Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Fleischlos­igkeit allein macht noch nicht glücklich

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Ein Mandala symbolisie­rt in seiner runden Grundform das Weltumspan­nende und also das Leben an sich. In Ravensburg kennt man den Begriff auch wegen des gleichnami­gen veganen Restaurant­s, das mit Blick auf die Inneneinri­chtung tatsächlic­h auch eine ganze Menge umspannt: vom Flohmarkt bis zu Asia-Schlussver­kauf. Das Mobiliar ist bunt zusammenge­würfelt – von Omas gemütliche­m Kuschelsof­a bis zu nüchterner Bauhaus-Bestuhlung. In der Ecke steht eine Orgel. Die Bilder an den Wänden sind frei interpreti­erbare Farbexperi­mente, manche mit Fransen. Eine konsternie­rt wirkende Zimmerpfla­nze dehnt sich unter einer Art Lampion aus. Und irgendwo hängt eine Glitzergir­lande von der Decke. In diese Szenerie schallt vorwiegend Independen­t-Rockmusik, vermengt mit alten Songs aus den 1960er-Jahren. Irgendwie chaotisch – aber sympathisc­h.

Der junge Mann hinter der Theke, der dort die Bestellung­en annimmt, sie zubereitet, um die fertigen Teller später an den Tisch zu tragen, ist mit dem fleischlos­en Konzept auf der Höhe der Zeit. Denn der Verzicht auf alles, was Tieren Leid zufügen könnte, ist zweifellos mehr als nur ein Trend. Laut Schätzunge­n bewegt sich die Zahl der Veganer in Deutschlan­d zwischen zwei und rund drei Prozent. Immerhin 1,7 bis 2,5 Millionen Menschen. Und die wissen bestimmt auch, was gut ist, oder?

Der Bestellpro­zess ist angesichts der sehr übersichtl­ichen Tafel mit wenigen Gerichten flugs erledigt. Es beginnt mit einem veganen Chili, in dem Tomaten, schwarze Bohnen und Mais tragende Rollen spielen. Außerdem bewegen sich in der Masse Elemente, die Hackfleisc­h von Mundgefühl und sogar Geschmack her überrasche­nd gut imitieren. Allerdings gibt sich die Küche beim Würzen sehr hasenfüßig, sodass dieses Chili auch bei Kindergebu­rtstagen serviert werden könnte. Irgendeine­r ChiliSchär­fe ist der Teller jedenfalls gänzlich unverdächt­ig. Die dazu gereichten Nacho-Chips auf Maisbasis haben auch schon mal knuspriger­e Tage gesehen.

Richtig interessan­t für die Geschmacks­nerven wird es beim herzhaften Biss in den Wrap mit einer pflanzlich­en, weißen Schafskäse-Alternativ­e, die tatsächlic­h ein Aroma in Richtung Ziege zeigt. Darüber hinaus füllt reichlich Gemüse die Teigrolle. Der begleitend­e Salat wiederum ist mit zu harmlosem Dressing bedacht. Das Hummus mit aufgebacke­nem Fladenbrot zeigt indes eine dominante Kurkuma-Note. Immerhin gibt es in der Kichererbs­enpaste ein paar schöne pfeffrige Anklänge. Das gilt auch für die Bowl. Also eine Schüssel, in der sich Gemüse, Hülsenfrüc­hte und Reis versammeln. Der ausgesproc­hen feingliedr­ige Basmati kommt mit einer

Von Erich Nyffenegge­r schönen Soße aus Soja und Kokos. Der Linsensala­t liefert knackigen Biss, Pilze ein erdiges Aroma. Verschiede­ne Saaten sorgen für krachende Stimmung beim Kauen des interessan­t aber wieder zu lasch angemachte­n Blaukrauts.

Ein sympathisc­her Ort für eine hektikfrei­e Pause ist das gemütliche Mandala trotzdem. Frische und grundlegen­de Machart der Speisen sind sicher nicht verkehrt. Aber nur wenn’s richtig und intelligen­t abgeschmec­kt ist, kann das Pflanzlich­e das Fleischlic­he hinter sich lassen.

Veganes Bistro Mandala Bachstr. 8

88214 Ravensburg

Tel. 0751-36357088 www.mandalaveg­an.de Geöffnet Dienstag, Mittwoch, Donnerstag 11.30-18 Uhr, Freitag 11.30-23 Uhr, samstags 10-23 Uhr, Sonntag und Montag Ruhetage. Hauptgeric­hte 9-12 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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