Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Für Betrieb der Kläranlage kommt externe Firma mit ins Boot
Gemeinderat Westerheim beauftragt die „RBS wave GmbH“mit einer operativen Betriebsunterstützung an bis zu 130 Tagen im Jahr
WESTERHEIM - Was die Führung und Betreuung der Kläranlage angeht, so holt die Gemeinde Westerheim einen externen Dienstleister mit ins Boot: die „RBS wave GmbH“. Der Westerheimer Gemeinderat beauftragte diese dienstleistende Firma mit der operativen Betriebsunterstützung bis zu maximal 130 Tagen im Jahr. Mit der Unterstützung soll der immer umfangreicher und komplizierter werdenden Betriebsführung Rechnung getragen werden, aber auch der personellen Lage.
Aktuell sei mit Dietmar Hofele nur noch ein Klärwärter in Vollzeit für die Abwasserbeseitigung verantwortlich, da die unterstützende Zweitkraft ausgeschieden ist, erläuterte Bürgermeister Hartmut Walz die Personalsituation. Und Klärwärter Hofele schleppe rund 95 Tage alten Urlaub mit, den er im nächsten Frühjahr abbauen möchte. Generell sei es schwierig, auf dem angespannten Arbeitsmarkt einen qualifizierten Klärwärter zu finden, fasste Walz die Lage so zusammen: „Bei Urlaub oder Krankheit des Klärwärters ist keine Vertretung vorhanden und der Betrieb muss rund um die Uhr gewährleistet sein.“
Der Rathauschef schlug deshalb dem Gemeinderat vor, auf eine operative Unterstützung bei der Betriebsführung zurückzugreifen, und da bringe die Firma „RBS wave GmbH“gute Voraussetzungen mit, und das auch zu annehmbaren finanziellen Konditionen. „Durch den externen Betreiber haben wir eine Möglichkeit, die Kläranlage langfristig professionell zu führen, und das in eigener Trägerschaft“, sagte Walz. Urlaubs- und Krankheitsvertretung könnten von dem externen Betreiber aufgefangen werden. Er verwies darauf, dass die „RBS wave GmbH“auf einen großen und erfahrenen Personenpool zurückgreifen könne, die Mitarbeiter könnten für eine sachgemäße Abwasserbeseitigung sorgen. Walz ließ wissen, dass das Unternehmen auch in unmittelbarer Nachbarschaft für Kläranlagen operativ zuständig sei, so in Römerstein und Heroldstatt.
Unter die Frage „Wie geht es perspektivisch weiter, wenn unser Klärwärter Urlaub hat oder krankheitsbedingt ausfällt?“stellte Bürgermeister Walz seine Ausführungen und empfahl die operative Betriebsführung. So könne die Gemeinde Westerheim dauerhaft auf eine Stellvertretung zurückgreifen. Die Gemeindeverwaltung habe deshalb Gespräche, mit der „RBS wave GmbH“mit Hauptsitz in Stuttgart geführt, die über viel Erfahrung verfüge.
Ingenieur Peter Winkler stellte die „RBS Wave GmbH“vor, die bereits für etliche Kläranlagen im Lande zuständig ist, so auch für einige auf der Schwäbischen Alb. Das Unternehmen mit Standorten in Stuttgart, Ettlingen, Ellwangen, Tuttlingen, Rheinhausen und Biberach hat gut 150 Mitarbeiter in den Geschäftsfeldern Energietechnik, Wasser- und Abwasser sowie Infrastruktur. Es ist ein Unternehmen der EnBW Energie Baden-Württemberg AG. „Wir können auf einen ganzen Personenpool zurückgreifen. Mitarbeiter unseres Hauses gewährleisten bei Verhinderung oder im Notfall den sachgemäßen Betrieb der Abwasserbeseitigung“, sicherte Winkler zu.
Was die Kosten angeht, so legte die RBS wave GmbH ein Angebot vor, mit dem der Westerheimer Gemeindrat leben konnte: So sind für 30 Tage Urlaubs- und Krankheitsvertretung pro Jahr sowie für eine Rufbereitschaft jährlich 17 200 Euro zu entrichten, wobei ausschließlich die erbrachten Einsatzzeiten bei einem Stundensatz von 60,20 Euro zu erbringen sind. Der aktuelle Planansatz für die Personalaufwendungen der Gemeinde Westerheim im Abwassersektor liegt bei 96 000 Euro für eineinhalb Stellen. Zu der Angebotssumme für 30 Tage im Jahr kommt einmalig 536 Euro an Sicherheitsunterweisung und 5295 Euro für eine Bestandsaufnahme der Kläranlage einschließlich einer Sicherheitsbegehung.
Angesichts der Tatsache, dass der Westerheimer Klärwärter noch 95 Tage alter Urlaub hat, wollte der Gemeinderat die Stundenzahl erhöht wissen, zunächst auf 60, dann auf 90 und schließlich auf bis zu 130 Tage pro Jahr. So soll gewährleistet sein, dass der Urlaub komplett abgebaut werden könne und bei einem Krankheitsfall Vorsorge getroffen ist. Das sei dann eine langfristige und große Lösung, so der Tenor im Rat.
Bei der allgemeinen Aussprache zu dem Thema machte Bürgermeister Hartmut Walz nochmals deutlich, dass die Trägerschaft der Kläranlage bei der Gemeinde bleibe, auch wenn sie von einem externen Dienstleister künftig begleitet werde. Klar sei, dass die umfangreichen und technisch immer anspruchsvolleren Aufgaben mit einer kommenden digitalen Umrüstung nur von gut geschultem Personal geleistet werden könne, legte Walz dar.
Und da wäre die Gemeinde bei der „RBS wave GmbH“in guten Händen. Es gehe um die Zukunftsperspektive. „Wir müssen wissen, wohin unsere Reise beim Abwasser geht“, sagte der Schultes. Die Gemeinde
sollte sich nicht auf Experimente einlassen und sich einem erfahrenen Team mit Fachwissen anvertrauen. Er lobte noch ausdrücklich die hervorragendes Arbeit, die Dietmar Hofele auf der Kläranlage leiste, zuletzt bei der umfangreichen Betonsanierung unter schwierigen Rahmenbedingungen. „Mit Herzblut und großem Engagement“verrichte er seine tägliche Arbeit. „Gerade in den Jahren 2020 und 2021 haben wir mit der Sicherstellung des Klärbetriebs während der Betonsanierung gemerkt, dass es sich bei der Abwassertechnik um eine sehr herausfordernde Arbeit handelt“, sagte Walz. Die Westerheimer Kläranlage mit der vierten Reinigungsstufe genieße Vorbildfunktion.
Bei der Aussprache brachte Hermann W. Tappe die Frage ins Spiel, ob die Gemeinde nicht die gesamte Betriebsführung bei der Kläranlage abgeben sollte. Diese Anregung fand im Gremium allerdings keine Unterstützung, es wollte die Betriebsführung nicht aus den Händen der Gemeinde geben. Ihm sei sogar lieber, man könnte nochmals eigenes Personal zu 50 Prozent einstellen, sagte Wolfram Meyer. Er halte eine Kooperation für gut, die Frage einer Auslagerung stelle sich nicht, da gebe es keine Veranlassung, betonte Thomas Meffle. „Bei einer operativen Betriebsunterstützung vergeben wir nichts, da bleiben uns alle Wege offen“, unterstrich Walz. So sah es auch Wilma Rauschmaier, die eine flexible Vereinbarung sah. Mit bis zu 130 Tagen für Urlaubs- und Krankheitsvertretung sei Luft nach oben, so wie es die Gemeinde brauche.
Einstimmig beauftragte dann der Westerheimer Gemeinderat bei der Sitzung am Dienstagabend die Firma „RBS wave GmbH“entsprechend ihrem Angebot mit der operativen Betriebsunterstützung mit bis zu 130 Arbeitstagen im Jahr.