Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Mit Lauterbach wird es keine Reform geben“
Zu „Lauterbach wird Gesundheitsminister“, 7.12.
Die Ernennung von Karl Lauterbach als neuer Bundesgesundheitsminister ist ein schwarzer Tag für das Gesundheitswesen. Zur Erinnerung: Herr Lauterbach war als Chefberater von Ulla Schmidt maßgeblich an der Gesundheitsreform 2004 beteiligt, welche uns das Fallpauschalensystem bescherte und damit die Ökonomisierung der klinischen Versorgung.
Daraus resultierend Verschärfung des Pflegenotstands und die Reduzierung der intensivmedizinischen Versorgung, für die kein Personal mehr zur Verfügung steht. Als Lobbyist, von 2001 bis 2013 im Aufsichtsrat des größten börsennotierten Klinikkonzerns Rhön-Kliniken, hat er nicht nur gut verdient, sondern auch viel dazu beigetragen, dass private Klinikkonzerne gutes Geld verdienen. 2019 zog der Rhön Konzern 44,5 Millionen Euro Gewinn aus seinem Gesundheitsgeschäft. 2019 twitterte Herr Lauterbach, dass man jede zweite Klinik schließen könne. Corona zeigt uns, was dabei herauskommt: Ein kaputt gespartes, chronisch überfordertes Gesundheitswesen, welches nicht mehr am Patientenwohl orientiert ist.
Für die Menschen würde die Schließung jeder zweiten oder dritten Klinik eine drastisch schlechtere Versorgung, weite Wege und lange Wartezeiten bedeuten. Mit Herrn Lauterbach wird eine Politik zum Schaden des Volkes ihre Fortsetzung finden und eine dringend benötigte grundlegende Reform des Gesundheitswesens in weite Ferne gerückt. Joachim Schraivogel, Ulm
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Überraschend? Allenfalls die Tatsache, dass man sich im Hinblick auf die aktuelle Corona-Lage entschlossen hat, ein Ministerium mit einem ausgewiesenen Fachmann und ausnahmsweise nicht nach Proporz zu besetzen. Umstritten? Ehe man für die häufige Teilnahme an Talkshows zum Thema Corona bei Fachleuten „Profilierungssucht“unterstellt, sollte man sich klarmachen, dass ein großer Teil der fernsehenden Zuschauer diese Gesprächsrunden verfolgt, weil oft abgehalfterte Prominenz aus anderen Gesellschaftsbereichen ihre unmaßgebliche Meinung zum Besten gibt. Dagegen erreichen Fachbeiträge, die von vorneherein als solche gekennzeichnet sind, generell nur ein relativ kleines Publikum. Bemerkenswert ist, dass die Reaktion aus der Ärzteschaft auf die Nominierung von Professor Lauterbach durchaus positiv ist.
Klaus Unger, Lindau
Zu „Front gegen Biosphärengebiet in Oberschwaben formiert sich“, 7.12.
Im genannten Artikel kann der Eindruck entstehen, es wäre eine einheitliche Front von Wald- und Landbesitzern, die sich gegen ein Biosphärengebiet (BSG) aus existenzieller Not heraus kategorisch dagegen stellen. Unterzeichner sind jedoch die örtlich bekannten Großwaldbesitzer
und ein Funktionär des Bauernverbandes. Als Kleinwaldbesitzer, aber auch als Mitverantwortlicher eines Wirtschaftswaldes muss ich feststellen, dass sich die formierende Front eben nicht aus allen Flächeneigentümern zusammensetzt. Die kategorische Ablehnung eines BSG erinnert mich an den Aufschrei der Industrie, als der Mindestlohn in Deutschland eingeführt werden sollte. Vom angekündigten Todesstoß für die Industrie ist nichts zu verspüren gewesen. Bei der Frage eines BSG wird mit denselben Argumenten, dass die Forstwirtschaft existenziell an den Rand getrieben wird argumentiert und zwar schon bevor überhaupt über Chancen und Auswirkungen beraten wurde.
Nicht sehr überzeugend, da es auch andere feldbewirtschaftende Formen gibt, als die bisherige „Weiter so“Arbeitsweise. Die Bioverbände mit den Biohöfen zeigen dies in der
Praxis der Landwirtschaft. Dasselbe gilt für die Forstwirtschaft. Praktische Beispiele wie das Lübecker Modell, um nur eines zu nennen, zeigen dies auf. Es scheint bei der geäußerten Ablehnung der Unterzeichner mehr um die Angst um ihre Profitabilität zu gehen, als um existenzielle Sorgen.
Die Chance, den von allen Experten eingeforderten notwendigen Waldumbau aufgrund der Klimakrise, zum Beispiel mittels eines BSG zusätzlich zu unterstützen, wird nicht gesehen und bei einer kategorischen Ablehnung des BSG dann wohl auch bewusst ignoriert. Wie viele Chancen sonst noch im BSG liegen ist am Ende bekannt und nicht am Anfang des Überlegungsprozesses. Das BSG Südschwarzwald ist übrigens weit mehr bewaldet als unsere Raumschaft und dort gibt es immer noch die Forstwirtschaft.
Walter Hudler, Kisslegg
Leserbrief zu „Die Waldschnepfe im Visier“, 30.11,
Wer hat bei einem Abendspaziergang schon einmal das Glück gehabt, eine Waldschnepfe bei ihrem Balzflug beobachten zu können? Die Art ist in Oberschwaben sehr selten, obwohl große Waldgebiete vorhanden sind. Trotzdem erlegen unsere Jäger in Baden-Württemberg ganz legal jedes Jahr über 100 dieser einmaligen Geschöpfe und sorgen auf diese Art und Weise dafür, dass der Vogel nicht zu häufig wird. Wie soll sich so für die Art ein Populationsdruck aufbauen können, der zur verstärkten Besiedlung oberschwäbischer Wälder führt? Die Jagd auf Waldschnepfen ist ein sinnloses, barbarisches Abknallen wehrloser Vögel. Wenn die Waidmänner glauben, unbedingt Vogelfleisch zu sich nehmen zu müssen, sei ihnen der Verzehr von Masthähnchen empfohlen.
Dr. Herbert Schneider, Bad Buchau
Edwin Schuler, Warthausen
Zu „Grüne stimmen für Ampel-Koalition“, 7.12.
Die Spitze der Grünen ist stolz ob der 86-prozentigen Zustimmung. Schaut man aber genau hin, so stimmten von den rund 125 000 nur 71 000 Mitglieder ab. Davon votierten 86 Prozent für den Vertrag. Leider sind das nur 49 Prozent aller Mitglieder. Ein mageres Ergebnis, das man als eine schwache Akzeptanz des Koalitionsvertrags interpretieren kann.
Dr. Heinz Schumann, Waldburg
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