Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Momente des Glücks
Fußball: Der FV Illertissen geht als Tabellenvierter der Regionalliga Bayern in die Winterpause
ILLERTISSEN - Für den FV Illertissen hat die Winterpause bereits begonnen. Eine willkommene Ruhephase nach einer kräftezehrenden Hinserie. Regionalliga-Alltag, Pokal-Wettbewerb und dazu die Herausforderungen an den Amateursport in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie – all das haben die Fußballer in den vergangenen Monaten mit Bravour gemeistert. Überraschend steht die Mannschaft in der Regionalliga Bayern sogar auf Rang vier, mit Tuchfühlung zur Spitze.
„Das hat niemand erwartet und es ist natürlich sehr erfreulich. Aber noch viel mehr Freude bereitet es mir, wenn ich sehe, wie viel Potenzial noch in der Mannschaft steckt. Viele unserer Spieler haben sich taktisch, technisch und auch persönlich weiterentwickelt“, sagt FVI-Trainer Marco Konrad. Kein Wunder, dass seine Zwischenbilanz zum Ende des Jahres durchweg positiv, ja fast schon ein kleines bisschen euphorisch ausfällt.
Doch es gehört wohl in einer solchen Situation auch zu den Aufgaben eines guten Trainers, seinen Kickern die Freude am Moment zu lassen, gleichzeitig aber auch zu mahnen. Konrad meint daher: „Es ist uns aber auch bewusst, dass wir diesen Kampfgeist, diesen Teamspirit nach der Pause wieder neu erwecken müssen.“
Ob dann der Kader, wenn es im Januar nach den Feiertagen wieder losgeht, noch derselbe ist wie vor Weihnachten, darüber ist sich auch der Chefanweiser noch nicht im Klaren. Denn der Illertisser Erfolg weckt Begehrlichkeiten. „Dass für manche Spieler Anfragen von anderen Klubs kommen, ist kein Geheimnis und ganz normal“, sagt Konrad. Dass beispielsweise Torjäger Semir Telalovic (bislang 14 Treffer in der Regionalliga Bayern) gleich für mehrere höherklassige Klubs – unter anderem den TSV 1860 München und den 1. FC Nürnberg – interessant ist, überrascht beim FVI niemanden mehr. Konrad würde den 21-Jährigen, der vor der Saison vom SSV Ehingen-Süd aus der Verbandsliga kam, aber gerne noch in Illertissen behalten.
Einerseits natürlich, weil er in den vergangenen Monaten oftmals eine Art sportliche Lebensversicherung für sein Team war. Andererseits sei aber auch der richtige Moment für den nächsten Schritt in der Entwicklung noch nicht gekommen. Konrad sagt: „Es gab auch Spiele, in denen man gesehen hat, dass er noch Zeit braucht. Dass er so stark ist, ist letztlich auch ein Verdienst der ganzen Mannschaft. Wenn ein solcher Spieler in die 3. Liga wechselt, ist er da oftmals nur einer von vielen.“
Der Cheftrainer selbst hegt hingegen trotz des Erfolgs keine großen Ambitionen. Momentan zumindest. Ganz bescheiden spricht er über seine Person. „Natürlich spielt der Trainer eine Rolle. Dazu gehören aber auch ein gutes Umfeld und eine intakte Mannschaft. Aber ja, ein Trainer hat seine Aufgaben und ich glaube, es ist mir ganz gut gelungen, diese zu erfüllen“, sagt Konrad.
Er fühle sich wohl in Illertissen, lobt den ganzen Stab um ihn herum – vom Co-Trainer über Arzt und Physiotherapeuten bis hin zum Sportlichen Leiter und den Vorständen. Vor Kurzem haben Konrad und sein Assistent Timo Räpple daher auch ihre Verträge beim Verein verlängert. „Dass alle im Kader Fußball spielen können, das wissen wir. Aber es sind dieser große Wissensdurst, der gegenseitige Respekt, die Wertschätzung und der humorvolle Umgang miteinander, die uns in dieser Saison auszeichnen“, sagt der 47-Jährige.
Im Rückblick auf die Pflichtspiele in der Saison 2021/2022 attestiert er seiner Mannschaft reihenweise Energieleistungen. „Es gab keine fünf Halbzeiten, die wirklich schlecht waren“, meint er. Auf eine Partie geht er detaillierter ein: das Hinspiel im Vöhlinstadion gegen den FC Bayern München II, ein 1:1. „Da hatten wir die Jungprofis am Rande einer Niederlage“, meint der Coach. Stolz mache ihn auch der Blick auf die Tabelle. Mit dem FC Bayern II, Bayreuth und Schweinfurt stehen drei Mannschaften vor dem FVI, die allesamt unter Profibedingungen arbeiten. „Natürlich leistet man dort auch tolle Arbeit. Davor ziehe ich den Hut. Aber wir müssen vieles anders anpacken. Wir treten unter ganz anderen Voraussetzungen gegeneinander an.“