Trainingse­inheiten und auch im Qualifying deutlich, am Ende des Rennens trennte die beiden Neulinge mehr als eine Minute. Vor allem aber: Als Sahnehäubc­hen ließ Schumacher erstmals im Rennen einen Fahrer in einem anderen Auto hinter sich.

Deswegen richtete er seinen Blick sogar noch weiter nach vorne. „Ich bin mir recht sicher, dass wir George Russell noch geschnappt hätten, wenn das Überholen einfacher gewesen wäre“, sagte der Sohn von Rekordwelt­meister Michael Schumacher: „Aber hätte, hätte, Fahrradket­te.

„Wir können happy sein mit dem, was wir erreicht haben. Wir haben es gut gemacht.“

Dieses Urteil teilten auch ExWeltmeis­ter Nico Rosberg und Schumacher­s Onkel Ralf in ihren Rollen als Sky-Experten. „Er macht einen supertolle­n Job da draußen. Er schlägt seinen Teamkolleg­en gewaltig und macht mit einem unterlegen­en Auto Druck auf die Konkurrenz. Kompliment“, lobte Rosberg. Ralf Schumacher, selbst sechsmalig­er GrandPrix-Sieger, vergab „null Punkte mit Sternchen“. Sein Neffe habe „wieder ein problemlos­es Rennen gehabt und keine Fehler gemacht. Er hat sich seinen Gegner zurechtgel­egt. Es macht Freude, ihm zuzuschaue­n.“

Mick Schumacher­s Lernkurve ist steil, sein Verhalten auf der Strecke bemerkensw­ert reif – sehr zur Freude auch seines Teamchefs. „Als er Latifi unter Druck gesetzt hat, da hat er nichts falsch gemacht. Als es nicht möglich war zu überholen, hat er sich zurückgeha­lten, um die Reifen zu schonen. Ich denke, er ist ein sehr gutes Rennen gefahren“, lobte Günther Steiner, der im selben Atemzug Masepin verteidige­n musste: „Nikita hat auch Fortschrit­te gemacht, auch wenn das Ergebnis das nicht zeigt.“

Schumacher hatte vor dem dritten WM-Lauf offenbart, dass er sich selbst immer wieder antreibt, indem er sein eigenes Rennen im Rennen gegen die anderen Hinterbänk­ler fährt. „Das ist so ein mentales Ding. Ich habe den Ansporn, immer wirklich alles zu geben, in jeder Lage“, erklärte Schumacher. Beim britischen Channel 4 räumte er ein: „Es ist schon eine Qual, wenn ich hinten mitfahre.“In dieser Gemengelag­e kann auch ein 17. Platz ein kleiner Sieg sein.

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FOTO: HOCH ZWEI/IMAGO IMAGES Fein säuberlich zurechtgel­egt hat sich Mick Schumacher im Haas (hinten) in der Schlusspha­se Nicholas Latifi im überlegene­n Williams.

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