Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Monatliche Raten bis ans Lebensende
Private Rentenversicherungen galten lange als Grundpfeiler der privaten Altersvorsorge
STUTTGART - Hurra, wir werden immer älter! Die Lebenserwartung der Deutschen ist seit der Jahrtausendwende um drei Jahre gestiegen. Doch mit steigender Lebenserwartung wächst auch der Altersvorsorgebedarf. „Die Frage, die sich damit stellt, ist, wie lange müssen nun die Ersparnisse reichen“, sagt Matthias Reiter, Leiter Vermögensmanagement bei der Kreissparkasse Ravensburg. Niemand kann dies mit Sicherheit beantworten. Deshalb bezeichnen Versicherungsmathematiker das Risiko eines Rentenversicherers, dass eine versicherte Person länger als erwartet lebt, etwas irritierend als „Langlebigkeitsrisiko“. Wie viel aber muss man zur Seite legen, um im Herbst des Lebens wie gewünscht versorgt zu sein? Dies ist insbesondere abhängig von der Höhe des gesetzlichen Rentenniveaus, der Höhe des Einkommens, dem Zins, dem gewünschten Lebensstandard und der Lebenserwartung.
Als Grundpfeiler der privaten Altersvorsorge galten lange Jahre die privaten Rentenversicherungen, die an die Versicherten bis zu deren Lebensende einen monatlichen Betrag auszahlen. Dabei unterteilen sich die Policen in klassische und fondsgebundene Varianten sowie Verträge der „neuen Klassik“.
Die private Rentenversicherung ist mit der Lebensversicherung verwandt, bei der es allerdings keinen Gesundheitscheck gibt. Das liegt daran, dass die Versicherer, offen gesprochen, bei der Rentenversicherung einen Vorteil haben, wenn der Versicherte früh stirbt. „Was dadurch an Geld übrig bleibt, können sie stattdessen dafür verwenden, das lange Leben der anderen Versicherten zu finanzieren“, sagt Martin Klotz vom Geldratgeber „Finanztip“. Das ist der Versicherungsaspekt der privaten Rentenversicherung. Daher eignet sich die Rentenversicherung auch nicht dafür, Hinterbliebene zu versorgen. Man kann allerdings gegen Aufpreis eine sogenannte Rentengarantiezeit zugunsten der Hinterbliebenen vereinbaren.
Grundsätzlich unterscheidet man bei der Rentenversicherung zwischen zwei Ausprägungen. Da ist zum einen die aufgeschobene Rentenversicherung, in die der Versicherte über Jahre regelmäßig Beiträge einbezahlt. Das angesparte Kapital wird dann ab dem vereinbarten Rentenbeginn als monatliche Leibrente ausbezahlt. Es ist auch möglich, sich das Geld auf einen Schlag auszahlen zu lassen. Aber Achtung, eine monatliche Rentenzahlung ist laut „Finanztip“in der Regel steuerlich günstiger als die Auszahlung in einer Summe. Bei der Leibrente kann man zwischen einer dynamischen und einer konstanten Rente wählen. Letztere bleibt während der gesamten Rentenphase gleich hoch, während die dynamische Variante zu Beginn etwas niedriger ausfällt, aber mit der Zeit ansteigt. „Aufgrund der Anpassung verliert die Rente durch die Inflation weniger an Wert und lohnt sich vor allem, wenn jemand sehr alt wird“, erläutert Klotz.
Die zweite Variante stellt die Sofortrente dar, bei der der Versicherte eine Einmaleinlage einbezahlt. In der Regel verrentet die Versicherung diese Verträge unmittelbar und beginnt umgehend mit der Ausbezahlung eines Monatsbeitrags. „Damit können die Versicherten von Anfang an sicher planen“, sagt Reiter.
Die Höhe der monatlich garantierten Rente ist abhängig vom vorhandenen Kapital und den dann gültigen Zinsen. Wie der Experte vorrechnet, liegt bei einer Verrentung ab dem 67. Lebensjahr der Ertragsanteil bei 17 Prozent. Das heißt, von einer Jahresrente in Höhe von zum Beispiel 12 000 Euro sind nur 2040 Euro steuerpflichtig. Bei einem unterstellten Steuersatz von 20 Prozent beträgt demnach die zu zahlende Steuer 408 Euro. Die Rente nach Steuern liegt somit bei 97 Prozent.
Um die Bedeutung eines frühen Einstiegs in eine private Rentenversicherung zu illustrieren, macht Reiter eine einfache Rechnung auf. Möchte ein heute 20-Jähriger von seinem 65. bis zu seinem 85. Lebensjahr eine monatliche Zusatzrente von 1000 Euro erhalten, muss er von heute an monatlich 118 Euro ansparen. Für einen 40-Jährigen liegt die Ansparsumme bereits bei 403 Euro pro Monat. Und ein 60-Jähriger müsste gar 3529 Euro aufbringen – Monat für Monat. Und dabei ist noch nicht einmal sicher, ob die hier angenommene Wertentwicklung von fünf Prozent erreicht wird.
Inwieweit sich derartige Verträge lohnen, soll in der kommenden Woche die Frage sein.