Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Hauptstadt der Scheidungen liegt in Ostfriesland
Trennungen in Emden am häufigsten – Ulm ist die Großstadt mit der niedrigsten Quote in Deutschland
BERLIN (KNA) - Emden ist Deutschlands Hauptstadt bei Ehescheidungen. Der Stadt in Ostfriesland folgten im Jahr 2020 Krefeld und Ludwigshafen in der Rangliste der Scheidungshochburgen. Leverkusen, im vergangenen Jahr an erster Stelle, folgt auf Rang vier. Das geht aus Daten der Statistischen Landesämter für 130 Städte hervor, die das Internetportal betrugstest.com ausgewertet und nun veröffentlicht hat. Emden war in den vergangenen Jahren mehrmals Spitzenreiter. Im Süden Deutschlands sind die Scheidungsquoten am geringsten.
Für die Statistik wurden die richterlichen Ehelösungen in das Verhältnis zu den Eheschließungen desselben Jahres gesetzt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gab es 2020 in Deutschland 373 000 standesamtliche Eheschließungen. Zugleich wurden durch richterlichen Beschluss rund 143 800 Ehen geschieden. Das waren knapp 5200 oder 3,5 Prozent weniger als 2019. Damit gab es nach der leichten Zunahme 2019 wieder eine Abnahme in der Zahl der Ehescheidungen wie stets seit 2012.
Welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf das eheliche Glück und Unglück hat, wird sich nach Einschätzung der Wiesbadener Statistiker vermutlich erst in den nächsten Jahren zeigen, da einer Scheidung in der Regel eine Trennungszeit von mindestens einem Jahr vorausgeht.
In Emden, Ostfrieslands größter Stadt, verzeichnet die Statistik eine Quote von 0,78 – also 78 Ehescheidungen auf 100 geschlossene Ehen im Jahr 2020. Auch in Krefeld und in Ludwigshafen hat das Eheglück mit einer Scheidungsquote von jeweils 0,71 nur eine sehr eingeschränkte Haltbarkeit. Leverkusen belegt mit einer Quote von 0,7 den vierten Platz im Scheidungsvergleich, dicht gefolgt von Hannover.
Im Ruhrgebiet geht es auch nicht immer harmonisch zu: In Duisburg liegt die Scheidungsquote mit 0,66 deutlich über dem Bundesschnitt von 0,39. Dahinter befindet sich mit Hamburg eine weitere Stadt Norddeutschlands, wo sich im Durchschnitt ein Paar pro 1,6 Hochzeiten scheiden lässt (0,62). Mit Halle (Saale) folgt die erste Stadt aus Ostdeutschland (0,61) vor Salzgitter (0,60). Die Top Ten komplettieren Kassel, Gera und Frankfurt am Main: Knapp sechs von zehn Paaren gehen – statistisch gesehen – wieder getrennte Wege (0,59).
Ganz anders sieht es im Süden Deutschlands aus: Mit einer Scheidungsquote von 0,19 sichert sich das rheinland-pfälzische Speyer gemeinsam mit Ulm und Coburg den Titel als Stadt mit den geringsten Scheidungsquoten. Dicht dahinter folgen Bamberg, Baden-Baden und Darmstadt, wo sich im Durchschnitt nur zwei von zehn Paaren scheiden lassen (0,2). Glücklicher sind Ehepartner auch in Heidelberg und Weimar mit einer Quote von 0,21. Zu den weiteren Städten mit einer besonders niedrigen Quote zählen Regensburg und Koblenz, wo 0,23 Scheidungen pro Eheschließung eingereicht werden.
Insgesamt, so das Internetportal, ist die Ehe-Haltbarkeit im Abwärtstrend: Nach einer bundesweiten Scheidungsquote von 0,33 im Jahr 2019 steht sie 2020 bei 0,39 – ein Anstieg von 17 Prozent.