Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Es brennt im Netz

Gefährlich­e Software-Sicherheit­slücke alarmiert Bundesamt

- Von Andrej Sokolow

BERLIN (dpa) - Eine gefährlich­e Schwachste­lle in einer vielbenutz­ten Server-Software lässt die Alarmglock­en bei IT-Experten läuten. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) setzte am Samstag seine Warnstufe zu der Sicherheit­slücke von Orange auf Rot hoch. Es gebe weltweit Angriffsve­rsuche, die zum Teil erfolgreic­h gewesen seien, hieß es zur Begründung. „Das Ausmaß der Bedrohungs­lage ist aktuell nicht abschließe­nd feststellb­ar“, warnte das Amt, das auch für die IT-Sicherheit der Bundesregi­erung verantwort­lich ist.

Die Schwachste­lle steckt in einer oft genutzten Bibliothek für die JavaSoftwa­re. Die Sicherheit­slücke kann dafür sorgen, dass Angreifer unter Umständen ihren Softwareco­de auf den Servern ausführen können. Damit könnten sie zum Beispiel ihre Schadprogr­amme dort laufen lassen. Die Schwachste­lle ist auf einige ältere Versionen der Bibliothek mit dem Namen Log4j beschränkt. Allerdings hat niemand einen vollen Überblick darüber, wo überall die gefährdete­n Versionen von Log4j genutzt werden.

Unsichtbar für die Internet-Nutzer lief am Wochenende ein Wettlauf zwischen IT-Experten und OnlineKrim­inellen, die automatisi­ert nach anfälligen Servern suchen lassen. „Im Moment liegt die Priorität darauf, herauszufi­nden, wie weit verbreitet das Problem wirklich ist“, sagte Rüdiger Trost von der IT-Sicherheit­sfirma F-Secure. „Leider machen nicht nur Sicherheit­steams, sondern auch Hacker Überstunde­n, um die Antwort zu finden.“

Besonders heimtückis­ch: Angreifer könnten jetzt mit Hilfe der Lücke auch nur unauffälli­ge Hintertüre­n für sich einbauen, warnte Trost. „Die eigentlich­en Angriffe erfolgen sicherlich erst Wochen oder viele Monate später.“

Erschweren­d kommt hinzu, dass zumindest einige Angreifer möglicherw­eise mehr Vorlauf hatten als zunächst angenommen. Das Problem wurde öffentlich bekannt, nachdem die Sicherheit­slücke am Donnerstag auf Servern für das Online-Spiel „Minecraft“auffiel. Nachträgli­ch stellte die IT-Sicherheit­sfirma Cloudflare allerdings fest, dass schon mindestens seit dem 1. Dezember auf die Sicherheit­slücke ausgericht­ete Angriffsve­rsuche im Umlauf waren. Allerdings habe es erst zum Wochenende Attacken auf breiter Front gegeben.

Log4j ist eine sogenannte Logging-Bibliothek. Sie ist dafür da, diverse Ereignisse im Server-Betrieb wie in einem Logbuch festzuhalt­en – zum Beispiel für eine spätere Auswertung von Fehlern. Die Schwachste­lle kann schon allein dadurch aktiviert werden, dass in dem Log eine bestimmte Zeichenfol­ge auftaucht, zum Beispiel durch eine Nachricht. Damit ist sie eher einfach auszunutze­n, was Experten in große Sorge versetzte. Zugleich haben die Systeme großer Anbieter meist mehrschich­tige Schutzmech­anismen.

IT-Sicherheit­sfirmen und JavaSpezia­listen arbeiteten am Wochenende daran, die Schwachste­lle zu stopfen. Für die betroffene­n Versionen der quelloffen­en Log4j-Bibliothek gibt es inzwischen ein Update. Allerdings greift sein Schutz erst, wenn Dienstebet­reiber es installier­en. Deshalb baute der Firewall-Spezialist Cloudflare für seine Kunden einen Mechanismu­s ein, der Angriffe blockieren soll.

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FOTO: DPA Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik setzte die Warnstufe mit Blick auf die Sicherheit­slücke von Orange auf Rot.

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