Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
In einem Jahr öffnet die neue Strecke
Am Ulmer Hauptbahnhof wurde eine Countdown-Uhr zur Bahnstrecke enthüllt
ULM/LACHINGEN - Genau 365 Tage vor der Eröffnung wurde am Samstagmittag in der Halle des Ulmer Hauptbahnhofs eine CountdownUhr enthüllt, die die Tage bis zur Eröffnung der neu gebauten DBSchnellfahrstrecke zählt. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Ulm und Stuttgart um 15 Minuten und 2025 soll sich durch die Eröffnung des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs die Fahrzeit um eine weitere Viertelstunde verkürzen.
Laut Projektgeschäftsführer Olaf Drescher sind die Bauarbeiten im Zeitplan, auch Corona und Lieferprobleme bei Halbleitern und Stahl verursachen keine Probleme. Die letzten technischen Anlagen sind bereits angeliefert, werden in den kommenden Monaten eingebaut und in Betrieb genommen. Anspruchsvoll bleiben die Bauarbeiten jedoch, da am 11. Dezember 2022 der Abschnitt Wendlingen-Ulm fertiggestellt ist, die Verbindung zum Stuttgarter Hauptbahnhof und Stuttgart21 aber noch bis 2025 benötigen.
„Ich freue mich richtig darauf“, entfuhr es dem Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch, dass nach Jahrzehnten voller Diskussionen, Bautätigkeiten und Entbehrungen die Neubaustrecke in einem Jahr in Betrieb gehen wird. Das Jahr 2022 sieht Czisch als Schlüsseljahr für die Stadtentwicklung und die neue Bahnstrecke steht für eine Zukunftsperspektive.
Binnen zehn Jahren hat die Stadt Ulm 130 Millionen Euro investiert, um eine neue Straßenbahnlinie zu bauen, eine Tiefgarage am Bahnhof, den gesamten Bahnhofsvorplatz einschließlich Busbahnhof umgestaltet. Nun bleibt für Czisch noch der große Wunsch übrig, dass das Bahnhofsgebäude selbst durch die Bahn zukunftsfähig gemacht wird und die steigenden Fahrgastzahlen aufnehmen kann. Hier diskutiert die Stadt schon seit Jahren mit der Bahn über den Umfang der Bahnhofssanierung und die Kosten.
Der Zweckverband Schwäbische
Alb wurde gegründet, um gemeinsam mit der Bahn den Bahnhof Merklingen zu realisieren, der in den ersten Planungen der Neubaustrecke überhaupt nicht enthalten war und durch das Engagement der Alb-Gemeinden möglich wurde. Dementsprechend sieht sich auch der Zweckverbandsvorsitzende und Laichinger Bürgermeister Klaus Kaufmann auf der Zielgeraden und spricht von einem neuen Zeitalter der Mobilität für die gesamte Region Laichinger Alb und Oberes Filstal. Durch die schnelle Bahnverbindung wird die Alb für Kaufmann keineswegs zu einem Vorort von Stuttgart. Die Region sei selbstbewusst genug, um nicht zur Schlafstadt werden, sondern ihre eigene Entwicklung zu gehen.
Ministerialdirektor Berthold Frieß aus dem baden-württembergischen Verkehrsministerium freute sich ebenfalls über den von Land und Kommunen finanzierten Bahnhof Merklingen, der eine ganze Region neu für den Schienenverkehr erschließt. Auch das Filstal profitiert von der Neubaustrecke, denn die zukünftig über Merklingen fahrenden Fernzüge geben Fahrplantrassen auf der alten Strecke frei und der Regionalverkehr über Geislingen kann ebenfalls verbessert werden. Auch auf der neu elektrifizierten Südbahn von Ulm nach Friedrichshafen sind die Fahrgäste jetzt schneller unterwegs.
Am 11. Dezember 2022 wird die 60 Kilometer lange Neubaustrecke Wendlingen-Ulm in Betrieb gehen. Dafür mussten zwölf Tunnel, 37 Brücken und der Bahnhof Merklingen neu gebaut werden. Neben dem bis zu 250 Stundenkilometer schnellen Fernverkehr werden auch stündliche Nahverkehrszüge von Ulm über Merklingen nach Wendlingen fahren, dort kann man nach Stuttgart oder Tübingen umsteigen. Durch die verkürzte Fahrzeit zwischen Stuttgart und Ulm ergeben sich auch weiter in Richtung Friedrichshafen und Kempten verkürzte Umstiegszeiten und damit weitere Reisezeitverkürzungen.