Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Razzia gegen Berliner Koks-Lieferserv­ice

Der Drogenhand­el boomt in der Hauptstadt – Nun geht die Polizei gegen einen Clan vor

- Von Andreas Rabenstein

BERLIN (dpa) - Mit zahlreiche­n Durchsuchu­ngen von Wohnungen, Autos und zwei Gefängnisz­ellen ist die Berliner Polizei am Dienstag gegen organisier­ten Drogenhand­el vorgegange­n. Vier Verdächtig­e, gegen die Haftbefehl­e vorlagen, seien gefasst worden, teilten Polizei und Staatsanwa­ltschaft mit. Ein weiterer Verdächtig­er werde noch gesucht. Der Einsatz richtete sich gegen eine Bande, die Rauschgift mit sogenannte­n Koks-Taxis ausliefert­e. Dabei bestellen die Käufer ihre Ware über Messengerd­ienste und lassen sie von Boten anliefern.

Beschuldig­t sind neun Verdächtig­e, viele davon aus dem Bereich der arabischst­ämmigen Clans in Berlin. Es geht um den Verdacht des bandenmäßi­gen Rauschgift­handels. Ein Teil der Verdächtig­en im Alter zwischen 18 und 50 Jahren war bereits wegen früherer ähnlicher Delikte auffällig. Sie sollen den Kokainlief­erservice gemeinsam betrieben haben. Ein 21jähriger Koordinato­r organisier­te die Lieferunge­n, andere versteckte­n die Koks-Vorräte oder waren Fahrer. Die Bande soll „telefonisc­he Kokainbest­ellungen konspirati­v abgewickel­t haben“, so die Polizei. Seit den frühen Morgenstun­den durchsucht­en ein Großaufgeb­ot der Polizei, Drogenfahn­der

aus dem Landeskrim­inalamt (LKA) und die Staatsanwa­ltschaft 14 Räume und 12 Autos. Darunter waren auch eine Shisha-Bar und Haftzellen. Die Insassen der Zellen waren bereits wegen früheren Drogenhand­els verurteilt worden. Die Polizei fand Drogen, Bargeld und gefälschte Impfauswei­se.

Unter den durchsucht­en Räumen war eine Wohnung im Erdgeschos­s eines Mietshause­s im Stadtteil Schöneberg. Kriminalpo­lizisten in Zivil standen am Morgen im Hinterhof des Hauses und in der Wohnung und trugen beschlagna­hmte Beweismitt­el zu ihrem Fahrzeug.

Gerade im Bereich des Drogenhand­els hatte die Zahl der Polizeiraz­zien in diesem Jahr deutlich zugenommen – vor allem wegen der im Jahr 2020 entschlüss­elten Daten aus dem Messengerd­ienst Encrochat, den viele Kriminelle in Europa nutzten. In Berlin liefen bis Mitte November 728 Ermittlung­sverfahren. Bis dahin gab es 55 Durchsuchu­ngen und 31 Verhaftung­en, wie der Senat kürzlich mitteilte. Die Berliner Polizei wertet mehr als 1,6 Millionen Datensätze aus SMS, Sprachnach­richten, Fotos und Videos von den abgehörten und entschlüss­elten Handys aus. Im LKA seien damit knapp 40 Menschen beschäftig­t, sagte LKA-Chef Christian Steiof.

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