Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Knall ist verpufft

Bei Borussia Mönchengla­dbach kriselt es gewaltig

- Von Gerald Fritsche

LEIPZIG (dpa) - Vogelwilde Abwehr, harmloser Angriff, fehlender Teamgedank­e: Bei Borussia Mönchengla­dbach ist es kurz vor Weihnachte­n alles andere als friedlich. „Es ist eine gefährlich­e Situation“, befand Kapitän Lars Stindl nach dem 1:4 bei RB Leipzig. Drei Niederlage­n am Stück, 2:14 Tore, Tabellenpl­atz 13 mit nur noch zwei Punkten Vorsprung zum Abstiegsre­legationsp­latz: Es ist gerade höchst ungemütlic­h im Borussia-Park.

Noch vor einigen Wochen sah das ganz anders aus. Erst das berauschen­de 5:0 im Pokal gegen die Bayern, danach sieben Punkte aus drei Spielen in der Liga – die ambitionie­rte Borussia hatte die Champions-League-Plätze im Visier. „Ich bin ein bisschen überrascht, dass es so schnell geht, dass wir nicht mehr vertrauens­voll Fußball spielen“, sagte Sportdirek­tor Max Eberl im ZDF-Sportstudi­o. Es habe nach dem 0:6 gegen den SC Freiburg intern geknallt. „Aber der Knall hat nicht geholfen“, sagte Eberl.

„Es liegt an individuel­len Fehlern, die wir immer wieder machen. Das zieht sich durch, ein unsauberer Pass, ein verlorener Zweikampf, eine Fehlerkett­e und irgendwann steht der Gegner vor dem Tor“, analysiert­e Stindl und nahm seine Kollegen in die Pflicht: „Jeder hat etwas für sich gemacht und nicht zusammen als Team.“

Trainer Adi Hütter wollte ein Auseinande­rfallen der Mannschaft nicht bestätigen. „Jeder wollte vielleicht der sein, der in dieser Situation etwas Besonderes macht. Doch die Mannschaft ist eine Mannschaft, sie hat im Moment eine sehr schwierige und unangenehm­e Situation. Wir müssen da jetzt gemeinsam herauskomm­en“, sagte der Coach. „Ich lasse mir nicht einreden, dass wir keine Mannschaft sind, denn das sind wir definitiv. Aber wir müssen dahin zurückkomm­en, wieder mit Mut und mehr Vertrauen in ein Spiel zu gehen“, sagte Torhüter Yann Sommer.

Ansetzen muss man wohl in erster Linie im psychologi­schen Bereich. „Das Spiel gegen Freiburg war keine normale Niederlage. Das war ein wirklicher Einschnitt. Das hat an uns allen genagt. Es ist aber nicht wie bei einer Firma, dass du den Knopf drehst und dann läuft alles wieder. Denn irgendwann spielt auch die Psyche eine Rolle“, betonte Eberl. Die Frage nach Schuldigen wollte der Sportdirek­tor nicht beantworte­n. „Ich möchte keinen sehen, der auf den anderen zeigt. Wir sind alle in der Pflicht“, sagte der Sportdirek­tor. Natürlich sei auch der Trainer in der Verantwort­ung. Der zeigte sich kämpferisc­h: „Das Positive ist, dass wir schon am Mittwoch mit einem Sieg gegen Eintracht Frankfurt da einen Schritt heraus machen können“, sagte Hütter zur erhofften Krisenbewä­ltigung ausgerechn­et gegen seinen Ex-Club. Eberl sagte es deutlich drastische­r: „Wir müssen schon Eier zeigen jetzt. Wir müssen alle in diesem Wind stehen.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Kapitän Lars Stindl kritisiert seine Mitspieler.

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