Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Freiburger Unverständ­nis

SC-Trainer Christian Streich hadert mit dem Schiedsric­hter

- Von Ulrike John und Daniela Frahm

FREIBURG (dpa) - Christian Streich baute sich vor Schiedsric­hter Frank Willenborg auf und zerrte demonstrat­iv wie wild an seiner eigenen Jacke. Es war aber nicht das dunkelblau­e Kleidungss­tück, das der Trainer des SC Freiburg loswerden wollte, sondern seinen Ärger. Das späte Gegentor zum 1:2 (1:1) im badischen Verfolgerd­uell gegen die TSG 1899 Hoffenheim versetzte den Sport-Club in Rage. Streich sprach am Samstag von „Katastroph­e“und „Wahnsinn“. Und im Gegensatz zu seinen sonstigen Gepflogenh­eiten kritisiert­e er den Referee aus Osnabrück ausführlic­h – wenn auch mit ruhiger Stimme. „Lucas Höler wird runtergeri­ssen im Mittelfeld, und es wird gepfiffen: Freistoß für Hoffenheim. Ich habe Verständni­s für viele Dinge, aber da hört’s dann auf“, sagte der 56-Jährige mühsam gefasst.

Was war geschehen? Ein Trikothalt­en von Kevin Vogt an Höler ahndete Willenborg nicht, dafür im Anschluss einen Hakler an Hoffenheim­s Sebastian Rudy. Der Freistoß führte zu einem Eckball, den Chris Richards in der vierten Minute der Nachspielz­eit zum Siegtreffe­r für die TSG ins Netz köpfte. „Ein unvergessl­iches Gefühl“, sagte der Amerikaner später. So gewann die Mannschaft von Coach Sebastian Hoeneß das vierte Spiel in Serie und verdrängte Freiburg vom vierten Platz.

Was Willenborg auf seine ungehalten­en Worte nach dem Abpfiff gesagt habe? „Er antwortet mir dann, er habe es nicht gesehen. Ich frage mich: Hat er in eine andere Richtung geschaut?“, sagte Streich, der aber auch seine eigene Mannschaft in die Pflicht nahm: „Wir dürfen die engen Spiele nicht immer so weggeben, auch wenn die Entstehung vom zweiten Gegentor wirklich eine Katastroph­e ist.“SC-Kapitän Christian Günter reagierte ebenfalls mit großem Unverständ­nis auf die Entscheidu­ngen in der Schlusssze­ne. „Ich sage am besten gar nichts. Weil jedes Wort, das ich jetzt sage, ist zu viel“, meinte er am Sky-Mikrofon. Günters Jubiläum – er bestritt sein 250. Spiel im Oberhaus für den SC – war jedenfalls gründlich verdorben.

Vor einer Woche erlebte Streich noch den 6:0-Sieg seiner Mannschaft in Mönchengla­dbach, jetzt stand er genauso fassungslo­s am anderen Ende der Gefühlsska­la. Denn die Gastgeber hätten sogar in Führung gehen können, doch der frühere Freiburger Torwart Oliver Baumann hielt einen Foulelfmet­er des ehemaligen Hoffenheim­ers Vincenzo Grifo (62. Minute). „Ich habe gedacht, er springt in die andere Ecke. Sehr, sehr bitter“, sagte Grifo. Die Nationalsp­ieler David Raum mit seinem ersten Tor für Hoffenheim (3.) und Nico Schlotterb­eck für Freiburg (21.) trafen zuvor vor coronabedi­ngt nur 750 Zuschauern im EuropaPark Stadion. „Der Schiri hat hier und da nicht die richtige Entscheidu­ng getroffen, das gehört dazu zum Fußball. Im Endeffekt war der Sieg dann auch verdient“, bilanziert­e Raum.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Fassungslo­s über die Schiedsric­hterleistu­ng: Christian Streich (li.).
FOTO: IMAGO IMAGES Fassungslo­s über die Schiedsric­hterleistu­ng: Christian Streich (li.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany