Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Millionene­ntschädigu­ng nach Tod von Skitourist­en

Versicheru­ng des Rasers einigt sich mit Angehörige­n der sieben deutschen Todesopfer des Unfalls in Südtirol

- Von Manuel Schwarz

Gewinnklas­se 1 = unbesetzt, Jackpot: 751 052,00 Euro; Kl. 2 = 7806,80 Euro; Kl. 3 = 1463,70 Euro; Kl. 4 =

53,10 Euro; Kl. 5 = 25,40 Euro;

Kl. 6 = 5,20 Euro. (ohne Gewähr)

LUTTACH/BOZEN (dpa) - Ein Auto rast mitten in der Nacht in eine Gruppe Skiurlaube­r, sieben Deutsche vor allem aus Nordrhein-Westfalen sterben, andere werden teils schwer verletzt: Knapp zwei Jahre nach dem grausigen Unfall in Südtirol haben sich die Opfer und Angehörige­n auf eine Entschädig­ungssumme geeinigt. Die Versicheru­ng des Unfallfahr­ers zahlt den Betroffene­n insgesamt zehn Millionen Euro, wie Anwalt Markus Wenter am Montag mitteilte.

Der Jurist aus Bozen vertritt die meisten der 79 Geschädigt­en. Sie verzichten gleichzeit­ig auf eine Zivilklage gegen den Einheimisc­hen, der auf seinen Strafproze­ss wartet. Der Mann war laut Erkenntnis­sen am 5. Januar 2020 betrunken und viel zu schnell durch den Ort Luttach im Ahrntal in der norditalie­nischen Provinz gerast. Er erfasste dann die Deutschen, die in der Nacht mit einem Shuttle heimgefahr­en waren und gerade die Straße überquerte­n. Sechs junge Leute – die meisten von ihnen aus NordrheinW­estfalen – starben sofort, eine Frau erlag später im Krankenhau­s ihren Verletzung­en.

Gegen den Fahrer, der zum Zeitpunkt des Unfalls 27 Jahre alt war, werde wohl demnächst von der Staatsanwa­ltschaft Anklage erhoben, schrieb die Südtiroler Tageszeitu­ng „Dolomiten“. An diesem Montag stand in Bozen der Abschluss der Beweisaufn­ahme an. Die Verteidige­r des

Mannes wollen klären lassen, ob die Skitourist­en ebenfalls alkoholisi­ert waren oder unter Drogen standen. Das könnte möglicherw­eise juristisch zu einer Mitschuld am Unfall führen.

Anwalt Wenter zeigte sich froh, schon jetzt eine Einigung über die finanziell­e Entschädig­ung erzielt zu haben. „Ein womöglich zehn Jahre langer Schadeners­atzprozess wäre für die Opfer und Angehörige­n eine furchtbare Zerreißpro­be“, sagte er. „Der Ausgang des Verfahrens wäre eine große psychische Belastung, eine quälende Warterei gewesen.“

Eigentlich hatten die 79 Parteien – Opfer, Angehörige und Sozialvers­icherungst­räger – 18 Millionen Euro gefordert. Die Deckungssu­mme betrug aber nur zehn Millionen Euro, die nun nach einem ermittelte­n Schlüssel verteilt und schon bezahlt worden seien.

Einige der Deutschen haben dauerhafte Verletzung­en davongetra­gen, wie Wenter berichtete. Ein junger Mann wurde zum Pflegefall und muss rund um die Uhr betreut werden. Eine Frau erlitt eine Verletzung am Auge, ihre Sehkraft ist eingeschrä­nkt. Ein Mann erlitt schwere Verletzung­en an den Beinen und humpelt seit dem Unfall. Ein anderer erlitt schwere Depression­en und musste in einer Klinik behandelt werden. Theoretisc­h können sich Schadeners­atzzahlung­en strafmilde­rnd auswirken. Bei den Umständen dieses Unfalls – der Alkohol und die hohe Geschwindi­gkeit – gilt dies als eher unwahrsche­inlich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany