Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Marion König
Marion König leitet die Laichinger Stadtbücherei. Dort gibt es nicht nur Lesestoff und weitere Medien, die Bücherei versteht sich auch als ein Ort der Kultur. Das schreibt sie:
„Seit knapp zwei Jahren müssen wir unser kulturelles Miteinander immer wieder stark reduzieren. Dies hatte auch direkte Auswirkungen auf den Alltag in der Laichinger Stadtbücherei. So musste unsere Bibliothek zeitweise entweder komplett geschlossen werden oder die Nutzung war eingeschränkt. Wann immer die Stadtbücherei wieder als Ort genutzt werden konnte, spürte ich, wie wichtig es ist – gerade in diesen besonderen Zeiten – unseren Leserinnen und Lesern einen Raum zur Verfügung zu stellen, der eine kleine Auszeit ermöglicht. Diese braucht es manchmal nicht nur von unserem Alltag, sondern auch von unseren Gedanken. Es ist erleichternd, wenn man kurzzeitig aussteigen kann aus dem Gedankenkarussell. Wie oft drehen sich unsere Gedanken um Situationen, aus denen wir selbst nicht herausfinden oder die wir nicht ändern können. Kurzzeitig Distanz zu gewinnen, eventuell sogar einen Perspektivenwechsel vorzunehmen, kann sehr wohltuend wirken. Und in vielen Fällen – vielleicht auch mit den passenden literarischen Impulsen – ist es sogar möglich, das Glück „im Kleinen“wieder zu entdecken, vielleicht wie ein Kind, das in jeder Schneeflocke ein neues Kunstwerk entdeckt oder für das die Landung jeder Flocke auf seiner erhitzten Wange eine wohltuend kühlende Berührung darstellt. Virginia Woolf formuliert es so: ,Im Schauen scheint alles zufällig, aber auf wundersame Weise mit Schönheit besprenkelt zu sein.’ Ich wünsche uns allen, dass wir den Winterzauber, das Schöne und Wohltuende, das uns umgibt, erkennen und es genießen können.“(cs)