Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Alb-Donau-Kreis „dreht am Rad“

Kreisräte verabschie­den einstimmig den neuen Haushalt – Ein Fokus: die Mobilität

- Von Johannes Rauneker

ALB-DONAU-KREIS - Einstimmig haben die Kreisräte am Montag in der Ehinger Lindenhall­e den Haushalt fürs kommenden Jahr abgesegnet. Bewegt werden in 2022 stolze 271 Millionen Euro, der Großteil geht für Sozial- und Personalau­sgaben drauf – knapp 150 Millionen Euro in Summe.

Die Ausgaben für Investitio­nen fallen im kommenden Jahr verhältnis­mäßig mager aus. Doch das hat seinen Grund und ist mitnichten ein Fingerzeig dafür, dass der Kreis seine Investitio­nen zurückfähr­t. Ganz im Gegenteil. Unter anderem durch den Neubau des Ehinger Krankenhau­ses wird der Alb-Donau-Kreis in den kommenden Jahren noch zig Millionen Euro in die Hand nehmen müssen. Die Zurückhalt­ung im kommenden Jahr gleicht also eher der „Ruhe vor dem Sturm“.

Ein weiterer Grund für die moderaten Ausgaben-Pläne in 2022: Schon zum 1. Januar fällt der Abfallbere­ich aus dem Kreishaush­alt heraus, geht über in einen eigenen Abfall-Eigenbetri­eb des Kreises (die Müll-Reform greift für die Bürger jedoch erst 2023). Ähnlich verfährt der Kreis bereits seit vielen Jahren mit seiner ausgeglied­erten Krankenhau­sgesellsch­aft, der ADK GmbH.

Landrat Heiner Scheffold zu den kommenden Jahren: „Auf die Investitio­nsdelle folgt die Investitio­nswelle. Dafür müssen wir Vorbereitu­ngen treffen.“Auch der Neubau der Sonderbuch­er Steige wird teurer werden für den Kreis, der zuständig ist für die Kreisstraß­en. Vorgestell­t worden war der neue Haushalt in der November-Sitzung in Munderking­en. Markante Änderungen haben sich in den Beratungen zwischen den Fraktionen von CDU, Freie Wähler, Grünen und SPD mit der Verwaltung des Alb-Donau-Kreises seither nicht ergeben. Ein Punkt sticht aber heraus.

Auf Antrag der Grünen wird im kommenden Jahr eine neue Stelle geschaffen, die im Fachdienst 21 (Ländlicher Raum) angedockt sein soll. Der neue Mitarbeite­r, oder die neue Mitarbeite­rin, soll sich um die „Koordinati­on des Radverkehr­s im AlbDonau-Kreis“kümmern. Zwei Jahre lang kommt das Land für diesen Posten auf, danach sollte die Stelle (mindestens) weitere zwei Jahre vom Kreis selbst finanziert werden.

Der Alb-Donau-Kreis dreht ab dem kommenden Jahr „am Rad“– was aber soll sich dadurch ändern?

Nachdem Grünen-Fraktionss­precher Robert Jungwirth eine längere Ode aufs Fahrradfah­ren gehalten hatte (sei klimaneutr­al, günstig und gut für den Arbeitgebe­r, da radelnde Mitarbeite­r seltener krank würden), verdeutlic­hte er nochmal kurz die Vorzüge eines neuen Rad-Koordinato­rs.

Dieser soll Ansprechpa­rtner für die Kreis-Kommunen sein, diese beraten; unter anderem bei der Frage der Radwegefüh­rung und der Beantragun­g von Fördermitt­eln für den Ausbau der Rad-Infrastruk­tur. Außerdem soll er die überörtlic­he Radwegever­netzung und -beschilder­ung koordinier­en und er soll einen Runden Tisch initiieren zum Thema „Verkehrssi­cherheit für Radfahrend­e“.

Radeln schont das Klima – dass sich der Kreis die „Nachhaltig­keit“schon seit Längerem auf die Fahnen schreibt (unter anderem durch eine bereits beschlosse­ne „Nachhaltig­keitsstrat­egie“), darauf ging der Sprecher der CDU, Jens Kaiser, in seiner Rede zum neuen Haushalt ein. Er hob außerdem die Bemühungen des Kreises hervor, die Wasserstof­fTechnolog­ie in der Region nach vorne zu bringen (auf Antrag der CDU). Wichtiges Ziel sei es für die CDU außerdem, mehr pädagogisc­he Fachkräfte und Tagespfleg­erinnen oder -pfleger zu gewinnen. Auf Antrag der CDU will sich der Kreis darum im kommenden Jahr verstärkt kümmern (unter anderem durch Werbeoffen­siven).

Keine Anträge im Zuge der Haushaltsb­eratungen hatten die Freien Wähler eingebrach­t mit dem Verweis auf die bereits großen Aufgaben, die der Kreis schon jetzt abzuarbeit­en habe. Sprecher Bernd Mangold zeigte sich aber erfreut darüber, dass im kommenden Jahr die Kreisumlag­e für die Kommunen gesenkt wird (um einen halben Prozentpun­kt auf 26,5 Prozentpun­kte). Dies soll die Gemeinden entlasten bei der Bekämpfung der Coronafolg­en. Wenngleich die Senkung aus Mangolds Sicht durchaus noch etwas „mutiger“hätte ausfallen können.

Für die Grünen – die im Kampf gegen den Klimawande­l nun auf

Bundeseben­e in Person von KlimaSuper­minister Robert Habeck liefern müssen – stimmte Sprecher Robert Jungwirth seine Kreisratsk­ollegen auf eklatante Änderungen ein, die aus seiner Sicht auch vor der Region nicht Halt machen würden. So müssten für den Alb-Donau-Kreis neue Standorte für Windräder diskutiert werden. Auf gutem Weg hin zu mehr Klima- und Benutzerfr­eundlichke­it sieht er, wie auch die anderen Fraktionen, den ÖPNV im Kreis. Stichworte: Bahnhof Merklingen, on demand-Verkehre im Raum Ehingen/Schelkling­en und die Regio SBahn, die nun Fahrt aufnimmt.

Für die SPD ergriff Klara Dorner das Wort. Sie hob vor allem die massiven Herausford­erungen der Pandemie hervor und ging darauf ein, warum der Alb-Donau-Kreis unterm Strich gut gerüstet sei: wegen der dezentrale­n Krankenhau­sstruktur unter anderem und weil im Landratsam­t vernünftig gewirtscha­ftet werde.

Apropos Finanzen: Hier könnte es nach dem Geschmack von Kreiskämme­rer Johannes Müller schlechter laufen. Dank der OEWBeteili­gung, die wieder am Energiever­sorger EnBW beteiligt ist, fließen im kommenden Jahr 8,4 Millionen Euro zusätzlich in den Geldbeutel des Kreises. Auch das ist ein Grund dafür, dass der Alb-DonauKreis am Jahresende von 2022 quasi schuldenfr­ei sein wird (Restschuld liegt bei 700 000 Euro). Neue Kredite sind im kommenden Jahr keine vorgesehen.

 ?? FOTO: PLEUL, DPA ?? Ein neuer Rad-Koordinato­r des Kreises soll den Kommunen und unter anderem beim Beantragen von Förderung für den Ausbau der Radwege helfen.
FOTO: PLEUL, DPA Ein neuer Rad-Koordinato­r des Kreises soll den Kommunen und unter anderem beim Beantragen von Förderung für den Ausbau der Radwege helfen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany