Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Stuttgart sendet Signale

Dem wichtigen Sieg des VfB in Wolfsburg folgt das Bekenntnis von Sportdirek­tor Mislintat

- Von Christoph Lother und Sebastian Stiekel

STUTTGART (dpa) - Erst nahmen die Spieler des VfB Stuttgart den Fans einen Teil ihrer Sorgen, dann der Sportdirek­tor. Den wichtigen drei Punkten durch das 2:0 (1:0) beim VfL Wolfsburg am Samstag folgte am Sonntag das klare Bekenntnis von Sven Mislintat. Der 49-Jährige will seinen Vertrag beim Fußball-Bundesligi­sten erfüllen – unabhängig davon, wer Nachfolger des scheidende­n Vorstandsv­orsitzende­n und Sportvorst­andes Thomas Hitzlsperg­er wird. Wer fürchtete, Mislintat würde durch die bisher glücklose Suche des Aufsichtsr­ats um Präsident Claus Vogt nach neuem Führungspe­rsonal vergrault, kann also aufatmen.

„Wenn ich die Mannschaft und die tägliche Arbeit in dieser Gruppe sehe, was wir da für eine Dynamik haben, die sich auch widerspieg­elt in dem Spiel gestern, dann bin ich mit vollem Herzblut dabei und respektier­e hundertpro­zentig meinen Vertrag und bleibe – unabhängig von der Entscheidu­ng“, sagte Mislintat am Sonntag bei Sky.

Die Diskussion, wer Hitzlsperg­er nachfolgt, hält die Stuttgarte­r seit Tagen auf Trab. Der frühere Nationalsp­ieler hatte angekündig­t, seinen im Oktober auslaufend­en Kontrakt nicht zu verlängern. Mislintat, dessen Vertrag beim VfB noch bis zum 30. Juni 2023 läuft, würde den Posten des Sportvorst­ands gerne intern besetzt wissen. Noch ist unklar, ob Hitzlsperg­ers Ämter auf eine oder zwei Personen verteilt werden. „Es gibt im Moment keine klaren Aussagen dazu“, sagte Mislintat. „Es ist weiterhin eine inhaltlich­e und offene Diskussion.“

Das Wichtigste sei, dass der eingeschla­gene Weg des VfB „beschützt“werde, betonte der Sportdirek­tor. Der frühere Chefscout von Borussia Dortmund steht selbst wie kaum ein zweiter für diesen Weg, auf dem die

Schwaben zuletzt immer mehr auf junge Talente und eine neue Art der Identifika­tion mit ihren Anhängern gesetzt haben.

In Wolfsburg sendete diese junge Truppe am Samstag ein wichtiges Signal. Nachdem sie beim 2:2 gegen Hertha BSC eine Woche zuvor eine 2:0-Führung verspielt hatte, blieb sie gegen den VfL diesmal über 90 Minuten stabil und brachte den Vorsprung über die Zeit. „Wir haben eine gewisse Größe gezeigt“, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo. „Trotz der Widerständ­e und der Umstände sind wir ruhig geblieben. Wir haben uns auf unsere Leistung fokussiert und ein gutes Spiel gemacht.“

Konstantin­os Mavropanos an seinem 24. Geburtstag und Philipp Förster erzielten in der 25. und 63. Minute die Tore für die Stuttgarte­r. Der aus Wolfsburg ausgeliehe­ne Omar Marmoush hätte sogar noch nachlegen können, lupfte einen Elfmeter in der 80. Minute aber aufreizend lässig an die Latte. „Das hat nicht gerade viel mit Respekt zu tun. Das werde ich ihm auch sagen“, kommentier­te sein eigener Teamkolleg­e Förster die Szene. „Ich habe ihm gesagt: Kopf hoch, du hast ein sehr gutes Spiel gemacht“, sagte Coach Matarazzo. „Ich fände es schade, wenn er heute nur auf den Elfer reduziert wird.“

Dafür war der erste Auswärtssi­eg des VfB in der laufenden Saison einfach zu wichtig. Auch mit Blick auf die Erfolge der direkten Konkurrent­en Augsburg (2:0 in Köln) und Hertha (2:0 gegen Bielefeld). Und auch angesichts der bevorstehe­nden Mammutaufg­abe gegen den quasi schon als Herbstmeis­ter feststehen­den FC Bayern München am kommenden Dienstag (18.30 Uhr/Sky). Außenbahns­pieler Roberto Massimo, der in Wolfsburg früh verletzt raus musste, wird den Stuttgarte­rn im Jahresends­purt wohl fehlen. Immerhin kehrte dieses Wochenende aber etwas Ruhe zurück.

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