Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Erste Liebe in Zeiten des Lockdowns
So unterstützen Eltern ihre Kinder
MÜNCHEN (dpa) - Soziale Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren – darunter leiden alle, aber besonders Jugendliche, die gerade in der Phase der Ablösung vom Elternhaus sind. Ist es doch die Zeit, in die die erste Liebe fällt. Doch in Zeiten des Lockdowns sieht diese Erfahrung anders aus.
„Der Körper baut sich um, ist auf erste Liebe programmiert. Da möchte man sich ständig sehen. Stattdessen findet die erste Liebe nun digital statt“, beschreibt Familiencoach Kira Liebmann aus München das Dilemma. Sie rät Eltern, das Problem auf keinen Fall abzuwiegeln, vielleicht noch mit unsensiblen Sätzen wie: „Jetzt reiß dich mal ein bisschen zusammen und warte ab. Ihr könnt das ja alles nachholen, wenn es wieder geht.“
Stattdessen sollten sie für den verliebten Teenager da sein und ihm zuhören. Ist es nicht möglich, die frische Liebe daheim zu empfangen, weil es etwa nicht für alle Familienmitglieder passt oder etwa der Opa mit im Haus wohnt, könnten sie Spaziergänge anregen. „Man muss nicht Angst haben, dass sie gleich übereinander herfallen. Das geht oft langsamer als Eltern denken“, sagt Kira Liebmann.
Die Erziehungsexpertin plädiert für kreative Lösungen: „Vielleicht stellt man für die Zwei auch zwei Stühle in den Garten. Oder in die Garage, dann fühlen sie sich nicht so beobachtet.“Wenn der Jugendliche angesichts der Situation wütend wird, müssten das Eltern eben auch aushalten können. Es sei immer schlau, das Problem aus Sicht seines Kindes zu sehen. Das betrifft auch Regeln, wie beispielsweise WLAN-Zeiten zu begrenzen. „Da sollten Eltern nachsichtiger sein und mehr Zeiten einräumen. Vielleicht braucht sie ja das Kind auch für Multiplayerspiele, damit es sich nicht so allein fühlt.“
Kira Liebmann hat auch noch eine Idee als Motivationsschub, damit die Familie Licht am Ende des Tunnels sieht: Alle Familienmitglieder schreiben Post-its voll mit tollen Sachen, die man machen möchte, wenn es wieder möglich ist. Die Zettelchen kommen dann in eine durchsichtige Vase oder einen durchsichtigen Krug. „Wenn die Zeit gekommen ist, werden sie beispielsweise jeden Donnerstag als Familienhighlight eingelöst“, erklärt der Coach.