Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Gift in Spezi und Apfelschorle
57-Jährige versetzt Getränke auf einer Ausstellung und im Supermarkt mit K.o.-Tropfen – Sie muss in die Psychiatrie
MÜNCHEN sagte die Vorsitzende Richterin Elisabeth Ehrl.
Das Gericht ist überzeugt, dass die Frau 2018 bei einer Ausstellungseröffnung im Münchner Gasteig Apfelschorle vergiftet hatte. Zwei damals sieben und zehn Jahre alte Schwestern tranken davon und wurden bewusstlos. 2020 versetzte sie Limonadenflaschen in Supermärkten mit der giftigen Substanz Gamma-Butyrolacton (GBL), sogenanntem Liquid Ecstasy oder K.o.-Tropfen. Zwei Frauen, die die Ware gekauft und getrunken hatten, mussten sofort medizinisch behandelt werden, einem Mann ging es nach dem Verzehr schlecht. Die Dosis der Lösungsmittel hätte nach Einschätzung von Ermittlern tödlich wirken können.
Das GBL bestellte sie laut Ermittlern im Internet. Von den Flaschen, die sie mit Gift versetzte, wurden zwei weitere verkauft – allerdings ist bislang unklar, an wen. Nach der zweiten Tat im Supermarkt kam ihr die Polizei auf die Schliche, weil sie mit einer EC-Karte gezahlt und so ihre Daten hinterlassen hatte. An den manipulierten Flaschen fand sich dann auch ihre DNA.
Im Verfahren vor dem Landgericht stellte ein Gutachter fest, dass die Beschuldigte an einer paranoiden Schizophrenie leidet. Wegen dieser war sie seit Jahrzehnten in verschiedenen Kliniken in Behandlung. Ihre Medikamente habe sie jedoch häufig eigenmächtig abgesetzt. Vor Gericht äußerte sie sich nicht zu den Vorwürfen. Sie sagte lediglich aus, dass sie eine Stimme höre, die zu ihr gesagt habe: „Ich kann dich auch zum Mörder machen.“Die Stimme sei „schadenfroh“. Ermittlern hatte sie nach ihrer Festnahme gesagt, dass die Stimme ihr nicht die Tat befohlen habe. Jedoch seien ihre Gedanken von außen beeinflusst worden. Quelle dieser Beeinflussung sei eine Frau, die sie als „Gifthexe“betitelte. An die Taten habe sie allenfalls dunkle Erinnerungen, sagte sie demnach. Dennoch verschickte sie im Nachhinein Botschaften unter anderem an eine Arztpraxis, in denen sie sich mit wirren Worten dazu bekannte.