Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Finnisches Finish
Es ist Advent, aber es ist auch die Zeit der Abschiede, der kleineren und der etwas größeren. Den Großen Zapfenstreich mit allem Pipapo gab es für Angela Merkel. Hinterher wurde diskutiert, ob die nach 16 Jahren abtretende Kanzlerin eine Träne verdrückt habe, gerührt oder doch unbeeindruckt gewesen sei. Zumindest verzichtete sie auf die Raute, als die Militärversion von „Für mich soll’s rote Rosen regnen“erklang. Dies deutet darauf hin, dass sich unter Umständen eine leichte emotionale Ergriffenheit eingestellt haben könnte.
Kimi Räikkönen kann das nicht passieren. Und das, obwohl der ExWeltmeister am Sonntag sein letztes von 350 Formel-1-Rennen bestreiten wird. Debütiert in der Königsklasse hat der maulfaule Bleifuß-Finne am 4. März 2001. Das war kurz nachdem Friedrich Merz erstmals sein Interesse hinterlegt hatte, Unionskanzlerkandidat sein zu wollen. Dies ist jedoch eine andere Geschichte – und macht klar, dass sich Spott über die im Kreis fahrenden Formel-1-Raser verbietet: Bei der CDU sind sie in zwei Jahrzehnten auch keinen Millimeter vorwärts gekommen.
Zurück zum „Iceman“. Der fuhr zuletzt gegen die Söhne seiner alten Rivalen Michael Schumacher und Jos Verstappen. Gefragt, wie er sich vor dem Abschied fühle, sagte er: „Warum sollte man emotional werden? Ich bin glücklich, dass es bald zu Ende ist.“Was er in Zukunft zu tun gedenke? „Ich habe keine Pläne und ich mache auch keine Pläne.“Ob er etwas vermissen werde? „Vielleicht werde ich das Rennfahren vermissen, vielleicht aber auch nicht.“So ist das. Da geht ein ganz Großer. (jos)