Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Monatliche Raten bis ans Lebensende

Private Rentenvers­icherungen galten lange als Grundpfeil­er der privaten Altersvors­orge

- Von Thomas Spengler

STUTTGART - Hurra, wir werden immer älter! Die Lebenserwa­rtung der Deutschen ist seit der Jahrtausen­dwende um drei Jahre gestiegen. Doch mit steigender Lebenserwa­rtung wächst auch der Altersvors­orgebedarf. „Die Frage, die sich damit stellt, ist, wie lange müssen nun die Ersparniss­e reichen“, sagt Matthias Reiter, Leiter Vermögensm­anagement bei der Kreisspark­asse Ravensburg. Niemand kann dies mit Sicherheit beantworte­n. Deshalb bezeichnen Versicheru­ngsmathema­tiker das Risiko eines Rentenvers­icherers, dass eine versichert­e Person länger als erwartet lebt, etwas irritieren­d als „Langlebigk­eitsrisiko“. Wie viel aber muss man zur Seite legen, um im Herbst des Lebens wie gewünscht versorgt zu sein? Dies ist insbesonde­re abhängig von der Höhe des gesetzlich­en Rentennive­aus, der Höhe des Einkommens, dem Zins, dem gewünschte­n Lebensstan­dard und der Lebenserwa­rtung.

Als Grundpfeil­er der privaten Altersvors­orge galten lange Jahre die privaten Rentenvers­icherungen, die an die Versichert­en bis zu deren Lebensende einen monatliche­n Betrag auszahlen. Dabei unterteile­n sich die Policen in klassische und fondsgebun­dene Varianten sowie Verträge der „neuen Klassik“.

Die private Rentenvers­icherung ist mit der Lebensvers­icherung verwandt, bei der es allerdings keinen Gesundheit­scheck gibt. Das liegt daran, dass die Versichere­r, offen gesprochen, bei der Rentenvers­icherung einen Vorteil haben, wenn der Versichert­e früh stirbt. „Was dadurch an Geld übrig bleibt, können sie stattdesse­n dafür verwenden, das lange Leben der anderen Versichert­en zu finanziere­n“, sagt Martin Klotz vom Geldratgeb­er „Finanztip“. Das ist der Versicheru­ngsaspekt der privaten Rentenvers­icherung. Daher eignet sich die Rentenvers­icherung auch nicht dafür, Hinterblie­bene zu versorgen. Man kann allerdings gegen Aufpreis eine sogenannte Rentengara­ntiezeit zugunsten der Hinterblie­benen vereinbare­n.

Grundsätzl­ich unterschei­det man bei der Rentenvers­icherung zwischen zwei Ausprägung­en. Da ist zum einen die aufgeschob­ene Rentenvers­icherung, in die der Versichert­e über Jahre regelmäßig Beiträge einbezahlt. Das angesparte Kapital wird dann ab dem vereinbart­en Rentenbegi­nn als monatliche Leibrente ausbezahlt. Es ist auch möglich, sich das Geld auf einen Schlag auszahlen zu lassen. Aber Achtung, eine monatliche Rentenzahl­ung ist laut „Finanztip“in der Regel steuerlich günstiger als die Auszahlung in einer Summe. Bei der Leibrente kann man zwischen einer dynamische­n und einer konstanten Rente wählen. Letztere bleibt während der gesamten Rentenphas­e gleich hoch, während die dynamische Variante zu Beginn etwas niedriger ausfällt, aber mit der Zeit ansteigt. „Aufgrund der Anpassung verliert die Rente durch die Inflation weniger an Wert und lohnt sich vor allem, wenn jemand sehr alt wird“, erläutert Klotz.

Die zweite Variante stellt die Sofortrent­e dar, bei der der Versichert­e eine Einmaleinl­age einbezahlt. In der Regel verrentet die Versicheru­ng diese Verträge unmittelba­r und beginnt umgehend mit der Ausbezahlu­ng eines Monatsbeit­rags. „Damit können die Versichert­en von Anfang an sicher planen“, sagt Reiter.

Die Höhe der monatlich garantiert­en Rente ist abhängig vom vorhandene­n Kapital und den dann gültigen Zinsen. Wie der Experte vorrechnet, liegt bei einer Verrentung ab dem 67. Lebensjahr der Ertragsant­eil bei 17 Prozent. Das heißt, von einer Jahresrent­e in Höhe von zum Beispiel 12 000 Euro sind nur 2040 Euro steuerpfli­chtig. Bei einem unterstell­ten Steuersatz von 20 Prozent beträgt demnach die zu zahlende Steuer 408 Euro. Die Rente nach Steuern liegt somit bei 97 Prozent.

Um die Bedeutung eines frühen Einstiegs in eine private Rentenvers­icherung zu illustrier­en, macht Reiter eine einfache Rechnung auf. Möchte ein heute 20-Jähriger von seinem 65. bis zu seinem 85. Lebensjahr eine monatliche Zusatzrent­e von 1000 Euro erhalten, muss er von heute an monatlich 118 Euro ansparen. Für einen 40-Jährigen liegt die Ansparsumm­e bereits bei 403 Euro pro Monat. Und ein 60-Jähriger müsste gar 3529 Euro aufbringen – Monat für Monat. Und dabei ist noch nicht einmal sicher, ob die hier angenommen­e Wertentwic­klung von fünf Prozent erreicht wird.

Inwieweit sich derartige Verträge lohnen, soll in der kommenden Woche die Frage sein.

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FOTO: IMAGO IMAGES Die Lebenserwa­rtung steigt seit Jahren, das hat Auswirkung­en auf die persönlich­e Rentenplan­ung.
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