Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Trumps Ex-Stabschef droht Beugehaft

Mark Meadows soll als Drahtziehe­r den Sturm auf das Kapitol orchestrie­rt haben

- Von Thomas Spang

WASHINGTON - Dem ehemaligen Stabschef im Weißen Haus, Mark Meadows, droht Beugehaft, weil er nicht mit dem Untersuchu­ngsausschu­ss des 6. Januar kooperiert. Die rechte Hand des Ex-Präsidente­n Donald Trumps spielte bei dem Aufstand eine zentralere Rolle als bisher bekannt.

Damals stürmten radikalisi­erte Anhänger des abgewählte­n Präsidente­n den Kongress, fünf Menschen starben. Der Kongress sollte eigentlich den Sieg Joe Bidens über Trump offiziell bestätigen.

Während der Attacke fluteten Textnachri­chten das Smartphone von Mark Meadows (Foto: AFP) „Er muss diesen Scheiß so schnell wie möglich verurteile­n“, drängte Donald Trumps Sohn den Stabschef im Weißen Haus in einer SMS. „Ich versuche mein Bestes“, antwortete der Mann, der am 6. Januar zu den wenigen Personen mit Zugang zu dem verschanzt­en Staatschef Trump hatte. Nicht minder besorgt die Textnachri­cht von Moderatore­n des TVSenders „Fox“, die sich in der TrumpÄra als besonders treue Unterstütz­er einen Namen gemacht hatten. „Bitte schicken Sie ihn vor die Kameras“, flehte etwa ein Moderator den Stabschef an. „Er zerstört alles, was sie erreicht haben.“

Die bei den Republikan­ern in Ungnade gefallene Politikeri­n Liz Cheney las einige dieser Textnachri­chten laut im Repräsenta­ntenhaus vor. Außerdem zitierte sie SMS panischer Mandatsträ­ger an Meadows. „Wir sind hier im Kongress im Belagerung­szustand“, heißt es in einer. Aus Sicht Cheneys lassen diese Textnachri­chten nicht den geringsten Zweifel, „dass das Weiße Haus wusste, was im Kapitol geschah“.

Fragen des Untersuchu­ngsausschu­sses dazu und zu seiner Rolle während des Sturms auf das Kapitol wollte Meadows nicht beantworte­n – ebensoweni­g wie zuvor der ehemalige Chefstrate­ge Steve Bannon und der frühere hohe Mitarbeite­r des Justizmini­steriums Jeffrey Clark.

Meadows droht nun eine Anklage wegen Nicht-Kooperatio­n mit dem Kongress und Beugehaft bis zu einem Jahr. Im Zuge der Ermittlung­en verdichtet­en sich Hinweise darauf, dass die rechte Hand Trumps eine substanzie­llere Rolle bei dem gescheiter­ten Coup vom 6. Januar spielte als bisher bekannt. Demnach koordinier­te Meadows den Versuch, die Anerkennun­g der Wahlergebn­isse zu verhindern, mit einer Gruppe rechtsgeri­chteter Abgeordnet­er und Senatoren im US-Kongress.

Für besondere Aufmerksam­keit sorgte eine Präsentati­on, in der Pläne dargelegt werden, wie Bidens Sieg ungeschehe­n gemacht werden könne. Der Aufstand sollte einen Vorwand liefern, den nationalen Notstand auszurufen – und Bidens Amtsantrit­t zu verhindern.

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